Bauwerk in Mönchengladbach Der Dicke Turm ist jetzt auch ein Museum

Mönchengladbach · Die Heimat der Schützen in der Altstadt hat ein neues Innenleben bekommen. Fördermittel und Spendengelder machten es möglich.

 Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass der Dicke Turm jetzt auch ein Museum ist. Das ist der Gedanke, der das Schützenwesen trägt: Sich gemeinsam für etwas einsetzen und Traditionen bewahren.

Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass der Dicke Turm jetzt auch ein Museum ist. Das ist der Gedanke, der das Schützenwesen trägt: Sich gemeinsam für etwas einsetzen und Traditionen bewahren.

Foto: Detlef Ilgner

Am Dienstag treffen sich die Majestäten der Bruderschaften und Vereine des Bezirksverbandes Mönchengladbach-Rheydt-Korschenbroich im Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften ab 11 Uhr am Dicken Turm an der Waldhausener Straße und eröffnen gemeinsam die neue Schützensaison. Das tun sie jedes Jahr. Doch dieses Mal wird alles anders sein. Die Schützen und ihre Gäste werden richtig etwas zu sehen bekommen. Denn der Dicke Turm ist nun nicht mehr nur die Heimstädte der Schützen aus Stadt und Land, sondern vor allem ein Museum. Und darum ist der Dicke Turm heute auch für die Öffentlichkeit geöffnet. Mit Hilfe des Landschaftsverbandes Rheinland und den Architekten Katja Mehring und Tom Bolzen hat der Bruderrat um Bezirksbundesmeister Horst Thoren sein Konzept des "europäischen Schützenhauses" umgesetzt.

 Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass der Dicke Turm jetzt auch ein Museum ist. Das ist der Gedanke, der das Schützenwesen trägt: Sich gemeinsam für etwas einsetzen und Traditionen bewahren.

Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, dass der Dicke Turm jetzt auch ein Museum ist. Das ist der Gedanke, der das Schützenwesen trägt: Sich gemeinsam für etwas einsetzen und Traditionen bewahren.

Foto: Christian Lingen

"Wir sind mehr als Tradition. Wir sind Heimat", sagt Schützenchef Horst Thoren. Die Tradition der Schützenbruderschaften in Europa sei eng miteinander verbunden. Zwar unterscheiden sich die Uniformen in verschiedenen Ländern, doch der Grundgedanke ist derselbe. Die rheinische Art, Schützenfest zu feiern, ist eng mit der limburgischen verbunden. Zwischen neu installierten Vitrinen hängen dicke schwarze Bretter mit Sinnsprüchen. Einer heißt "Europa ist unsere Heimat". Heimat, das ist für die Schützen ein ganz zentraler Begriff. Denn genau darum geht es im Brauchtum. Es gibt Freude bei Festen und Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Die Ausstellung im neu geschaffenen Museum macht das mehr als deutlich.

Große Unterstützung

Realisiert werden konnte das Projekt durch vielseitige Unterstützung. Als das Schützenwesen nationales Kulturerbe wurde, keimte die Idee des Museums. Türöffner für das Projekt war Frank Boss, inzwischen Landtagsabgeordneter, der den Kontakt zu den Museumsexperten herstellte und mit Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners und Kulturdezernent Gert Fischer um eine Förderung durch den Landschaftsverband Rheinland warb. Dort war man so begeistert von der Gladbacher Idee, dass man rund 115.000 Euro zur Verfügung stellte. Weitere 50.000 Euro kamen durch Spenden zusammen. Für die größte war der im vergangenen Jahr verstorbene Rechtsanwalt Peter Backes verantwortlich. Er sammelte bei einer privaten Feier Geld für den Dicken Turm. Am Montag, beim Pre-Opening des neuen Schützenmuseums, war deshalb sein Sohn Max Backes zu Gast.

 Historische Musikinstrumente, Hüte, Uniformteile und natürlich Königssilber zeigt die Ausstellung.

Historische Musikinstrumente, Hüte, Uniformteile und natürlich Königssilber zeigt die Ausstellung.

Foto: Christian Lingen

Schwieriger Umbau

Mönchengladbach: Der Dicke Turm ist jetzt auch ein Museum
Foto: Christian Lingen

Am Dicken Turm zu arbeiten, war jedoch nicht so einfach. Der 600 Jahre alte Bau steht nämlich unter Denkmalschutz. Heimat der Schützen ist er erst seit 20 Jahren. Um es trotzdem möglich zu machen, stand Bauunternehmer Jochen Bücker dabei beratend zur Seite. "Der Dicke Turm, als runder Bau, erforderte eine besondere Gestaltung. Die filigranen Vitrinen wurden extra angefertigt, haben eine Trapezform und wirken zurückhaltend", sagt Katja Mehring. Auch neue Elemente, wie eine Glastüre auf der ersten Ebene, fallen kaum auf. Sie fügen sich einfach in das alte Gemäuer ein. "Man hat nicht den Eindruck, dass hier Fremdkörper entstanden sind", sagt Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners. Er freut sich, dass das Schützenwesen nun eine Chance bekommt, nicht nur bei Festen in den Stadtteilen wahrgenommen zu werden.

"Unser Ziel ist es, kulturelles Erbe zu bewahren, es aber auch sichtbar zu machen. Deshalb freuen wir uns, wenn solche Projekte realisiert werden", sagt Guido Kohlenbach, Leiter des Fachbereichs Regionale Kulturarbeit im Landschaftsverband Rheinland. Die erste Ausstellung, zusammengestellt unter sachkundiger Beratung von Britta Spies vom Rheinischen Schützenmuseum in Neuss, zeigt besondere Stücke der eigenen Sammlung und konzentriert sich auf die Kernbegriffe des Brauchtums - von Feiern bis Freundschaft. Zukünftig wollen sich die Schützen mit ihren Ausstellungen verstärkt der Wechselwirkung von Brauchtum und Zeitgeschehen widmen und dafür Exponate auch grenzüberschreitend ausleihen. Dabei geht es insbesondere auch um die soziale, integrative Kraft des Bruderschaftswesens.

Die aktuellen Exponate wurden von den Archivaren Willi Kempers und Peter Vosswinkel zusammengestellt. Zu sehen sind unter anderem alte Königssilber, Musikinstrumente, Uniformteile, Hüte, Krüge und Bilder. Jeder, der Dienstag, 1. Mai, ab 11 Uhr zum Dicken Turm kommt, kann bei der Eröffnung des neuen Museums dabei sein.

(RP)
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