Lesung in Mönchengladbach Christiane Florin spricht über Probleme der katholischen Kirche

Mönchengladbach · Die Politikwissenschaftlerin hat eine Lesung in der Münster-Basilika gehalten. Dabei thematisierte sie mit harten Worten die katholische Kirche.

 Christiane Florin bei ihrer Lesung in der Münster-Basilika.

Christiane Florin bei ihrer Lesung in der Münster-Basilika.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

„Wir haben einen interessanten Abend vor uns, der uns allen ziemlich nahegehen wird“, sagte Peter Blättler, Pfarrer und Propst der Münster-Basilika. Dort las Politikwissenschaftlerin und Journalistin Christiane Florin aus ihrem Buch „Trotzdem! Wie ich versuche, katholisch zu bleiben“. Die Diskussionsrunde danach moderierte Christiane Bongartz, Direktorin der Bischöflichen Akademie des Bistums Aachen.

Die Lesung war geprägt von Klarheit und Vehemenz. Die Autorin benutzte eine gnadenlos direkte Sprache. Immer wieder tauchten Wortkompositionen wie „Verantwortungsverdunstungsbetrieb“ auf. Florin liegt, das wird sehr schnell deutlich, der für sie indiskutable Umgang mit den Missbrauchsfällen am Herzen. Kurz nur streifte sie das Thema „Frauen in der katholischen Kirche“. „Frauen“, sagte sie, „gibt es schon länger als Bischöfe.“ Insofern seien unter anderem „Diakoninnenmöglichkeitsprüfungskommissionen“ entbehrlich.

Christiane Florin ist es wichtig, das Lächerliche als lächerlich zu benennen. Sie zeichnet mit ihrer Sprache wie mit einem Edding klare Bilder. Bilder zum Beispiel von Männern mit Kleidern mit Gold und Spitze, mit Spitzenmützen und meint damit die Sonderwelt, die die „Hirten“ für sich geschaffen haben, in der sie immer im Recht sind, in der es als störend empfunden wird, wenn die Schafe blöken.

In ihrer Lesung gab die Autorin denen, die in der Kirche bleiben wollen, keine Argumente an die Hand. Im Gegenteil: Sie zerpflückte gängige Rechtfertigungen, bis nichts mehr davon übrig blieb. Was sie wunderte: „Dass im Zusammenhang mit dem Missbrauch so wenig präzise Fragen gestellt werden.“ Und sie räumte ein, dass es auch Täterinnen gibt: „Das kann aber nicht gegen Gleichberechtigung sprechen“, erklärte die Autorin.

Wie geht es aus ihrer Sicht weiter mit der Kirche? „Sie passt sich der Welt an oder wird zur Gegenwelt – diese Gegenwelt könnte dann so etwas wie ihr Markenkern werden.“ Einige Gläubige würden bleiben, der Rest heimatlos werden. Das Heimatgefühl sei zurzeit ein wichtiges Argument für die Treue. „Untergehen wird die Kirche aber in absehbarer Zeit nicht“, lautete die Prognose von Florin, die eher von einem „langsamen Dahinsiechen“ ausgeht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort