Mehr Daten im Sommer erhofft Computer auf Stadtwald-Spielplatz streikt

Mönchengladbach · Wissenschaftler wollen die Nutzung des Geländes erforschen, haben aber nicht genug Daten.

 Kinder und Jugendliche strömen zur Eröffnung auf den ersten Naturspielplatz im Stadtwald.

Kinder und Jugendliche strömen zur Eröffnung auf den ersten Naturspielplatz im Stadtwald.

Foto: Markus Rick (rick)

Wer sich derzeit auf dem Naturspielplatz im Rheydter Stadtwald tummeln will, darf nicht kälteempfindlich sein. Wie stark sich die aktuelle Nutzung von der im Sommer und Herbst unterscheidet, kann freilich niemand genau sagen. Denn Wissenschaftler der Hochschule Niederrhein haben an dem 4000 Quadratmeter großen Gelände zwar im Sommer Masten errichtet und dann mit Sensoren versehen. Doch die Technik, die einmal zeigen soll, wann und wie dieser in Mönchengladbach einzigartige Spielplatz genutzt wird, hatte erstmal eine Panne.

„Im September hatten wir alles installiert, doch dann ist der Rechner vorübergehend abgestürzt“, sagt Professor Hans-Günther Hirsch. Die Folge: Es gab dann noch einige Aufzeichnungen, doch schmälerte im Herbst der niedriger werdende Sonnenstand die Aufzeichnungsmöglichkeiten. „Wir haben also nicht viele Daten sammeln können“, berichtet Hirsch, „der Sommer 2020 wird nun die entscheidende Phase dafür werden.“

Für die Stadttochter Mags, unter deren Ägide der Spielplatz angelegt wurde, bedeutet das wohl: Sie wird sich noch gedulden müssen, bis sie im vollen Umfang die Daten und Erkenntnisse vorliegen hat, die sie sich vom High-Tech-Einsatz rund um den Platz erhofft. Dessen Gestaltung hat die Mags gemeinsam mit Kindern, Eltern, Jugendamt und Hochschule entwickelt. Mit Ausnahme einer Kletterwand gibt es keine gängigen Spielgeräte auf dem Platz. Das soll die Phantasie der Kinder herausfordern. Angebote gibt es freilich: Kinder können beispielsweise Äste und Zweige zusammensuchen und daraus Indianer-Tipis bauen, über Bodenwellen springen und kullern, mit Sand und Matsch hantieren und durch ein Sträucher-Labyrinth laufen. Gut 150.000 Euro hat es gekostet, die Fläche zu schaffen – und dabei uraltes Matsch-Vergnügen mit High-Tech unter einen Hut zu bekommen.

Hirsch arbeitet am Fachbereich Elektrotechnik-Informatik der Hochschule Niederrhein, sein Kollege Nicolas Beucker im Fachbereich Design. Er befasst sich mit der Gestaltung öffentlicher Räume. Mit dem Spielplatzprojekt soll die Technologie des „Dynamic Vision Sensors“ erprobt und weiterentwickelt werden. Diese könnte vielleicht einmal autonom fahrende Autos zum Erkennen von Objekten nutzen. An Verfahren zur Auswertung der in Rheydt gewonnenen Daten arbeitet der wissenschaftliche Mitarbeiter Tobias Bolten. Das mit Landesmitteln und Zuschüssen der Europäischen Union geförderte Projekt läuft laut Hirsch bis Frühjahr 2021. Bis dahin will das Team, die erhofften Ergebnisse vorlegen können.

Die Bilder, welche die Sensoren liefern, zeigen Umrisse einer Person. Wie das aussieht, kann im Internet unter www.hs-niederrhein.sciebo.de/s/7ZnVLwzE71U4wyq eingesehen werden. Wenn die Mags weiß, in welchen Bereichen des Platzes sich Personen vermehrt und öfter aufhalten, wie sie sich bewegen und wie lange sie sich dort aufhalten, gibt das Aufschluss, wie der Spielplatz genutzt wird. Das soll Hinweise liefern, wie er den Interessen der Nutzer entsprechend auch mal verändert werden kann.

Einige Ideen für das Frühjahr hat die Mags bereits. „Überlegungen waren zum Beispiel, Holzdecks als Picknickplätze oder die Anpflanzung eines kleinen Birkenhains“, sagt Sprecherin Anne Peters-Dresen. Zuvor wolle die Mags aber noch mit den Wissenschaftlern der Hochschule über den bisherigen Erkenntnisstand sprechen.

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