Informationsabend in Rheydt Rathaus-Neubau: Eine Gasse wird zur Mall

Mönchengladbach · Bei den Rheydter Gesprächen informierten Experten von Stadt und EWMG über das geplante Großprojekt am Rheydter Marktplatz. Es gab Zuspruch aus dem Publikum, Bedenken der Bürger drehten sich um die Zahl der Parkplätze.

 Das Rheydter Rathaus soll um- und ausgebaut werden.

Das Rheydter Rathaus soll um- und ausgebaut werden.

Foto: Andreas Gruhn

Es ist einer der ersten frühlingshaften Abende, und der Rheydter Marktplatz ist voll mit Menschen. Nicht weit entfernt haben sich Dutzende Bürger, Politiker und Vertreter von Initiativen in der Stadtteilbibliothek zur Reihe „Rheydter Gespräche“ eingefunden. Die Veranstaltung ist gut besucht, denn im Zentrum steht ein Projekt, das den Stadtteil gravierend verändern wird. Zum Positiven – davon sind die Verantwortlichen überzeugt. Es geht um das geplante neue Rathaus. Wiebke Rütters, im Baudezernat für das Projekt zuständig, und Stefan Esser von der Stadttochter EWMG stellen das Vorhaben vor und sich den Fragen der Besucher.

Eckpunkte Die derzeit 26 Standorte der Stadtverwaltung, die teils in stark sanierungsbedürftigem Zustand und Mitarbeitern kaum zumutbar sind, sollen in dem Rheydter Neubau zusammengezogen werden. Erhalten bleiben nur Rathaus Abtei, Wilhelm-Strauß-Straße und Vitus-Center. Am Marktplatz soll nach dem Vorbild des Rathauses in Venlo ein moderner Neubau entstehen, der nicht nur architektonisch anspruchsvoll, energiesparend sein und Mitarbeitern optimale Arbeitsbedingungen bieten soll. Zu den Konzepten gehören offene Arbeitsbereiche, geteilte Schreibtische, flexible Arbeitszeiten und Möglichkeiten, von zu Hause zu arbeiten. „Mönchengladbach muss konkurrenzfähig bleiben im Wettbewerb um Fachkräfte“, betont Rütters. Mit der Senkung des Krankenstands ließen sich Millionen sparen. Die Kosten für den Neubau wurden in einer ersten Prüfung mit 160 Millionen Euro angesetzt. Was viel klingt, ist laut einem Gutachten weit wirtschaftlicher als die notwendigen Sanierungen, Mietkosten und Zeitverluste durch lange Wege. Nach Fertigstellung sollen 1900 und damit etwa 1000 städtische Mitarbeiter mehr als heute an dem Standort arbeiten. Sie werden tagsüber einkaufen und konsumieren und somit die Rheydter Innenstadt stärken.

 Gut besucht: „Rheydter Gespräche“ in der Stadtteilbibliothek.

Gut besucht: „Rheydter Gespräche“ in der Stadtteilbibliothek.

Foto: Denisa Richters

Pläne Das Projekt umfasst nicht nur die Stadtverwaltung, auch das Karstadt-Gebäude und das der Stadtsparkasse. Letzteres wird abgerissen, die Sparkasse zieht in den neuen Rathaus-Komplex, der zur Stresemannstraße hin eine Mall wird, in der Einkauf und Behördengang in offenen Bereichen zusammentreffen. Teil dieser Mall wird auch die Gasse zwischen Rathaus und Karstadt (Am Neumarkt). Sie wird überdacht, erhält vom Marktplatz und im Süden über Karstadt einen Zugang. Dort könnte auch die Stadtteilbibliothek im Erdgeschoss eine bessere Präsenz bekommen. Die Denkmäler Rathaus und Kommandatur bleiben erhalten.

Bedenken Aus dem Publikum kamen vor allem Nachfragen zu den Parkplätzen. Deren Zahl wird beim Neubau bewusst gering gehalten: Die Mitarbeiter sollen durch ein modernes Mobilitätskonzept auf Rad, ÖPNV und Dienstwagen aus einer geteilten Flotte umsteigen, statt mit dem Privatwagen zu kommen. Anwohner fürchten, dass sie sich nicht daran halten werden und die umliegenden Straßen zuparken. Die Referenten verweisen darauf, dass es auch im Parkhaus unter dem Marktplatz hunderte städtische Parkplätze gebe. Ein möglicher Parkdruck wäre zudem auf die Behördenzeiten begrenzt. Auf Nachfrage zu den Kosten verwiesen Rütters und Esser auf das laufende Wettbewerbsverfahren, nach dessen Abschluss Ende des Jahres eine Kostenkalkulation und ein Ratsbeschluss stehen werden. Auch die Einschränkungen für den Einzelhandel durch die Bauarbeiten, die nach dem Auszug der Stadtverwaltung (im dritten Quartal 2020) beginnen sollen, machen manchen Sorgen. „Vor allem Karstadt ist davon betroffen“, sagt Esser. Man plane mehrere kleine Bauabschnitte. „Die Alternative wäre ein Neubau auf der Grünen Wiese“, betont Rütters. Mit einem dauerhaften Abzug der Stadtverwaltung würde Rheydt jedoch noch mehr geschwächt. Ein Mann im Publikum formulierte es so: „Mein Gefühl ist, dass Rheydt jetzt tot ist – und ich glaube, dass die Innenstadt von Rheydt genau solche Impulse braucht.“

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