Wohnunglosenhilfe Aus Gegnern wurden Freunde

Das Café Pflaster in Rheydt feiert sein zehnjähriges Bestehen mit Vertretern aus Verwaltung und Politik, Besuchern und Nachbarn.

Die Sonne scheint genau wie vor zehn Jahren auf die Brucknerallee, den schönen, denkmalgeschützten Altbau und den nach hinten gelegenen Hof. Aber die Atmosphäre ist eine andere geworden – und das ist gut so. Als das Café Pflaster vor zehn Jahren in Rheydt an den Start ging, „standen wir alle sehr unter Druck“, erinnert sich Brigitte Bloschak vom Diakonischen Werk, das die Einrichtung für Wohnungslose betreibt. Im Vorfeld war es hoch her gegangen, Anlieger wehrten sich vehement gegen den Tagestreff. Ein Anstieg der Kriminalität, ein Verlust von Sicherheit wurden von ihnen befürchtet. Doch die Praxis widerlegte die Ängste. Heute bringen die Nachbarn Marmelade und Zeitungen vorbei und feiern den Jahrestag mit.

„Dieses Jahr war die Atmosphäre sehr fröhlich und entspannt“, sagt Brigitte Bloschak, die den Fachbereich Wohnungslosenhilfe beim Diakonischen Werk leitet. Gefeiert wird gemeinsam mit Sozialdezernentin Dörte Schall, Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann, Vertretern der Politik, Nachbarn und natürlich vielen der regelmäßigen Besucher, die zum Gratulieren kommen.

Zu den Nachbarn zählen auch die nahegelegenen Schulen, zu denen enge Beziehungen aufgebaut wurden und die jetzt regelmäßig zu Besuch kommen. Allerdings nicht während der Öffnungszeiten. „Wir wollen keinen Zoocharakter“, betont Bloschak. „Die Kollegen zeigen die Räumlichkeiten nachmittags und berichten von der Arbeit.“

Vierzig bis fünfzig Besucher kommen täglich ins Café Pflaster an der Brucknerallee. Sie können dort frühstücken, duschen, Wäsche waschen oder die Sozialberatung in Anspruch nehmen. Ebenso wie beim Gladbacher Pendant ist die Arbeit des Café Pflaster mit Streetwork vernetzt, einem aufsuchenden Angebot. „Es ist wichtig, dass unsere Streetworker eine feste Anlaufstelle haben“, erklärt Bloschak. Zum Beispiel, damit die Krankenschwester im medizinischen Pflegeraum Verbände wechseln kann. Dafür ist die zentrale Lage der Einrichtung in Rheydt ideal. Weil das Café kleiner ist als das am Gladbacher Kapuzinerplatz, empfinden die Besucher es als besonders gemütlich. „Unser Wohnzimmer mit Kronleuchter“ werde es liebevoll genannt, berichtet Bloschak. Denn einen Kronleuchter gibt es in dem Altbau tatsächlich.

Zum Geburtstag der Rheydter Einrichtung wünscht sich die Fachbereichsleiterin vor allem eins – eine dauerhafte finanzielle Absicherung des Café Pflaster. Besonders wichtig sei es, qualifiziertes Personal vorzuhalten. „Ehrenamtler leisten wichtige Unterstützung, aber es muss auch immer Fachpersonal da sein, um in schwierigen Situation angemessen zu reagieren“, erklärt sie.

Die Aufgaben sind nicht weniger geworden in den vergangenen zehn Jahren, aber: „Wir arbeiten sehr gut mit allen Akteuren zusammen und finden gemeinsam oft Lösungen“, sagt Bloschak.

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