Tennis-Bundesliga Ein Sommer der anderen Art für den GHTC

Tennis · Die Bundesliga fällt dieses Jahr aus, für Teamchef Henrik Schmidt verläuft der Sommer daher ruhiger. Der Blick richtet sich aber schon auf die kommende Saison. Offen ist noch der Verbleib von Top-Spieler Christian Garin.

 Henrik Schmidt, Teamchef des Gladbacher-Bundesligateams, verlebt in diesem Jahr einen ruhigeren Sommer. Die Bundesliga findet wegen Corona nicht statt.

Henrik Schmidt, Teamchef des Gladbacher-Bundesligateams, verlebt in diesem Jahr einen ruhigeren Sommer. Die Bundesliga findet wegen Corona nicht statt.

Foto: Georg Amend

Telefonieren, Flüge prüfen, schauen, wie und wo die eigenen Spieler derzeit auf internationalen Tennisturnieren auftreten – und wer überhaupt verfügbar ist. Die vergangenen Wochen hätten durchaus stressig für Henrik Schmidt werden können. Waren sie allerdings nicht. Denn anders als üblich im Sommer musste sich der Teamchef des Gladbacher Hockey- und Tennisclubs nicht auf den Start der Bundesliga vorbereiten. Die höchste deutsche Tennis-Spielklasse findet in diesem Jahr nicht statt. Die Corona-Pandemie hat auch hier Einfluss genommen. Statt dem Lokalderby gegen den TC Blau-Weiss Neuss verfolgte Schmidt daher am vergangenen Sonntag ein Tennisturnier für Kinder. „Da dachte ich mir schon: Beim Tennis bist du trotzdem, aber du schaust dir ein anderes Niveau an“, sagt Schmidt und lacht.

Die Entscheidung, die Bundesliga-Saison auszusetzen, fällte der Deutsche Tennis Bund (DTB) bereits Anfang April – rund drei Monate vor dem Start der Liga vom 5. Juli bis 16. August. Bereits damals fand Schmidt den Entschluss verfrüht. Daran hat sich bis heute nichts geändert. „Es war eine demokratische Entscheidung, die Mehrheit der Vereine war dafür – das muss man akzeptieren“, sagt Schmidt, der gleichzeitig einer von zwei gewählten Sprechern der Liga ist. „Ich hätte mir aber gewünscht, dass man mehr über alternative Formate nachgedacht hätte. Das wäre für die Bundesliga eine Chance gewesen, um aus der Situation etwas zu machen – gerade weil keine Weltranglistenturniere stattfinden.“ Diese Überlungen kamen für ihn aber zu kurz in den Gesprächen.

Auf Show-Turniere hat der GHTC in dieser Zeit verzichtet. Anders als Neuss. Dort startete im Juni eine Turnierserie des DTB, unter anderem mit Jan-Lennard Struff – und vor bis zu 100 Zuschauern. „Wir haben gesagt, wir möchten keine Turniere, auf denen einzelne Spieler für sich spielen, sondern würden gerne Mannschaftstennis anbieten. Das ist aber leider nicht zustande gekommen“, sagt Schmidt.

Finanziell sei der Verein trotzdem glimpflich davongekommen. Die fehlenden Zuschauereinnahmen, im Schnitt kamen in der Vergangenheit rund 1200 Interessierte zu den Spielen, werden durch Einsparungen bei den Spielerkosten kompensiert. Denn laut den Verträgen müssen Antritts- und Reisekosten nur gezahlt werden, wenn die Spieler tatsächlich Spiele für den Verein bestreiten – dieser Fall trat nicht ein. Auch bei den Sponsoren habe man Glück gehabt. „Wir haben Hotels und Restaurants unter unseren Sponsoren, da habe ich vollstes Verständnis dafür, dass die nicht zahlen. Die meisten Sponsoren unterstützen uns aber weiterhin, viele haben sogar komplett überwiesen“, sagt Schmidt.

Mit den Spielern blieb Schmidt während der Pandemie stets in Kontakt. In einer WhatsApp-Gruppe hielt man sich gegenseitig auf dem Laufenden. Langeweile kam da nicht auf, wie Schmidt berichtet: Einer heiratete in der Zeit, ein anderer wurde Vater, der Ukrainer Sergiy Stakhovski gründete zudem ein Wein-Label und der Slowake Andrej Martin ging drei Wochen in den Alpen wandern. Daniel Altmaier, der einst mit 15 Jahren beim GHTC debütierte, steckte sechs Wochen bei seinem Trainer in Argentinien fest.

Viele dieser Spieler sollen auch in der kommenden Saison für den GHTC antreten. Bei einigen verlängern sich die Verträge automatisch, bei anderen stehen Ende August Verhandlungen an. Der Spanier Albert Ramos-Vinolas, Platz 52 der Weltrangliste, kam sogar selbst auf den Verein zu. Er unterschrieb vor zwei Wochen einen neuen Vertrag.

Noch offen ist hingegen der Verbleib von Christian Garin. Der Chilene, derzeit die Nummer 18 der Welt, war als Top-Spieler für die nun abgesagte Saison geholt worden. „Im vergangenen Jahr ist er im Ranking deutlich gestiegen, daher ist es von seiner Seite aus legitim, nach besseren Konditionen zu fragen. Das muss noch verhandelt werden. Mündlich hat er aber schon zugesagt“, sagt Schmidt. Für die kommende Saison suche man zudem noch nach einem weiteren Spieler aus den Top-50 der Weltrangliste.

Das lässt der Teammanager aber in Ruhe auf sich zukommen. Erst einmal möchte er die Sommerferien genießen. Die kann er nun erstmals seit vielen Jahren mit seiner Familie verbringen.

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