Kolumne Corgi James Sommer, Sonne, Showtime

Mönchengladbach · Corgi James präsentiert sich bei einer Hundeausstellung im Ring. Dabei trifft er auf Familienmitglieder.

 Corgi James im Ausstellungsmodus: So präsentiert sich ein guter Hund dem Auge des Richters.

Corgi James im Ausstellungsmodus: So präsentiert sich ein guter Hund dem Auge des Richters.

Foto: Kennel Y Ddraig Goch/Peter Hennekam

Wenn Hunde mit Menschen links herum im Kreis um einen Richter traben, dann wie angewurzelt plötzlich stehen bleiben, um schließlich diagonal auf- und ab zu laufen, dann ist sonnenklar: Es ist Sommer, die schönste Zeit für Hundeausstellungen überhaupt.

Wir sind in Dormagen. Auf dem idyllischen, von hohen Bäumen umgebenen Show-Gelände tummeln sich geschäftig 76 Border Collies. Eine Gruppe Shelties trippelt vorbei. Bei den Bearded Collies stehen letzte, knappe Bürstengriffe an – die Frisur muss sitzen. Die acht Rassen, die hier am Schönheitswettbewerb für Britische Hütehunde teilnehmen, kommen aus ganz Deutschland und angrenzenden Ländern.

Endausscheidung für den Rassebesten Rüden Welsh Corgi Pembroke. Ich bin im Ring mit zwei anderen Jungs unterwegs, die ihre Klasse jeweils zuvor gewonnen haben. Konzentriert auf meinen Job, mich möglichst gut zu präsentieren, zwinge ich mich, meinen Halbbruder Jules zu ignorieren, der vor mir nicht gehorcht. Ich bewundere ihn, weil er als echte Rampensau grundsätzlich immer alles gewinnt. Heute zockelt der alte Angeber stur übers Gras. Er wirft mir in der Kurve einen Blick zu, der von dem Recht, Nein zu sagen, erzählt. Irgendwie cool. Ich komme mit meinen Überlegungen, es ihm womöglich nachzutun, nicht weit. Denn Jules muss jetzt ruhig vor dem Richter stehen, um näher begutachtet zu werden: Knochenbau, Stand, Verhalten. Dann bin ich an der Reihe, dann der Nächste, der gleich ausscheidet. Jules und ich laufen noch einmal, stellen uns auf, um platziert zu werden, und dann ist Schluss. Jules hatte diesmal keine Lust; gewonnen hat er trotzdem.

Warum tut man sich das an? Nüchtern betrachtet ist das Ziel von Hundeausstellungen, den Hund zu ermitteln, der dem Rassestandard am ehesten entspricht, und somit als geeigneter Hund für die Zucht in Betracht kommt. Doch Ausstellungen können viel mehr als das sein: Man verbringt vor und während der Show gemeinsam aktiv gestaltete Zeit mit seinem Besitzer. In einer Wegwerfgesellschaft, die von schneller Abwechslung und gedankenlosem Entsorgen geprägt ist, schätzen wir an unseren Besitzern den Respekt, den sie vor uns haben.

Der Show-Tag selbst ist für die internationale Corgi-Gemeinde eine wunderbare Gelegenheit, sich auszutauschen, kennenzulernen und wiederzusehen. Ein Event für die ganze Familie, wenn man so will, bei dem das verbindende Element so entspannend ist wie bei jedem anderen Hobby, dem man frönt. Ein Steckenpferd trägt uns ja nirgendwohin; es verwandelt vielmehr persönliche Zeit in Einheiten von spielerisch empfundenem, kostbarem Vergnügen.

Abtauchen, um aufzutanken: Zurück aus dem Ring, ziehe ich mich in meine luftige Box unterm Sonnenschirm zurück. Meine Wurfschwester Do, die in Belgien lebt, ruht sich gleich neben mir aus. Sie blinzelt mir zu. Ein Jahr haben wir uns nicht mehr gesehen. Wir sind jetzt knapp zweieinhalb Jahre alt; wenn alles gut geht, haben wir noch zehn, elf gemeinsame Jahre vor uns; davon viele Momente wie diese hier auf der Ausstellung, in denen wir Familie treffen und unseren Besitzern auch in diesem Rahmen immer wieder beweisen können, gute Hunde zu sein: kooperativ, anpassungsfähig, freundlich.

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

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