Mönchengladbachs einzige Biobäckerei feiert 25jähriges Bestehen Bio-Jubiläum in Oehmens Bäckerei

Mönchengladbach · Hans Oehmen feiert: Gladbachs einzige Biobäckerei gibt es jetzt seit 25 Jahren. Dreimal wurde Oehmen vom „Feinschmecker“ ausgezeichnet.

 Hans Oehmen steht seit 25 Jahren in der Bio-Backstube in der Gladbacher Innenstadt.

Hans Oehmen steht seit 25 Jahren in der Bio-Backstube in der Gladbacher Innenstadt.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Nein, mit 23 Jahren wollte Hans Oehmen die elterliche Backstube samt Cafébetrieb am Marktstieg doch noch nicht übernehmen. Er ließ den unterschriftsreifen Vertrag liegen und machte sich auf die Wanderschaft. Sehr zur Freude seiner heutigen Kunden, denn in der Schweiz lernte er die Biobäckerei kennen, die ihn seitdem nicht mehr losließ. „Ich fand vor allem den Geschmack überzeugend“, sagt Oehmen. Aber auch die Tatsache, etwas Gutes für Mensch und Boden zu tun, motiviert ihn. 1994 übernahm er dann doch den zwischendurch fremdverpachteten elterlichen Betrieb am Marktstieg im Herzen Gladbachs und wandelt ihn in eine Biobäckerei um.

Ganz einfach war das nicht. Die Vorgaben im Biobereich sind hoch, Kontrollen häufig, Bestandteile teurer und die Gewinnspanne ist niedriger. Deswegen ist Oehmen wohl auch der einzige Biobäcker in Gladbach geblieben. „Wenn man nur auf die Zahlen schielt, funktioniert es nicht“, sagt er. Aber er hat es nie bereut. „Ich lebe meinen Traum.“

In seiner Backstube kann man noch erleben, was Handwerk bedeutet: Das Mehl wird selbst gemahlen, der Sauerteig selbst angesetzt. Nachts werden Brot und Brötchen hergestellt, tagsüber die Konditoreiwaren. „Wir backen sortenrein, das freut die Allergiker“, erklärt er. Die Öko-Bäckerei erfordert Erfahrung und Handwerkskunst. Es komme auch immer darauf an, wie die Ernte ausfalle, sagt der Bäckermeister, wie viel Kleber oder Eiweiß enthalten seien, wie das Wasser aufgenommen werde. Sein eigenes Lieblingsbrot ist ein hundertprozentiges, doppeltversäuertes, kräftiges Roggenbrot. Die Kunden lieben auch das Lenßenhofer Brot sehr, das mit Getreide vom Odenkirchener Biohof hergestellt wird. Im lokalen Kreislauf.

Jeder neue Lebensmittelskandal hat die Kunden in Oehmens Laden getrieben, aber auch die Konkurrenz hat zugenommen. In den Supermärkten und bei den Discountern werden Bioprodukte angeboten, das merkt ein Bio-Bäcker natürlich auch. Deswegen hat er den Vertrieb ausgeweitet, beliefert 15 Verkaufsstellen in Gladbach und der Region. Seine Backkunst kommt an, auch bei Fachleuten: Dreimal wurde er in aufeinanderfolgenden Jahren von der Zeitschrift „Feinschmecker“ ausgezeichnet. „Darauf bin ich schon stolz, denn die Sachen können so gesund sein, wie sie wollen, sie müssen vor allen Dingen schmecken“, sagt Oehmen.

Sein Herz hängt aber neben der Bäckerei auch am Cafébetrieb. Hier hat er die direkte Rückmeldung der Kunden, aber das Café funktioniert auch als kleines Kommunikationszentrum. Nicht nur weil er seine Gäste kennt und man sich freudig begrüßt, sondern weil das Café Ö auch für Veranstaltungen genutzt wird. Oehmen ist seit 35 Jahren in der Eine-Welt-Arbeit aktiv, und so finden manche Veranstaltungen wie das Literarische Croissant am Sonntagmorgen bei ihm statt. Dass er sich in der Eine-Welt-Arbeit engagiert, scheint ihm logisch. „Ich finde das vom Kaufmännischen her überzeugend. Wenn man einen fairen Preis zahlt, braucht man nichts spenden. Dann kommen die Menschen auch so zurecht.“

Aber das Café wird auch noch anderweitig genutzt. Geht man an einem Montagabend dort vorbei, dann dringen, wenn man Glück hat, Gesang und Gitarrenmusik nach draußen.

Die Feinen Herben proben dort – sieben Männer, die sich seit vielen Jahren kennen, gern über Männerthemen reden und seit etlichen Jahren zu lokalem Ruhm gelangt sind durch Benefizauftritte, bei denen sie ihre eigenen Lieder präsentieren, selbst getextet und komponiert. Hans Oehmen ist einer der glorreichen Sieben, die gerade ein Konzert für den Volksverein gegeben haben. „Das ist für mich Entspannung pur, ein superschöner Ausgleich“, sagt der Biobäcker.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort