Kolumne Corgi James Shoppen auf der Hundemesse in Mönchengladbach

Mönchengladbach · Mit seiner besten Rauhaardackel-Freundin Lotta treibt sich Corgi James unfreiwillig auf einer Hundemesse herum. Für beide Vierbeiner steht am Ende fest: Hund sein geht anders.

 Corgi James beim Shoppen auf der Hundemesse: Hier am Stand, an dem es vor allem Rind gibt.

Corgi James beim Shoppen auf der Hundemesse: Hier am Stand, an dem es vor allem Rind gibt.

Foto: Susanne Jordans

Als wir erfahren, dass wir eine Messe mit Kaufartikeln für den täglichen Hundebedarf besuchen, hält sich unsere Begeisterung in Grenzen. Ein gemeinsamer Ausflug ins Grüne wäre uns lieber gewesen.

Auf dem Parkplatz am Messegelände sind wir noch nicht ganz aus dem Auto raus, da kachelt der Dackel schon los. Eine Gruppe Whippets hastet uns entgegen, froh, ihren Messebesuch hinter sich zu haben. Whippets zählen zu meinen Herzenshunden, sie sind ruhig, sanft, zurückhaltend und höflich.

Für Lotta, die aus reinem Dackelprinzip eine zügellose Intoleranz gegenüber bestimmten Hunderassen pflegt und ohnehin eine recht ­kurze Zündschnur hat, gehören Whippets in eine Kategorie von Hunden, die gar nicht geht. Das unmittelbare ­Ergebnis: energisches Einsteigen in die Leine, Dackelradau, die Whippets machen sich auf Zehenspitzen von dannen.

Vielleicht war es dieser Moment, der bei unseren Besitzerinnen den Impuls für den späteren Kauf neuer Halsbänder samt passenden Leinen auslöste. Ein sinnloser, wenn auch gut gemeinter Versuch, am Dackelprinzip zu drehen.

Die Hundemesse zu betreten, bedeutet für uns zunächst den Eintritt in eine betörende Duftwelt. Es gibt hier an irgendeinem Stand alles vom Rind zu kaufen: Ochsenziemer, Achillessehnen, Hautknochen und Ohren. Wir werfen uns einen hungerverhangenen, hoffnungsvollen Blick zu: Vielleicht wird der Vormittag doch noch lukrativ für uns.

Doch statt direkt das Ziel unserer Begierde ansteuern zu dürfen, passieren wir Aussteller, die allerlei Kurioses anbieten: Speziell auf das Entfernen von Hundehaaren ausgerichtete Staubsauger, Wassernäpfe, in denen das Nass dank Deckel mit integriertem Spender attraktiv aufbereitet bleibt, Hygieneprodukte für den Hund (pfff), Klimageräte für Hundeboxen, Ultraschallgeräte zur Hundezahnpflege, Mäntelchen in zartem Altrosé für die Hündin und solche mit Totenkopf-Muster für den Rüden. Tierversicherungen, Traumfänger und Ruheplätze mit Memory-Funktion runden das Spektakel ab.

Bei einem Anbieter von Nassfutter heißt es tatsächlich „Füttern Sie noch, oder ernähren Sie schon?“. Ja, sind wir hier im schwedischen Bälleparadies? Nein, wir sind in der Haute Cuisine für Hunde gelandet, und von dort möchten wir bitte sofort abgeholt werden. Denn hier gibt es als „Vollwertmenüs“ Geflügel abgerundet mit Amarant, Cranberry, Grünlippmuschel und Nachtkerzenöl, oder Rind mit der Unwiderstehlichkeit der Kartoffel, ergänzt um Karotte, Rosmarin und Lachsöl.

Am Stand daneben bietet jemand nachhaltig gefertigte Halsbänder aus ausgedienten Kfz-Sicherheitsgurten an. Eine Vermittlungsstelle für Tiere in Not will Lose verkaufen, die Erlöse kommen dem Tierschutz zugute. Unsere Besitzerinnen schlagen mit je vier Losen zu, Lotta holt den Jackpot. In ihrer Gewinnerinnentüte stapeln sich die Leckerlis, daneben ein wasserdichter Beutel für unterwegs, in den Hundehalter die Ausrüstung für ihre Vierbeiner packen können: Wasser, Futter, Verbandszeug.

Plötzlich taucht ausgerechnet der Stand auf, den wir am wenigsten mögen. Hier warten hunderte Halsbänder und Leinen auf Kundschaft, ein Potpourri aus Tauen und Takelagen in grellen, gedämpften oder auch zarten Farben, Shopping-Oase für unsere Besitzerinnen, Ort unseres Aufgebens. Weil wir wissen, dass wir hier Zeit verbringen werden. Stumm sehen wir uns an. Nach einer ziemlichen Weile hat man eine gewisse Auswahl getroffen, und die Anprobe beginnt. Dabei verliert Lotta als erste die Nerven. Nach sechs Halsbandvarianten steigt sie aus, ich halte durch bis zur achten. Die Minuten bis zur Kaufentscheidung ziehen sich hin. Als alles klar ist, werden die Halsbänder auch noch auf uns angepasst.

Und dann endlich ist es soweit: Wir dürfen dahin, wo es alles vom Rind gibt. Eine Traumwelt, ein Paradies, mit einer Auswahl, die uns schwindlig macht. Wir nehmen Hufe, ein paar Strossen und Achillessehnen. Auf dem Weg zum Ausgang dürfen wir schon ein wenig von den Sehnen naschen. Später am Tag wird es doch noch was mit unserem Aufenthalt im Grünen – natürlich mit den Errungenschaften von der Hundemesse am Hals.

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

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