Vor Kriegsbeginn in der Ukraine Mönchengladbacher Jugendliche entzünden Licht der Hoffnung

Mönchengladbach · Wenige Stunden vor der Invasion Russlands in die Ukraine haben sich junge Menschen in der Franziskanerkirche zur Andacht zusammengefunden. Eingeladen hatte die Gemeinschaft Sant‘Egidio.

 Die Gemeinschaft Sant‘ Egidio lud zum Friedensgebet in die Franziskanerkirche ein.

Die Gemeinschaft Sant‘ Egidio lud zum Friedensgebet in die Franziskanerkirche ein.

Foto: Sant'Egidio

Wegen der bedrohlichen Lage in der Ukraine hatte die Gemeinschaft Sant‘ Egidio zum Friedensgebet in die Franziskanerkirche an der Bettrather Straße eingeladen. Zu diesem Zeitpunkt wusste noch niemand, dass Russland wenige Stunden später einen Krieg gegen die Ukraine beginnen würde. „In allen Städten, in denen unsere Gemeinschaft ein Zuhause hat, wird derzeit für den Frieden in der Ukraine und Russland gebetet“, sagte Gabi Brülls.

Beteiligt an dem Friedensgebet waren junge Menschen, die Krieg und Flucht aus eigenem Erleben kennen. In der Andacht wurde ein „Lebenszeichen der Freundin Olga“ aus der Ukraine verlesen. Ihr Brief erzählt von der Anspannung der Menschen und dem Anliegen, auch in dieser Zeit den Armen beizustehen. 

Es sei gut und wichtig, sich zum Gebet zusammenzufinden, betonte Propst Peter Blättler. Die Beteiligung von Jugendlichen aus Armenien, Syrien und Irak habe ihn noch einmal deutlich gemacht, wie schlimm es sei, in jungen Jahren Krieg erfahren zu müssen. Zum Eingangslied hatten sechs Jugendliche ihre Bitte um Frieden auf Schildern in unterschiedlichen Sprachen und Schriftzeichen sichtbar gemacht. Zu allen Fürbitten um Frieden in weltweiten Krisengebieten entzündeten Ayan Sheikhi und Jacqueline Kerzen als Licht der Hoffnung.

„Mir bedeutet das Gebet um den Frieden sehr viel. Ich will keinen Krieg, da ich den erlebt habe und weiß, wie er ist“, versicherte später Ayan Sheikhi. Mit sechs Jahren sei er in Deutschland angekommen, nachdem er mit den Eltern aus Syrien geflohen war, so der junge Mann. Vor Corona besuchte er alte Menschen in Seniorenheimen, um mit ihnen Bingo zu spielen und ihnen die Einsamkeit zu nehmen. Mit ihnen tauschte er sich auch über Kriegserfahrungen aus.

Der 16-jährigen Jacqueline ist das Friedensgebet ebenso eine Herzensangelegenheit. „Es soll kein Hass sein zwischen den Menschen. Ich bin aus dem Irak hierhergekommen, habe den Krieg erlebt und gesehen, wie Menschen getötet wurden. Wir haben mit der Flucht unsere Heimat und unsere Träume verloren. In Deutschland hoffen wir, unsere Träume weiterleben zu können“, sagte die junge Frau. Shivan aus Syrien hat in seiner Sorge um den Frieden einen Brief an Politiker geschrieben, um sie angesichts der aktuellen Bedrohung zu bitten, einen Krieg zu verhindern. „Ich habe erlebt, was Krieg ist“, habe er dazu angemerkt.

„Friedenserziehung ist eine wichtige Aufgabe. Wer geht heute schon noch für den Frieden demonstrieren?“, hob Gabi Brülls hervor. Sie will mit den jungen Schützlingen weiter für den Frieden werben, vielleicht demnächst auch mit einem kurzen Gedenken auf dem Sonnnenhausplatz – auch wenn oder weil der Krieg jetzt begonnen hat.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort