Architektur in Mönchengladbach Hier glänzen nicht nur Neubauten

Mönchengladbach · Beim „Tag der Architektur“ konnten Besucher Blicke in besondere Häuser werfen. Ein Höhepunkt für Architektur-Interessierte in Mönchengladbach: der sanierte Jägerhof – mit alten Futtertrögen als fesche Waschbecken.

 Architekt Michael Fischelmanns führte zum „Tag der Architektur“ durch den alten Jägerhof in Rheindahlen.

Architekt Michael Fischelmanns führte zum „Tag der Architektur“ durch den alten Jägerhof in Rheindahlen.

Foto: Isabella Raupold

Bereits zum 24. Mal veranstaltete die Bundesarchitektenkammer am vergangenen Wochenende den „Tag der Architektur“. Wer sich für Architektur interessiert, hatte die Gelegenheit, an diesem Tag mit anderen ins Gespräch zu kommen. Unter dem Motto „Räume prägen“ bot auch Mönchengladbach ein kleines Spektrum an verschiedenen Bautypologien, darunter ein Einfamilienhaus im modernen Stil am Höfgenweg, das fertiggestellte Gebäude der Rudolf Steiner Schule und die Textilakademie NRW.

Besonderen Zulauf erfuhr der aufwendig sanierte Jägerhof im Stadtteil Rheindahlen. Mit „ansteckender“ Begeisterung führte der Architekt Michael Fischelmanns die rund 115 Interessenten durch die nach seinen Plänen umgebauten Räume.

„Als wir hier das erste Mal waren, mussten wir schon sehr viel Fantasie mitbringen. Aber die hatten wir und konnten unserer Kreativität freien Lauf lassen.“ Und das hat geklappt. In einer etwa zehnmonatigen Bauphase ist aus dem alten Bauernhof aus dem 13. Jahrhundert, der bis vor vier Jahren noch als Gaststätte genutzt wurde, ein kleines „Kunstwerk“ entstanden.

Die Kombination aus alt und neu hat Architekt Fischelmanns perfekt inszeniert. So findet man beispielsweise in den Toilettenräumen alte Futtertröge – umfunktioniert zu Waschbecken.

Das Zentrum des Jägerhofes, der Biergarten, ist über zwei Eingänge erreichbar. Besonders imposant ist dabei jedoch der Haupteingang. Dort empfängt die Gäste ein schmiedeeisernes Tor, das ursprünglich aus Essen stammt, wo es als Eingang zu einem Villen-Grundstück gedient hat.

Sieht man die alten Bilder des Jägerhofes, lässt sich erahnen, wie viel Arbeit hinter dem Umbau tatsächlich steckte: „Als wir den Gewölbekeller ausbauen wollten, mussten wir feststellen, dass der komplett mit Lehm zu war. Also haben wir in Handarbeit, Eimer für Eimer, das Material herausbefördert. Ein Bagger passt da unten natürlich nicht rein“, erklärte Fischelmanns, der damals spontan mit anpackte. Gelohnt hat sich die Arbeit allemal: Der angenehm kühle Keller ist ein echtes Schmuckstück und kann für Feste aller Art genutzt werden.

Wer sich für alternative, biologische Bauweisen interessiert, konnte beim Tag der Architektur auch das „Nachhaltigkeitshaus“ am Molitorweg in Neuwerk besuchen. Architekt Daniel Finocchiaro baute dort im vergangenen Jahr ein 2,5-geschossiges Einfamilienhaus in Holzbauweise mit ausschließlich unbedenklichen baubiologischen Stoffen. Die Außenwände des Hauses sind mit Lehm verputzt. „Das hat bauphysikalisch den größten Wert“, erklärt Finocchiaro.

Besonders angetan zeigten sich die Besucher des Hauses von der Haustechnik. Klassische Heizungen gibt es dort nicht: Stattdessen wird Wärme mit Hilfe einer Abluftwärmepumpe sowie einer passiven und aktiven Wärmerückgewinnung generiert.

Bauherr Marc Vogel ist vor allen Dingen von der Filter-Lüftungsanlage begeistert, die 24 Stunden am Tag für frische Luft in dem Gebäude sorgt – auch bei hohen Temperaturen und ohne die Fenster zu öffnen. „Wir können mit geschlossenen Fenstern schlafen und wachen morgens nicht in einem Pumakäfig auf“, erklärte er lachend.

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