Zum Tod von Busso Diekamp Kämpfer für die Kunst

Mönchengladbach · Er war einer der Väter des Museums Abteiberg, Freund und Kenner großer Künstler und baute dutzende Schulgebäude in der Stadt: Mönchengladbach trauert um Busso Diekamp, der fast 30 Jahre Stadtdirektor und Kulturdezernent war.

 Der frühere Stadtdirektor Busso Diekamp war ein großer Förderer der Gegenwartskunst.

Der frühere Stadtdirektor Busso Diekamp war ein großer Förderer der Gegenwartskunst.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Es gibt viele Geschichten über Busso Diekamp zu erzählen. Einige davon hat der Mann, der stets eine Fliege zu tragen pflegte, selbst aufgeschrieben in seinem Buch „Randbemerkungen“. Wie er etwa Heinz Mack dazu verhalf, in Mönchengladbach eine angemessene Wohn- und Arbeitsstätte zu finden, den Huppertzhof in Uedding. Wie er Kopf und Kragen riskierte, als er den umstrittenen Joseph Beuys zu einer Einzelausstellung nach Mönchengladbach holte gemeinsam mit dem damaligen Museums-Leiter Johannes Cladders.

Wenn man in Mönchengladbach über Kultur spricht, kommt man an seinem Namen nicht vorbei. Er war über Jahrzehnte der Mann, der die in dieser Stadt Kultur machte. Wie die Familie von Busso Diekamp Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners am Wochenende mitteilte, ist Diekamp am vergangenen Freitag, 31. Januar, im Alter von 91 Jahren gestorben.

Der 1928 in Bochum geborene promovierte Jurist Diekamp wurde 1964 Stadtdirektor in Mönchengladbach. Aus einer kunstbeflissenen Familie stammend galt sein Interesse immer schon der Kunst. In seinen Mönchengladbacher Jahren prägte er in intensiver Zusammenarbeit mit den jeweiligen Museumsdirektoren die Kunstszene stark mit; Vor allem mit Johannes Cladders war er eng verbunden in seiner Arbeit. Bis 1993, fast 30 Jahre lang, stand er im Dienst der Stadt als Stadtdirektor, Kultur- und Schuldezernent. „Nicht nur Schüler ächzen unter der Last der Hausaufgaben. Auch ich. Schule machte mir die meiste Arbeit“, sagte er zu seiner Aufgabe als Schuldezernent. Deutlich mehr Vergnügen bereitete ihm die Kunst.

Diekamp war ein Kämpfer für die Kultur und ging auch gegen Widerstände an. 1967 etwa holte er gemeinsam mit dem damaligen Museumsleiter Cladders Joseph Beuys nach Mönchengladbach. Dessen Ausstellung sollte ein großer Erfolg werden, den Diekamp jedoch mit schlaflosen Nächten bezahlte. „Beuys war an dem Tag vor der Eröffnung nicht mit der Ausstellung zufrieden und bat darum, die Nacht der Inspiration wegen im Museum verbringen zu dürfen. Also stellten wir ihm ein Feldbett hin. Weder Cladders noch ich wussten, was er anstellen würde“, sagte Diekamp 2012. „Am nächsten Morgen ging ich zu Cladders. ,Herr Cladders’, sagte ich, ,wir beide haben vier Kinder zu ernähren, sind Sie sicher, dass wir nicht heute Abend schon auf der Straße stehen?’“ So kam es nicht, zum Glück für die Stadt. Denn Diekamps größtes Werk sollte erst noch folgen: der Bau des weltberühmten Museums Abteiberg.

Von 1972 bis 1975 dauerte die Planung, Cladders, Diekamp und Architekt Hans Hollein mussten gegen massive Hindernisse kämpfen. So sehr, dass Diekamp 1974 im Alter von 45 Jahren einen Herzanfall erlitt. „Den löste, glaube ich, mein Ärger über die Verwaltung aus. Einige Menschen dort boykottierten den Museumsbau. Nicht eine einzige Ausnahmegenehmigung erhielten wir. Immer wieder wurde das Budget gekürzt.“ Und doch: 1982 war Eröffnung. „Das Museum Abteiberg ist . . . nicht nur zum Herzstück des kulturellen Zentrums der Stadt geworden. Das geistige Zentrum der urbanen Kulturpolitik zu vervollständigen, ist die Verpflichtung von höchstem Rang für alle, die für die Entwicklung der Stadt Verantwortung tragen“, schrieb Diekamp 1992 zum zehnjährigen Bestehen des Museums.

In zahlreichen Vereinen der Stadt war Diekamp Vorstandsmitglied, bis vor wenigen Jahren auch im Münster-Bauverein. Am Sonntag, zwei Tage nach seinem Tod, wurde im Münster beim Gottesdienst für ihn gebetet.

(angr)
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