Serie Corgi James Auf vier Pfoten durch die Heimat

Mönchengladbach/Twedt · Corgi James besucht Schleswig-Holstein und begibt sich dabei auch auf eine Zeitreise. Er schnüffelt am Ort seiner Geburt.

 Auch ein Hund braucht mal Urlaub – erst recht, wenn er immer so fleißig aus seinem Leben berichtet.

Auch ein Hund braucht mal Urlaub – erst recht, wenn er immer so fleißig aus seinem Leben berichtet.

Foto: Susanne Jordans

Die Gemeinde Galmsbüll im Westen und die Stadt Flensburg diagonal gegenüber sind gerade einmal 44 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Sie sind zwei der Eckpunkte, die das wohl schmalste Stück Binnenland Deutschlands zwischen Nord- und Ostsee markieren. Schleswig-Holstein ist das Land zwischen den Meeren. Hier komme ich her.

Wir haben uns in einen wunderbaren Ferienhof in Twedt etwa 30 Kilometer nördlich von Eckernförde einquartiert. Die einzige noch erhaltene reetgedeckte Dreiseiten-Hofanlage in der Gegend ist denkmalgeschützt, immer mal wieder Drehschauplatz gleich zweier Fernsehsendungen, und bietet all das, was Urlaub für uns ausmacht: die Ruhe der weitgehend unberührten Natur an einem Ort, wo uns niemand findet.

Außer Doris. Meine Züchterin wohnt nicht weit von Twedt entfernt. Gleich an unserem Ankunftstag geht es los mit einem gemeinsamen Spaziergang nahe dem Örtchen Ulsnis an der Schlei. Die Schlei grenzt als Fjord der Ostsee die beiden Halbinseln Angeln und Schwansen voneinander ab. Sie ist in ihrem Verlauf unterschiedlich breit; da, wo wir mit fünf Hunden und Menschen wandern, gleicht sie einem riesigen See. Kühe grasen unmittelbar am Ufer, Zäune gibt es wenige. Das Terrain ist ländlich, um sanft an- und absteigende Hügel gruppieren sich kleine und größere Siedlungen, gepflegte Bauernwälder und bestellte Felder. Die Landschaft wirkt wie ein großer, satter, tiefgrüner Garten – in Schleswig-Holstein ist Wasser das dominierende Thema, und das kommt auch reichlich von oben.

In den Wäldern des Naturparks Hüttener Berge ist munteres Kraxeln angesagt. Bis zu 106 Meter hoch sind die Erhebungen, die sich im Dreieck zwischen den heutigen Orten Rendsburg, Schleswig und Eckernförde während der letzten Eiszeit ausgebildet haben. Glücklich und ein bisschen erschöpft, wollen wir weiter an die Ostsee. Wir entscheiden uns statt der schnellsten Verbindung über die Landstraße 203 für die landschaftlich schönere Route entlang der Ortschaft Ascheffel. Vorbei geht es an Auen, Hügeln und Vieh, das sich auf fett glänzenden Weiden entspannt. Eine pittoreske Landschaft, die man eher im Baseler Land verortet als hier oben im Norden.

Wie erstaunlich vielfältig Schleswig-Holstein tatsächlich ist, zeigt sich auch bei unserer nächsten Etappe: Mit Segelbooten, Fischfangkuttern und Strandkörben steht Eckernförde für pures Ostsee-Feeling. Keiner von uns geht schwimmen, also knattere ich einmal am wunderbar duftenden Wasser entlang, und dann machen wir uns auf zum Wochenmarkt auf dem Rathausmarkt.

Der macht Appetit, und so stärken wir uns im Kaffeehaus Heldt, einem der ältesten Kaffeehäuser Deutschlands, dessen Gebäude aus der Zeit um 1600 stammt. Zurück nach Twedt geht es über die Lindaunisbrücke, einer auch für den einspurigen Verkehr knapp bemessenen Straßen- und Eisenbahnklappbrücke, die die Schlei an einer ihrer schmalsten Stellen überquert.

Zur Nordsee fahren wir vom Ferienhaus eine ordentliche Autostunde auf bestens ausgebauten Landstraßen. Das UNESCO-Weltkulturerbe Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer besuchen wir an seiner Grenze in St. Peter-Ording. Der Hundestrand im Norden von St. Peter ist für mich deswegen der schönste Strand der Welt, weil er an Weitläufigkeit wohl kaum zu überbieten sein dürfte. Bis zu zwei Kilometer breit wird er bei Ebbe.

Hier lasse ich es mal so richtig krachen und rase windzerzaust hin und her. Eins mit der Natur! Drei Windhunde, die von diesem endlosen Raum auch nicht genug bekommen können, stürmen in Lichtgeschwindigkeit an mir vorbei zum Wasser. Außerhalb der Saison ist es an diesem Ort, wo das beständige Spiel der Wolken immer neue Stimmungen entwirft, fast menschenleer – eine in sich ruhende Welt, deren Klang von der Stille erzählt.

Meine Zuchtstätte liegt in Kropp unweit von Schleswig. Doris wohnt gleich am Waldrand in der ehemaligen Försterei. Ein schmaler Wirtschaftsweg führt von der Bundesstraße 77 zum Haus. Die Autotür geht auf, ich sehe das Eingangstor, und weiß: Hier muss ich unbedingt rein. Ein ganzes Potpourri von Düften erwartet mich, einige von ihnen noch vertraut – erst im Vorgarten, dann in der Diele und der Küche. Orte süßer Erinnerungen. Gibt es noch andere?

Neugierig mache ich mich auf ins Wohnzimmer, werde aber unmissverständlich von den anderen Hunden vor Ort zurückgewiesen. Alles klar, man sollte sein Besuchsrecht nicht überspannen. Für den Rest des Nachmittags musste ich mir leider in der Gastrolle gefallen. Schön, in der alten Heimat gewesen zu sein, war es trotzdem.

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein!

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

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