Mönchengladbach Rheydt feiert Christopher Street Day

Mönchengladbach · Unter dem Motto „Die Welt ist bunt“ demonstrierten Homosexuelle am Samstag für Freiheit, Gleichheit und gegen Rechtsruck in der Gesellschaft. Gefeiert wurde auch, aber der CSD soll keine „Wohlfühlveranstaltung“ sein.

CSD 2018: Mönchengladbach ist bunt
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So feiert Mönchengladbach den CSD

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Foto: Titz/Theo Titz

Braucht es noch einen Christopher Street Day (CSD), nachdem die Ehe für alle im vergangenen Jahr beschlossen wurde,  gleichgeschlechtliche Paare seitdem heiraten dürfen? Markus Schnorrenberg, Vorsitzender des Vereins CSD Mönchengladbach, beantwortete diese Frage anlässlich der politischen Kundgebung am vergangenen Samstag mit einem klaren Ja: „Ein wichtiges Thema mag damit abgeräumt sein, doch es sind noch viele andere offen.“ Der aktuelle Rechtsruck innerhalb der Gesellschaft dürfe nicht geduldet werden, er appelliere an alle Menschen, sich dagegen einzusetzen. Der CSD wolle Minderheiten verbinden und Bündnisse eingehen. Gleichzeitig sei er keine Wohlfühlveranstaltung: „Wir werden auch weiterhin wichtige Anliegen möglichst unbequem vortragen.“

Am Samstag ging die CSD-Woche mit einem abwechslungsreichen Programm zu Ende. Die vierte Auflage des schwul-lesbischen Aktionstages stand unter dem Motto „Die Welt ist bunt“. Nach einer politischen Demonstration mit rund 200 Teilnehmern durch die Rheydter Innenstadt gab es auf dem Parkplatz „An der Gracht“ eine Abschlusskundgebung. Daran schlossen sich verschiedene Music-Acts an, bevor es am Abend die große CSD Abschluss-Party im Ratskeller gab. „Die Ideale von Freiheit, Emanzipation und Gleichheit sind wichtige Werte, die nicht in Frage gestellt werden dürfen“, sagte Sozialdezernentin und Schirmherrin des CSD, Dörte Schall (SPD). Bei ihrem Grußwort forderte sie die Besucher vor der Bühne auf: „Seid vielfältig und einzigartig, lebt die Vielfalt und liebt den Menschen, der für Euch richtig ist.“ Und Barbara Gersmann, Bezirksvorsteherin und ebenfalls Schirmherrin des CSD, fügte hinzu: „Wir müssen im alltäglichen Leben dafür sorgen, dass Menschen egal welcher sexuellen Orientierung und Identität gewollte Teile unserer Gesellschaft sind.“

Das Motto wörtlich genommen hatte Björn Jennert. Er erschien mit einem riesigen Ball aus bunten Blumen auf dem Kopf. Er fand es wichtig, an diesem Tag dabei zu sein: „Auch wenn für Schwule und Lesben schon viel erreicht wurde, gibt es auch immer noch viele Dinge, die noch anders und nicht richtig sind“, sagte der 36-Jährige. „Wenn man nicht betroffen ist, kriegt man davon nichts mit.“ Umso wichtiger sei es, dafür auf die Straße zu gehen. „Wir können hier ein relativ gutes Leben führen, dies ist in anderen Ländern nicht so, auch dafür demonstrieren wir heute.“

Von Beginn an dabei ist der Verein „KG De Leckere Jecke“. Gründungsmitglied und Ideengeber für einen Gladbacher CSD ist Paul Breuer. „Es gab immer mal Überlegungen für eine solche Veranstaltung, aber es schien schwierig zu sein“, erinnerte er sich. Als ihnen ein Gastronom eine Fläche anbot, die er nicht bewirtschaften konnte, ging plötzlich alles ganz schnell. „Alle, auch die Stadt, waren angefixt von der Idee, es gab viel Unterstützung.“

Die CSD Woche startete am Dienstag mit einem Themenabend der Aids-Hilfe, Mittwoch gab es eine Podiumsdiskussion, bei der es um „Liebe ist kein Verbrechen – Homosexualität und Flucht“ ging. Freitag wurde die Regenbogenfahne auf dem Rheydter Marktplatz gehisst, außerdem gab es einen ökumenischen Gottesdienst. Nadine John-Reuen, Vorsitzende des CSD-Vereins, ist mit der Woche sehr zufrieden: „Wir hatten gut besuchte Veranstaltungen und gute Gespräche.“ Gerade die Podiumsdiskussion sei wichtig gewesen. „Derzeit wird versucht, homosexuelle Flüchtlinge schnell aus den Heimen holen, um sie vor Problemen zu schützen, doch es ist ungewiss, ob und wie dies bei geplanten Ankerzentren funktionieren kann.“

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