Kolumne Corgi James Hunde fleischlos ernähren – geht das?

Mönchengladbach · Corgi James wundert sich über fleischlose und rein pflanzliche Hundefutterprodukte, die es seit einigen Jahren auf dem Markt gibt.

 Hund Ernährung vegan vegetarisch ohne Fleisch, hier der Corgi James von Autorin Susanne Jordans

Hund Ernährung vegan vegetarisch ohne Fleisch, hier der Corgi James von Autorin Susanne Jordans

Foto: Susanne Jordans

Hundehalter stellen ihre Tiere in der Regel aus ethischen oder religiösen Gründen auf fleischlose Kost um. Daneben versuchen manche, mit diesem Ansatz oftmals unerklärliche Futtermittelunverträglichkeiten in den Griff zu bekommen. Kann der Hund überhaupt auf Fleisch verzichten? Zumindest wissen wir von Katzen, dass es bei ihnen nicht funktioniert. Corgi James hat bei seiner Züchterin Doris Baum nachgefragt, die in Schleswig-Holstein ihre Zuchtstätte „von der Baumkrone“ betreibt.

Doris wagte mit ihren Hunden den Selbstversuch: „Fleischloses oder rein pflanzliches Futter selbst zu machen ist kaum möglich, da Akzeptanz sowie Nährstoffbilanz kaum hinzu bekommen sind. Wir haben also probeweise vegetarische Fertigfutter gefüttert, bei dem das Fleischprotein durch zumeist Hülsenfrüchte ersetzt ist wie Erbsen oder Lupine. In vielen Fertigfuttern ist sowieso nicht zu 100 Prozent Fleisch drin. Die Hauptzutat darin ist oft Getreide, das ebenfalls zur Diskussion steht. Jedenfalls haben die Corgis das Veggie-Futter gut angenommen und es auch vertragen. Unser Belgischer Schäferhund bekam aber nicht genug Energie und nahm ab.“

An seine Grenzen kommt das vegetarische oder vegane Futter ihrer Überzeugung nach bei Sporthunden, tragenden oder säugenden Hündinnen und Welpen: „Für uns Züchter ist es nicht möglich, einen Wurf so groß zu bekommen.“ Ihre Hunde füttert Doris daher weiterhin sehr vielfältig. Hochwertige verschiedene Trockenfutter stehen auf dem Speiseplan, wobei sie Geflügel im Futter vermeidet. „Dies ist billig und leider oft mit Antibiotika und mehr belastet, was zu Unverträglichkeiten führen kann“, erklärt Doris. Eine Mahlzeit ist stets mit Frischfleisch wie grünem Lammpansen, Rind oder Wild kombiniert, dazu reicht sie Naturreis und Möhren oder anderes Gemüse. Hüttenkäse, Naturjoghurt, die eine oder andere Kartoffel, Eier, die einzelne Gabe vom Tisch und Kau-Snacks wie getrocknetes Vollkornbrot, Äpfel und Bananen vervollständigen das Futterangebot.

Auch ihre Züchterkollegen Sabine Thomas und Phil Dürr schwören auf eine möglichst facettenreiche Ernährung ihrer Corgis. In ihrer Zuchtstätte „Palatinate Pixies“ in Speyer lehnen sie eine vegetarische oder vegane Hundefütterung als nicht artgerecht ab. „Die einzige Ausnahme dazu ist für mich ein Hund, der wirklich absolut fleisch- und fischunverträglich ist“, sagt Sabine. Sie hält es für möglich, Hunde fleischlos zu ernähren, gibt aber zu bedenken: „Das gelingt nur mit genauer Kenntnis vom Nähr- und Mineralstoffbedarf und einer Menge Aufwertungsmineralprodukten, die der Hund benötigt, um das fehlende Fleisch aufzufangen. Sowohl Makro- als auch Mikronährstoffe müssen ausreichend vorhanden sein. Bei den Makronährstoffen wie Eiweißen sind aber tierische Eiweiße am besten verwertbar. Ohne diese kann es schwierig mit der Versorgung von Aminosäuren werden. Auch mit Vitalstoffen wie Zink, Eisen und Taurin wird es ohne die Fütterung tierischer Grundstoffe schwierig für den Hund.“

Nehmen Futtermittelunverträglichkeiten bei Hunden zu? „Ja“, sagt Doris: „Ursache ist in meinen Augen eine sehr einseitige Fütterung in den Zuchtstätten. Darüber hinaus werden Hunde in die Zucht genommen, die Erfolge auf Ausstellungen haben, aber eine Allergie auf bestimmte Inhaltsstoffe des Futters zeigen.“ Für Phil ist eine Futterunverträglichkeit oftmals zu wenig ganzheitlich diagnostiziert: „Es gibt viele andere Ursachen, etwa rassetypische Probleme. Ein Mops, der mit seiner Plattnase keine Luft bekommt, kann daraus resultierend auch Stoffwechselprobleme bekommen. Andere Hunde sind mit Einzelbausteinen in der Fütterung über- oder unterversorgt. Arzneimittel und Hormone im Fleisch können ebenso Auslöser von Komplikationen sein wie Stress oder lange Antibiotikagaben, die das Immunsystem und damit die Verdauung nachhaltig schädigen. Oft liegt dann keine Unverträglichkeit vor, sondern ein angeschlagenes Immunsystem, das ein wenig Aufbau nötig hätte.“

Gibt es einen Grund, die Ernährung von Hunden nach Jahrtausenden nun auf vegetarisch oder vegan umzustellen? Doris findet, dass sich jeder Hundebesitzer diese Frage selbst stellen muss: „Natürlich ist Fleisch ein Klimakiller, und die Haltung der Tiere lässt zu wünschen übrig. Aber ein Anfang wäre es, wenn man schaut, wo das Hundefutter produziert wird und vor allem mit welchem Fleisch.“

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

(sjo)
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