Festakt in Mönchengladbach Ein Jahrhundert voller Einsatz für Menschen mit Behinderung

Mönchengladbach · Bereits 2018 bei der Bundesdelegiertentagung in Fulda wurde es beschlossen:Die Jubiläumsfeier des BDH Bundesverband Rehabilitation findet in der KFH statt.

 Der Sozialverband BDH unterhält auch eigene Kliniken.

Der Sozialverband BDH unterhält auch eigene Kliniken.

Foto: BDH Jonas Jäschke/Jonas Jäschke

Seit mehr als 100 Jahren setzt sich der Bundesverband Rehabilitation (BDH) für die Interessen von Menschen mit Behinderung und wissenschaftlichen Fortschritt ein. Das  Jubiläum fand in der Kaiser-Friedrich-Halle statt. Die BDH-Bundesvorsitzende Ilse Müller kommt aus Mönchengladbach, zum Jubiläum schied sie aus dem Amt aus. „Unser Verband entstand 1920 nach dem ersten Weltkrieg“, sagt Müller. „Hier in der Stadt bin ich mit dem BDH aufgewachsen. Wie bei nicht wenigen Menschen im Saal ist die Geschichte des BDH auch ein Teil meiner eigenen Geschichte. Als Tochter eines Kriegshirnverletzten kenne ich das tiefgreifend veränderte Erleben, das Ringen um die eigene Identität.“ Bis ins 21. Jahrhundert sei der BDH von Menschen geleitet worden, die selbst schwer hirnverletzt waren.

Die Geschichte des BDH sei nicht nur die Geschichte der Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in der Sozialpolitik und medizinischer Rehabilitation. Es ginge auch um alle, die mit ihrer Hirnverletzung um gesellschaftliche Anerkennung, Würde und Normalität gekämpft hätten, sagt Müller. Hirnverletzte Kriegsopfer gründeten den BDH als Selbsthilfeorganisation, wie Thomas Urbach vom BDH sagte: „Die Ziele der ersten Satzung, die sich die hirnverletzten Kriegsopfer gaben – Wahrung der ideellen und wirtschaftlichen Interessen auf dem Gebiet der allgemeinen geistigen Schulung, der beruflichen Ausbildung, der Arbeitsbeschaffung und Siedlung, Vertretung bei Körperschaften, gegenüber Behörden und Gesetzgebung – wirken verblüffend aktuell.“

1925 eröffnete der Verein in München das erste neurologische Rehabilitationszentrum Deutschlands. Damit ist er der einzige Sozialverband, der eigene Kliniken und ein ambulantes Therapiezentrum besitzt. Die Expertise des BDH zur neurologischen Rehabilitation sei bundesweit gefragt.

„Auch die deutsche Sozialpolitik hat der BDH in Gremien und Dachverbänden kritisch und konstruktiv begleitet“, sagte Urbach, der auch negative Seiten nicht aussparte: Die Denunzierung von Otto Löwenstein innerhalb des Vereins durch Kollegen, die ihn 1933 ins amerikanische Exil zwang. In Anerkennung an den Neurologen jüdischer Abstammung verleiht der BDH den Otto-Löwenstein-Forschungspreis. Besonders freuten sich Müller und Urbach, dass zum Festakt zwölf Mitglieder der Familie Löwenstein aus den USA nach Gladbach gekommen waren.

Bei dem Festakt sprach nicht nur der Schirmherr, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) digital ein Grußwort, auch OB Felix Heinrichs äußerte sich wohlwollend über den BDH. Mit Mönchengladbach habe der BDH den richtigen Ort für sein Jubiläum gefunden. Es sei ein Ort mit Tradition im Sozialwesen, meinte er mit Verweis auf die Gründung des Volksvereins vor mehr als einem Jahrhundert.

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