Ordensgeschichte in Mönchengladbach 90 Jahre: Das „Kamillus“ im Wandel der Zeit

Mönchengladbach · Einer zufälligen Zugbekanntschaft ist es zu verdanken, dass die Kamillianer in Dahl ihr Kloster bauten. Seitdem gab es Umbauten und Erweiterungen und eine bewegte Geschichte.

 Das „Kamillus“ an der Kamillianerstraß beheimatet heute ein Altenheim.

Das „Kamillus“ an der Kamillianerstraß beheimatet heute ein Altenheim.

Foto: bauch, jana (jaba)

Zwei gerahmte Bildtafeln, eine mit dem kurzen Abriss der Geschichte sowie eine mit dem Bild der Kirche, machen im Kellergeschoss des Kolumbariums St. Kamillus im Stadtteil Dahl auf die 90 Jahre alte historische Geschichte der Kirche und des Ordens der Kamillianer aufmerksam.

Maßgeblich Pater Ferdinand Pützhoven schrieb als Priester, als Kaufmann und als ein vorausblickender Mensch ein Stück der Geschichte um St. Kamillus mit. Mit seinem Tod am 19. Februar 2019 endete die im Jahre 1929 begonnene Arbeit des Kamillianerordens in Mönchengladbach. Pater Pützhoven wurde am 1. März 2019 im St. Kamillus-Kolumbarium beigesetzt.

Heinz-Josef Claßen, ehemaliger Verwaltungsstellenleiter für die Stadtmitte Mönchengladbach, war sechs Jahre lang Mitstreiter Pützhovens im Kolumbarium. Nicht zuletzt die Umgestaltung der Kamillus-Kirche zum St. Kamillus-Kolumbarium konnte durch die Mitwirkung der beiden Freunde verwirklicht werden. So gibt es regelmäßig verschiedenartige Veranstaltungen: von musikalischen Darbietungen bis hin zu Vorträgen und Gesprächsrunden mit interessanten Gästen. Regelmäßig gedenken einmal im Jahr die Brauchtumsfreunde von Winter und Sommer ihrer Verstorbenen.

 Heinz-Josef Claßen vor der Ahnengalerie des Klosters im Mönchengladbacher Stadtteil Dahl.

Heinz-Josef Claßen vor der Ahnengalerie des Klosters im Mönchengladbacher Stadtteil Dahl.

Foto: Franz Josef Ungerechts

Ende Juni feierte „Kamillus Dahl“ seinen 90. Geburtstag. 1921 hatte der Orden der Kamillianer das ehemalige Grundstück des Obstbauern Quack gekauft. Und es war ein Zufall, der zu diesem Verkauf führte. Der damalige Oberbürgermeister von „München-Gladbach“, Franz Gielen (1921 bis 1929 und auch 1929/30 kommissarischer Oberbürgermeister von Gladbach-Rheydt), lernte an einem Tag im Jahr 1926 zufällig auf einer Zugfahrt nach Berlin den Abt Hubertus Beckers des Kamillianerordens der Provinz Rheinland kennen. Die beiden Männer kamen ins Gespräch. Der Abt erklärte, dass er auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück im Rheinland wäre, um ein Kloster zu errichten. Franz Gielen bot ihm ein Grundstück an, denn die Obstwiesen von Bauer Quack in Dahl waren zu haben und passten in die Anforderungsliste des Abts. Beim Preis von 60.000 Goldmark (heute etwa 16.000 Euro) wurden die beiden Männer schnell handelseinig.

Das Gebäude wurde 1929 bis 1931 als Krankenhauskirche vom Orden der Kamillianer nach Plänen des Architekten und bedeutenden Kirchenbaumeisters Dominikus Böhm erbaut. Die Grundsteinlegung erfolgte am 6. April 1930, und die Einweihung fand am 18. Juni 1931 statt.

Eröffnet wurde das Krankenhaus als Klinik für Asthmakranke und für sonstige Atemwegsbeschwerden. In den Kriegsjahren wurde es als Lazarett genutzt und später dann wieder dem ursprünglichen Zweck zugeführt. 1985 gestaltete der Gladbacher Architekten Heinz Aretz einen Neubau und zog weiterer Fachrichtungen hinzu.

2002 übernahm das Krankenhaus Maria Hilf den gesamten Komplex und führte Dahl als „Maria Hilf 3“. Durch Zentralisierung und weitere Veränderungen in der Krankenhauslandschaft wurde Dahl 2012 geschlossen. Die Klinik zog in das Krankenhaus St. Franziskus an der Viersener Straße. Die Klosterkirche sowie der angegliederte Konvent waren von der Verlagerung nicht betroffen und blieben in Dahl.

Da die Kirche offiziell eine Klosterkirche war, musste sie im Sommer 2014 profaniert werden. In Abstimmung mit den zuständigen Denkmalbehörden wurde sie saniert, umgebaut und erweitert. Seit dem 1. November 2015 wird die Kirche als Kolumbarium genutzt und hat seitdem weltliche Betreiber.

Heute sind im gesamten Komplex des „Kamillianer“ der Kindergarten Meerblick, die Katholische Bildungsstätte, das städtische Altenheim, das Kloster und das Kolumbarium angesiedelt.

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