Kirche in Mönchengladbach Diese Reformen plant das Bistum Aachen

Mönchengladbach · Es geht um eine neue Struktur in der Organisation mit pastoralen Räumen und Geschlechtergerechtigkeit von Männern und Frauen. Zugang zu Diensten dürfe nicht von Geschlecht, sexueller Identität und Orientierung abhängen.

 Der Aachener Bischof Helmut Dieser soll die Beschlüsse umsetzen.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser soll die Beschlüsse umsetzen.

Foto: picture alliance / dpa/Henning Kaiser

Das Bistum Aachen will der Kirche eine neue Organisationsstruktur geben und hat außerdem wesentliche Beschlüsse zur Geschlechtergerechtigkeit gefasst. Demnach „dürfen Geschlecht, sexuelle Identität, Orientierung und Lebensform vor allem für bestehende oder abzuschließende Arbeitsverträge, sowie bei der Vergabe der ,missio canonica‘ und der Genehmigung der Lehrbeauftragung kein Nachteil sein“, heißt es in einem Beschluss des Synodalkreises. Dieser wie auch unter anderem der Beschluss, pastorale Räume als wesentliche Struktur im Bistum neu einzurichten, wurden am Wochenende bei der Synodalversammlung im Mönchengladbacher Monforts-Quartier von den Räten im Bistum diskutiert.

Die Beschlüsse des Synodalkreises haben weitreichende Wirkung, denn Bischof Helmut Dieser sieht sich daran gebunden. Die Kirche im Bistum „respektiert, akzeptiert und wertschätzt die Menschen und nimmt sie in ihren Identitäten bedingungslos an“, heißt es darin. Der Zugang zu Diensten dürfe nicht an Geschlecht, sexuelle Identität, Orientierung und Lebensform gebunden sein: „Das bedeutet auch, die Gleichberechtigung der Frau in der Kirche weiter zu forcieren.“ Alle Gremien auf allen Ebenen des Bistums müssen geschlechtergerecht gestaltet sein, soweit Zugangsvoraussetzungen wie die Weihe dies nicht verhindern. Dieser Beschluss gehe dem Diözesanrat der Katholiken nicht weit genug, wie ein Bistumssprecher mitteilte. Der Rat fordere die Änderung in „Gendergerechtigkeit“, um ein binäres Menschenbild (Frau und Mann) zu überwinden, und die Einrichtung einer Stabsstelle für dieses Thema.

Aber auch die Organisation im Bistum soll reformiert werden: Dazu sollen rund 50 pastorale Räume als künftige Grundstruktur eingerichtet werden, die dann noch acht bis 13 Pfarreien bilden werden. „Durch diese Struktur soll sowohl Nähe, Vielfalt als auch Tiefe in der Pastoral erreicht werden“, heißt es in dem Beschluss.

Der pastorale Raum solle künftig die Ebene pastoralen Handelns und die wesentliche Steuerungseinheit sein. Aufgabe dieser Ebene sei es dann, die vier Grundvollzüge von Kirche, nämlich Liturgie, Katechese, Diakonie und Gemeinschaft, im Sozialraum „wirksam sicherzustellen“. Dafür gibt es dann Personal wie auch Kirchensteuermittel vom Bistum.

 Der Diözesanrat der Katholiken lobte die stärkere Beteiligung von Laien in gemischten Leitungsteams, die Orientierung der pastoralen Räume am Sozialraum und damit an der Lebenswirklichkeit der Menschen sowie die Eigenständigkeit und Verantwortung in der Steuerung von Ressourcen, Finanzen und Personal. Als Einwand formulierte der Diözesanrat die Forderung, dass Kriterien für die Bildung der pastoralen Räume entwickelt werden und die Ergebnisse beraten werden.

In seinen nächsten Sitzungen soll der Synodalkreis über die Voten und Einwände der diözesanen Räte diskutieren und versuchen, diese zu integrieren. Beschlüsse werden dann von Bischof Dieser in Kraft gesetzt. Die Umsetzung soll bis 2028 erfolgen. Die Kriterien für die Bildung der pastoralen Räume sollen bis Ende des Jahres vorgestellt werden. Diese könnten auf einer weiteren Synodalversammlung bis Anfang 2023 vorgestellt werden. Bischof Dieser betonte: „Es muss eine erfahrbare Umsetzung geben.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort