Tanzen gegen Rechts Bunte Tanzdemo für eine offene Stadt

Mönchengladbach · Rund 300 Menschen zogen am Freitagabend tanzend und singend durch die Gladbacher Innenstadt. Mit einer Nachttanzdemo protestierten sie gegen den von der rechtsextremen Gruppierung „Hooligans gegen Salafisten“ organisierten „Trauermarsch“ am 20. September.

 Der Demonstrationszug machte auf dem Sonnenhausplatz am Minto für eine Kundgebung halt.

Der Demonstrationszug machte auf dem Sonnenhausplatz am Minto für eine Kundgebung halt.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Das bunte Mönchengladbach tanzt - vom Europaplatz die Hindenburgstraße hinauf über den Sonnenhausplatz bis zur Citykirche. Mehr als 300 tanzfreudige Demonstranten nehmen am Freitagabend die Straße in Besitz und folgen dem Lautsprecherwagen, der für die Musik sorgt. Die Demonstranten sind bunt gemischt, bunter und gemischter als bei den üblichen Demos. Eltern sind mit ihren Kinder da, ebenso Vertreter der Parteien von der Linken bis zur FDP, Menschen in Kostümen tanzen mit, Regenbogenfahnen werden geschwenkt, Seifenblasen schweben über den Platz. Die Stimmung ist locker und fröhlich.

Unter dem Motto „Mutig und Gemeinsam – Die Stadt gehört uns“ hatte das Bündnis „Mönchengladbach stellt sich quer“ (MSSQ) zu einer Tanzdemo aufgerufen. „Wir wollen ein starkes Zeichen setzen für eine freie und weltoffene Stadt“, sagt Sebastian Merkens, der zu den Veranstaltern gehört. Man habe gegen den von den rechtsextremen „Hooligans gegen Salafisten“ organisierten „Trauermarsch“ vor mehr als einer Woche zeitversetzt etwas Lebendiges und Fröhliches setzen wollen. „Wir haben in der vergangenen Woche ein Gefühl erlebt, das wir nie wieder erleben wollen“, sagt Merkens.

Ein breites Bündnis von Parteien, Vereinen und Organisationen hatte sich dem Aufruf angeschlossen. „Super, dass das so spontan geklappt hat“, freut sich Felix Heinrichs (SPD). „Diese Form der Demo ist erfrischend anders.“ Die Vereine „LesLie“ (Lesbische Liebe) und CSD Mönchengladbach positionieren sich mit Banner und Plakaten. „Wir sind entsetzt“, sagt „LesLie“-Vorsitzende Heike Kivelitz. „Die zunehmende Präsenz der Rechten ist ein Angriff auf unser alle freies Leben.“

Für Marta und Lilian, beide 16, ist es die erste Demo-Teilnahme überhaupt. Cool und locker sei diese Form, sagt Marta. „Ich finde es sehr gut, dass diese Demonstration nicht gegen, sondern für etwas ist“, stellt Bernhard Clasen fest. „Für Toleranz und Weltoffenheit.“ Sicher zu den jüngsten Teilnehmern zählt die sieben Monate alte Linda, die von ihrer Mutter in einem bunt dekorierten Kinderwagen geschoben wird. Spürbar ist bei aller bunten Lockerheit, dass der Aufmarsch der Rechten am 20. September bei vielen für Besorgnis und den Wunsch gesorgt hat, dagegen Flagge zu zeigen.

 Erik Jansen und seine Tochter Mia wollen Mönchengladbach nicht den Rechten überlassen.

Erik Jansen und seine Tochter Mia wollen Mönchengladbach nicht den Rechten überlassen.

Foto: Angela Rietdorf
 Nicola Kupfer, ihre Tochter Marta und deren Freundin Lilian tanzen mit. Für die Mädchen ist es die erste Demo.

Nicola Kupfer, ihre Tochter Marta und deren Freundin Lilian tanzen mit. Für die Mädchen ist es die erste Demo.

Foto: Angela Rietdorf

Als die Demonstranten die Hindenburgstraße entlangziehen, steckt die Stimmung auch ein paar Passanten an. Am Sonnenhausplatz wird ein Zwischenstopp eingelegt, die feministische Gruppe „Vulvarines“ und Torben Schultz von der Linken halten kurze Reden. „Diese Demo gibt ein ganz anderes Straßenbild ab als die Demo vergangene Woche“, sagt Schultz anerkennend. Als es weiter Richtung Edmund-Erlemann-Platz geht, vergrößert sich die Menge. Zu Techno-Musik tanzen die Demonstranten der Nacht entgegen. „Wir haben Zeit, es ist Freitagabend“, sagt Merkens.

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