AOK Gesundheitsreport Woran die Gladbacher besonders kranken

Notfallversorgung · Schlaganfälle, Erkrankungen der Blutgefässe und Lungenkrebs kommen in Mönchengladbach deutlich häufiger vor als in der Region. Das zeigt der Gesundheitsreport der AOK. Alarmierende Zahlen gibt es dieses Mal vor allem aus der Pflege.

 Fast die Hälfte aller Heimbewohner in Mönchengladbach muss für den Aufenthalt im Pflegeheim staatliche Hilfen beantragen.

Fast die Hälfte aller Heimbewohner in Mönchengladbach muss für den Aufenthalt im Pflegeheim staatliche Hilfen beantragen.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Krankheitsfälle, Todesursachen oder die Notfallversorgung – der Gesundheitsreport der AOK zeigt jährlich Auffälligkeiten und Entwicklungen in der Gesundheits- und Versorgungssituation für die Region Hamburg und das Rheinland auf. Für den diesjährigen Report wurden Daten zwischen 2016 und 2018 herangezogen. Über die Gründe hinter den Zahlen geben die Statistiken des Gesundheitsreports allerdings keine Auskunft. Alarmierend sind einige Werte dennoch für Mönchengladbach.

Lebenserwartung Mönchengladbacher leben nach Auswertung des Reports kürzer: Frauen werden demnach statistisch 81,9 Jahre alt, Männer 76,8. Nur Essen, Duisburg und Oberhausen schneiden in beiden Kategorien schlechter ab. Der Durchschnitt liegt bei Frauen bei 82,7 Jahren, bei Männer bei 78,1. „Leider ist das nicht überraschend. Der Gesundheitszustand in Mönchengladbach ist verbesserungswürdig“, sagt AOK-Regionalleiter Heinz Frohn.

Das setzt sich in anderen Bereichen fort: Bei den Rentenzugängen aufgrund verminderter Erwerbsfähigkeit liegt die Stadt auf Platz drei (522,5 Versicherte auf 100.000). Auch bei diversen Todesursachen rangiert Mönchengladbach ziemlich weit vorne. Ebenfalls angerechnet auf 100.000 Versicherte liegt die Stadt bei Schlaganfällen sowie sonstigen Erkrankungen der Blutgefäße im Gehirn (94,5) und den chronischen Krankheiten der unteren Atemwege (71,9) auf Platz eins. Weit über dem Durchschnitt liegt man ebenfalls bei Lungenkrebs (92,1) und den ischämischen Herzkrankheiten (166,5). Ein möglicher Grund könnte mangelnde Bewegung sein: Zumindest gehören statistisch nur 172 von 1000 Einwohnern in Mönchengladbach einem Sportverein an – das ist der drittschlechteste Wert.

Krankheits-Häufigkeiten In diesem Bereich schneidet Mönchengladbach ebenfalls nicht gut ab. 8,9 Prozent der Versicherten leiden in der Stadt an Asthma – keine Region weist einen höheren Wert auf. Auch bei den chronischen Lungenerkrankungen führt Mönchengladbach mit 7,2 Prozent. Über dem Durchschnitt liegt die Stadt bei Adipositas (14,8 Prozent) – auch bei Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren (7,9 Prozent).

Stationäre Behandlung Besonders hoch ist mit 371 auf 100.000 Versicherte der Anteil von Krankenhausfällen aufgrund von Diabetes mellitus – nur Krefeld, Remscheid und Duisburg haben einen höheren Wert. Positiv ist laut Report hingegen der Wert von im Krankenhaus entwickelter Sepsis: Mit einem Wert von 1,1 Prozent liegt Mönchengladbach unter dem Durchschnitt. „Andere Regionen haben da größere Probleme“, sagt Frohn. Aachen führt diese Statistik mit 3,2 Prozent an.

Kinder- und Jugendgesundheit Auffallend niedrig ist in Mönchengladbach mit nur 26,5 Prozent der Wert an Geburten per Kaiserschnitt. Für Frohn ist das kein Zufallswert, sondern das Ergebnis der Kommunikation zwischen Kliniken und Frauenärzten. Denn eine natürliche Geburt wäre laut ihm in den meisten Fällen die beste Option für die Gesundheit. Schlechter fällt die Anzahl von Hebammen in Mönchengladbach aus: Auf eine Hebamme kamen im Schnitt zwischen 2016 und 2018 69 Neugeborene. In dieser Hinsicht weisen nur Duisburg und Oberhausen schlechtere Werte auf.

Pflege und Medikamentenkonsum In Mönchengladbach beträgt der Eigenanteil zur stationären Hilfe 828 Euro – und liegt damit etwas über dem Durchschnitt von 772 Euro. 45,2 Prozent der Pflegebedürftigen sind jedoch dafür auf Sozialhilfe angewiesen. Ein extrem hoher Wert: Mönchengladbach liegt damit auf Platz drei. Ebenfalls kritisch für die Pflegeheime ist die Quote von Dekubitusfällen (Wundliegen): Von 100 Pflegebedürftigen sind im Durchschnitt pro Jahr 13,6 Heimbewohner betroffen. Nur drei Städte haben hier einen schlechteren Wert. Unter dem Durchschnitt liegt dafür der Anteil von pflegebedürftigen Personen mit Demenz (29 Prozent).

Außerdem verzeichnet Mönchengladbach nach Auswertung der Studie gerade bei älteren Menschen einen auffallend hohen Medikamentenverbrauch. Bei 43,5 Prozent der Versicherten ab 65 Jahre kommt es demnach zu Polypharmazie – darunter ist die gleichzeitige und andauernde Einnahme mehrerer Wirkstoffe zu verstehen. 24,8 Prozent der Versicherten ab 65 Jahren erhalten zudem Medikamente, die auf der Priscus-Liste stehen. Die Liste führt Arzneimittel, die für die Altersgruppe ab 65 Jahre nicht empfohlen werden. Keine andere Stadt hat einen so hohen Wert. Überdurchschnittlich ist auch der Anteil von Versicherten, die Schlafmittel (2218 von 100.000 Versicherten) und Antidepressiva (7494) nehmen.

Notfallversorgung Der Report 2020 widmete sich im Schwerpunkt der Notfallversorgung. In diesen Kategorien schneidet Mönchengladbach größtenteils im Mittelfeld ab. Bei den Fahrten mit dem Rettungswagen (92,8 auf 1000 Versicherte) und Notarzt-Einsätze (27,5 auf 1000 Versicherte) liegt die Stadt sogar unter dem Durchschnitt.

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