Quartier in Mönchengladbach So werden die Straßen in der Seestadt heißen

Mönchengladbach · Vier der sechs Straßen bekommen Namen, wie es sie auch auf Nordseeinseln geben könnte. Das sorgte für eine Diskussion im Stadtrat. Auf zwei Straßenschildern aber werden Bauhaus-Architektinnen geehrt – der Vorschlag der Verwaltung wurde in letzter Minute geändert.

 Seestadt in Mönchengladbach: Entwurf/Skizze von Catella

Seestadt in Mönchengladbach: Entwurf/Skizze von Catella

Foto: Catella

Rund ein halbes Jahr, bevor die ersten Mieter in Wohnungen in der Seestadt einziehen sollen, sind nun auch die Straßennamen in dem neuen Stadtviertel klar. Vier Namen werden einen maritimen Charakter haben: Die Straße Seeufer im Norden umfasst die naturnahen Uferzonen des Sees, der Inselweg verläuft auf der „Halbinsel“ in der Mitte des Sees, die Seepromenade ist die zentrale Verbindung durch das Quartier und liegt direkt am See, und die Straße Am Südufer verläuft am südlichen Ende des Quartiers – dort wo derzeit der erste Bauabschnitt an der Lürriper Straße gebaut wird.

Zwei weitere Straßen werden aber nach bedeutenden Architektinnen des Bauhaus‘ benannt: Die nördliche Straße an den Bahngleisen wird nun Otti-Berger-Allee heißen, die von Oktober 1931 bis März 1932 die Weberei am Bauhaus in Dessau leitete. Und der Gunta-Stölzl-Weg führt von der Breitenbachstraße in das Quartier. Sie war die erste Meisterin am Bauhaus und wurde 1919 am Bauhaus in Weimar aufgenommen. Von 1927 bis 1931 leitete sie dann alleinverantwortlich als Meisterin die Webereiwerkstatt der Kunstschule.

Damit rückte die Verwaltung von den Vorschlägen Anni Albers und Lilly Reich ab. Insbesondere um Lilly Reich und ihre Aktivitäten während der NS-Zeit hatte es in der Bezirksvertretung Ost eine Diskussion gegeben. Ganz aufgeklärt wurde dies auch nicht durch einen Schriftwechsel mit dem Bauhaus-Archiv, das dem Mönchengladbacher Stadtarchiv auf Anfrage mitteilte: „Letztlich musste Lilly Reich sich wie viele andere den Gegebenheiten anpassen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Inwiefern sie tatsächlich NS-Überzeugungen teilte, vermag heute wohl niemand mehr zu sagen.“ Das Bauhaus-Archiv selbst schlug dafür aber dann eben Otti Berger und Gunta Stölz als würdige Kandidatinnen für einen Benennung vor.

Das begrüßten auch die Politiker der Linken und der „Partei“, die im Rat als „Die Fraktion“ auftritt. Allerdings stimmten diese vier anwesenden Ratsmitglieder gegen den nach dem Bauhaus-Vorschlag angepassten Verwaltungsvorschlag. Ulas Zabci (Die Partei) nannte die maritimen Straßennamen zu „belanglos für ein Viertel, das das Gesicht der Stadt verändert“. Und Linken-Fraktionschef Torben Schultz kritisierte, dass wenn schon Bauhaus-Architektinnen geehrt würden, dann sollte dies doch komplett für das ganze Viertel gelten. Die weiteren Namensvorschläge der Linken wurden aber mit breiter Mehrheit abgelehnt.

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