Auswirkungen von Corona auf die Repro-Medizin in Mönchengladbach Kinderwunschzentrum fast wieder auf Normalbetrieb

Mönchengladbach · Georg Döhmen spricht als Leiter des Kinderwunschzentrums Niederrhein Neuwerk über die Auswirkungen von Corona auf die Repro-Medizin. Über das Jahr hinweg sieht er keinen Einbruch bei den Behandlungen.

 Georg Döhmen, Leiter Kinderwunschzentrum Niederrhein

Georg Döhmen, Leiter Kinderwunschzentrum Niederrhein

Foto: Giulio Coscia/KInderwunschzentrum Niederrhein/Giulio Coscia

Georg Döhmen ist nicht nur Leiter des Kinderwunschzentrums Niederrhein in Neuwerk, sondern auch Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin (DGRM). Deshalb sah er sich gefordert, als  die European Society of Human Reproduction and Embryology (ESHRE) Mitte März wegen der Corona-Pandemie Reproduktionsmedizinern empfahl, vorerst keine neuen Stimulationen für planbare Schwangerschaften bei kinderlosen Paaren vorzunehmen. „Gemeint war, geplante Maßnahmen im Zuge der Assistierten Reproduktionsmedizinischen Therapien (ART) zurückzustellen, nachdem die Rate der Infektionen sprunghaft angestiegen war“, sagt Döhmen. Zwar schloss sich die deutsche Reproduktionsmediziner-Gesellschaft schnell der Empfehlung an, möglichst keine neuen reproduktionsmedizinischen Therapien zu starten. Dennoch geht Döhmen mittlerweile davon aus, dass es aufs ganze Jahr gesehen 2020 in seinem Kinderwunschzentrum keinen Einbruch bei der Zahl der Behandlungen geben wird: „Es zeichnet sich ab, dass wir nicht weniger ART-Behandlungen auf den Weg bringen werden als 2019.“ Also rund 1000 bis Jahresende.

Mitte März sah das noch anders aus. „In Bayern war der Katastrophennotstand ausgerufen worden, es drohte bundesweite Ausgangssperre“, sagt Döhmen. Um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, aber auch zum Schutz der Patientenpaare und Mitarbeiter sah er Eile geboten und gab eigenverantwortlich eine Empfehlung für die Kinderwunschzentren in Deutschland heraus. Die Folge: Die Kinderwunschzentren reduzierten im März und April die Zahl der ART-Behandlungen um ein Drittel.

Nach vier Wochen konnten die Restriktionen  dann etwas gelockert werden, nachdem die Reproduktionszahl bei den Virus-Infektionen von sieben auf eins gefallen war. Aber die DGRM plädierte auch Mitte April noch für „einen sehr restriktiven Umgang mit ART-Behandlungen“, da nur eine sehr begrenzte Datenlage zu Schwangerschaftskomplikationen durch eine Covid-19-Infektion vorliege.

Frauen, die sich bereits in Behandlungen befanden, konnten in Video- oder Telefonsprechstunden mit dem Kinderwunschzentrum in Kontakt bleiben.  Zur Frage, was SARS-CoV-2 in der frühen Schwangerschaft auslöst, gibt es derzeit noch keine studiengestützten Antworten. Döhmen weiß jedoch von einer laufenden Studie, die Veränderungen von Spermien bei männlichen Corona-Erkrankten untersucht.

Seit Kurzem läuft der Betrieb im Kinderwunschzentrum Niederrhein „fast so wie früher, allerdings unter fortlaufenden effizienten Maßnahmen zur Kontaktbegrenzung und zum Infektionsschutz“, betont der Reproduktionsmediziner. Dort arbeiten zwei getrennte Teams parallel, um eine Infektionskette zu verhindern.

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