Kolumne Corgi James Tour im Nebel

Mönchengladbach · Corgi James ist Fan der geheimnisvollen Stimmung, die der Nebel so mit sich bringt. Für einen kleinen Trip durch die grau verhangene Natur macht sich der Hund auf in die Donk an der nördlichen Grenze der Stadt.

 Corgis James ist im Herbst in der Donk unterwegs gewesen.

Corgis James ist im Herbst in der Donk unterwegs gewesen.

Foto: Susanne Jordans

Es ist Herbst und wir sind in der Donk unterwegs. Statt eines goldenen Herbsttags am Niederrhein gibt es heute dicke Nebelsuppe und feinen Nieselregen. Bäh, fies, Waschküche, denken jetzt bestimmt viele von euch. Aber ich mag Nebel. Denn er wischt die Weite weg, alles ist still, die Felder wirken plötzlich kleiner. Träge liegen sie da, scheinen vor sich hinzudämmern. Hinter ihnen tauchen schemenhaft Bäume auf, grau, fast schon ein bisschen gespenstisch. Huh, gruselig, schön. Die hübsche Landschaft der Donk endet praktisch in einem endlosen Nichts. Es riecht wunderbar modrig, moosig, nach schwerer Luft und feuchtem Gras.

Die Donk ist an diesem kühlen Herbsttag menschenleer, kein anderer Hund ist in Sicht, als wir auf dem Lockweg Richtung Niers durchs Nebelmeer waten. Nur kurz und aus nächster Nähe sind die düsteren Konturen einzelner Bäume zu sehen, schnell verschwinden sie wieder hinter der Nebelwand. Nach einer halben Stunde erreichen wir die Niers, sie ist zugedeckt von hellgrauen Schwaden, die das leise Glucksen des Flusses abpuffern.

Was bedeutet eigentlich „Nebel“, und wer hat sich außer mir schon einmal mit diesem Wetterphänomen befasst? Ich lasse meine Gedanken schweifen, wühle in Erinnerungen. Der Begriff „Nebel“ ist seit mehr als tausend Jahren bekannt. Das altgriechische „νεφέλη“ steht für Wolke, Nebel; im Lateinischen meint „nebula“ Dunst, Nebel, Wolke. Und die altindische Bezeichnung „nábhas“ bedeutet gleich ganz viel: Nebel, Dunst, Gewölk, Luftraum, Himmel. Viel Inspirierendes also, und tatsächlich haben sich zahlreiche Autoren dem Thema Nebel gewidmet.

Mitte des 19. Jahrhunderts, beeinflusst von literarischen Strömungen wie der Romantik und des Naturalismus, fällt es so etwa Eduard Möricke auf, dass „die Welt im Nebel ruht“, bald aber wohl saisonbedingt „der Schleier fällt.“ Sein Zeitgenosse Friedrich Güll empfindet Nebel als „Vorhang aus Luft.“ 50 Jahre später versteht Hermann Hesse Nebel aus einem eher existentialistischen Ansatz heraus: „Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den andern, Jeder ist allein.“

Zwischen Möricke, Güll und Hesse erinnert man sich an Christian Morgenstern, der Nebel als etwas bezeichnet, das „wie Rauch ums Haus“ hängt und „die Welt nach innen“ drängt. Heutzutage dient Nebel Steven King, Kultautor und Besitzer der Corgi-Hündin Molly, dazu, ein unheimliches Szenario aufzurufen, in dem merkwürdige Wesen „in den wabernden Schwaden lauern.“ Ach, Steven.

Dabei ist doch Nebel nur eine Wolke, die auf dem Boden liegt. Und die besteht aus feinsten Wassertropfen. In der Luft wiederum steckt Wasserdampf. Ist die Luft warm, kann sie eine höhere Menge Wasserdampf aufnehmen. Ist der Boden kühl, hat das auch Auswirkungen auf die Luft: Der kühle Boden verringert auch die Lufttemperatur in seiner Nähe. Das klappt natürlich am besten im Herbst und im Winter, manchmal auch im Frühjahr.

Kühle Luft kann nicht mehr viel Feuchtigkeit festhalten, daher verflüssigt sich der übrige Wasserdampf zu Tröpfchen, die sich an kleinen Staubteilchen in der Luft andocken. Und weil kalte Luft schwerer ist als warme, sinken die Wassertropfen zu Boden – und vernebeln so unsere Sicht.

Auf dem Rückweg passieren wir das kleine Wäldchen am Hütter Dyk. Es dämmert schon, die Silhouetten von Buchen, Ahornen, Birken sind jetzt beinahe unsichtbar. Zeit, nachhause zu fahren. Zum Schluss eine Info für alle, die gerne per öffentlichem Nahverkehr ihre Ziele erreichen: Nur ein paar Meter entfernt von unserem Einstieg, dem Lockweg, hält die Buslinie 003.

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

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