Kolumne Denkanstoß Das Gott-Vertrauen Luthers

Mönchengladbach · Der Reformationstag ermutigt, der Gnade und dem Segen Gottes zu trauen und daraus Mut und Kraft zu schöpfen, schreibt unser Autor.

 Das Denkmal Martin Luthers in der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt.

Das Denkmal Martin Luthers in der Lutherstadt Wittenberg in Sachsen-Anhalt.

Foto: dpa

Morgen ist Reformationstag. Es lohnt sich, unter den Kürbis-Fratzen noch einmal die Erinnerung daran hervorzuholen. Martin Luther und die anderen Reformatoren hatten gegen alle Angst das Vertrauen auf Gottes Gnade wiederentdeckt und damit Impulse gegeben, die bis heute in unserer Gesellschaft nachwirken.

Aber die Reformationszeit war zunächst auch eine Zeit wirtschaftlicher Verwerfungen. Mit der Verbreitung reformatorischer Ideen brach der blühende Ablasshandel genauso zusammen wie der Reliquienhandel. Wichtige Kirchbauprojekte kamen zum Erliegen, z.B. auch das des Kölner Doms. Aber in den Städten, die sich der Reformation anschlossen, kam es zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung. Historiker erläutern, dass die Menschen in den Städten geistig beweglich waren, lese- und bildungsfreudig, interessiert an Religion und Kultur. Jetzt mit eigener Verantwortung für Glauben und Leben ausgestattet, ergriffen sie freudig die Chance, sich auch wirtschaftlich zu betätigen. Auch Martin Luther war in ihrem Ohr, der empfahl, die „Berufung“ eines Christenmenschen nicht hinter Klostermauern, sondern im „Beruf“ zu leben. Angezogen von solcher Attraktivität wäre auch das Erzbistum Köln im 16. Jahrhundert zweimal beinahe protestantisch geworden…

Heute heißt es, wir müssten die (Innen-)Städte wieder neu erfinden. Die Zeit der großen Kaufhäuser und des flächendeckenden Einzelhandels sei vorbei. Was soll werden, was wird kommen? Wohl wieder mehr wohnen und mehr Kultur. Wenn wir die Impulse der Reformationszeit bedenken wollen, dann brauchen wir jetzt die Kooperation von Menschen mit Mut und Ideen aus allen Konfessionen und Religionen, die Zusammenarbeit  (nicht nur) von Theater und Stadtbibliothek, Hochschule und Kirche. Wir brauchen junge Leute mit Ideen für Start-ups und mit dem Mut, etwas zu probieren, was es noch nicht gibt.  Und dafür braucht es Unterstützung durch Stadtrat und Verwaltung. Vielleicht können wir dabei ja auch die bislang Bildungsfernen mitnehmen.

Gottvertrauen und Verantwortung können Kräfte freisetzen, die wir für unsere Stadt brauchen werden – auch für die weitere Zeit der Corona-Krise mit Abstand und Maske – übrigens: In den Kultur- und Bildungseinrichtungen und in Gottesdiensten der beiden großen Kirchen mit ihren Hygienekonzepten hat es noch keine Ansteckungen gegeben!

Der Reformationstag ermutigt, der Gnade und dem Segen Gottes zu trauen und daraus Mut und Kraft zu schöpfen.

Der Autor ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Rheydt.

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