Aktion in Mönchengladbach Bündnis beklagt ausbeuterische Arbeitsverhältnisse

Mönchengladbach · Am Welttag der menschenwürdigen Arbeit machten Gewerkschaften, Arbeitslosenzentrum und Stiftung Volksverein auf Jobs aufmerksam, in denen auch in Mönchengladbach Beschäftigte ausgebeutet würden. Welche Branchen davon vor allem betroffen sind.

 (v.l.) Karl Sasserath, Wolfgang Fels, Johannes Eschweiler, Axel Rayczik und vorne Patrick Stock  bei der Aktion.

(v.l.) Karl Sasserath, Wolfgang Fels, Johannes Eschweiler, Axel Rayczik und vorne Patrick Stock  bei der Aktion.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, die sich in unmittelbaren Nähe vollziehen – gibt’s die überhaupt in Mönchengladbach? „Selbstverständlich“, sagt Wolfgang Fels und er bedauert: „Es ist schon erstaunlich, wie wenig die Menschen darüber überhaupt wissen.“

Um den Wissensstand zu verbessern, beteiligt sich Fels als Mitglied des Bündnisses für Menschenwürde und Arbeit mit einem Informationsstand am „Welttag der menschenwürdigen Arbeit“, der alljährlich vom Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) organisiert wird. Zum ersten Mal gibt es in diesem Jahr in Mönchengladbach eine IGB-Aktion: Auf dem Sonnenhausplatz haben sich Fels und seine Mitstreiter vom DGB, dem Arbeitslosenzentrum Lüpertzender Straße und der Initiative „Fairfahren“ mit Schautafeln und Bannern postiert und versuchen, mit den Passanten ins Gespräch zu kommen.

Den ersten Denkanstoß geben die Banner, auf denen zu lesen ist „Dein Job = unser Profit“ und „Das Beste für Mama. Das billigste für uns“ oder „Spedition irgendwo östlich sucht dich als eigenverantwortlichen Fahrer“. Diese Sprüche deuten auf die Schwerpunkte hin, auf die in diesem Jahr in Mönchengladbach hingewiesen werden soll: Auf die Trucker-Fahrer, die Waren von und zu den großen Distributionszentren bringen, und auf die Pflegekräfte, die rund um die Uhr in privaten Haushalten tätig sind. Von 120 pflegenden Frauen, die seine Stiftung Volksverein betreut, hätten 90 Prozent keinen vernünftigen Arbeitsvertrag, beklagt Johannes Eschweiler. „Die Fahrer arbeiten als Beschäftigte von Subunternehmern für einen Hungerlohn“, ergänzt Karl Sasserath, Leiter des Arbeitslosenzentrums. „Zum Teil fahren Mitarbeiter mit eigenen Fahrzeugen für eine Spedition und müssen auch noch den Sprit bezahlen.“ Beide beklagen, dass es in den genannten Branchen oftmals keine tarifliche Bindung an Arbeitsverträgen gibt.

Der Arbeitsmarkt in Mönchengladbach werde durch einen überdurchschnittlich starken Niedriglohnsektor geprägt, erläutert Fels. Viele der in der Speditionsbranche Beschäftigten „liegen trotz vollzeitiger Erwerbsarbeit knapp über der Armutsgrenze.“  Die finanziellen Belastungen würden zunehmen mit steigender Inflation und Mehrausgaben für Energie. „Die Krise zeigt uns, wie wichtig es für Beschäftigte ist, aus ihrer Erwerbstätigkeit einen Lohn erzielen zu können, der es ihnen und ihren Familien erlaubt, ein menschenwürdiges Leben bestreiten zu können.“

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