Interview mit Bärbel Lenz „Das BIS ans Museum – die Idee hat etwas“

Mönchengladbach · Die ehemalige Kulturamtsleiterin spricht über Ensemblia, den möglichen neuen Standort des BIS und Kompositionen für vier Flügel.

 Bärbel Lenz war 13 Jahre Leiterin des städtischen Kulturamtes. Mit 61 Jahren ging sie im Jahr 2010 in den Ruhestand. In Kürze feiert sie ihren 70. Geburtstag.

Bärbel Lenz war 13 Jahre Leiterin des städtischen Kulturamtes. Mit 61 Jahren ging sie im Jahr 2010 in den Ruhestand. In Kürze feiert sie ihren 70. Geburtstag.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Frau Lenz, fangen wir mit einer zur Jahreszeit passenden Frage an: Sind Sie ein Karnevalsjeck?

Bärbel Lenz Vom Grundsatz her eigentlich nicht. Aber in einer entsprechenden Gruppe kann ich mir das auch gut vorstellen.

Sie haben bei der Stadtverwaltung Mönchengladbach Ihre Ausbildung gemacht, waren dann in der Musikschule und anschließend im Kulturamt tätig, das Sie ab 1991 für 13 Jahre geleitet haben. Wieso haben Sie sich für den Kulturbereich entschieden?

Lenz Die Ausbildung in der Stadtverwaltung führt durch viele Bereiche. Wenn man Glück hat, kann man darauf Einfluss nehmen, wo man nach der Ausbildung arbeitet. Die Arbeit im Kulturamt war für mich ein Traum. Ich konnte organisieren, mich auch kreativ betätigen und vieles auf den Weg bringen. Das war sehr schön und hat viel Spaß gemacht. Und wenn man etwas gern tut, dann ist man auch mit Leidenschaft dabei.

Sie haben 1991 die Leitung des Kulturamts übernommen. Haben Sie damals viel an Struktur oder Inhalten verändert?

Lenz Lassen Sie mich das andersherum erzählen. Es gab Anfragen anderer Städte, ob ich dort die Leitung des Kulturamts übernehmen wollte. Das war sehr schmeichelhaft für mich, aber ich habe mich dann dagegen entschieden, weil die Arbeit in Mönchengladbach so passgenau auf mich zugeschnitten war. Auch die Zusammenarbeit mit den Dezernenten war sehr vertrauensvoll und ließ mir sehr viel Freiheit.

Das Festival Ensemblia trägt Ihre Handschrift. Was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Lenz Besonders beeindruckend war immer der Kompositionswettbewerb. Es gab Einsendungen aus der ganzen Welt, aus über 50 Ländern. Das war wirklich eine Supersache, die mich allerdings auch vor Herausforderungen gestellt hat. Ich erinnere mich an eine Jury-Beratung. Ich war nicht Mitglied der Jury, aber anwesend und als ich merkte, dass die Entscheidung auf ein Werk fallen sollte, das für vier Flügel und vier Geigen geschrieben war, habe ich schon versucht, die Jury darauf aufmerksam zu machen, dass es schwierig und sehr teuer ist, vier Flügel für ein Konzert zu bekommen. Die Jurymitglieder haben nur gegrinst und das Werk trotzdem ausgewählt. Es hat aber dann doch etwas gedauert, bis es aufgeführt werden konnte. Erst als beim Rheinischen Musikfest – das ein tolles Ereignis für die Stadt war – ein Konzert mit drei Flügeln stattfand, konnten wir einen vierten Flügel besorgen. So konnte das Werk doch noch uraufgeführt werden. Ich erinnere mich auch gern an eine andere Gelegenheit, als drei Flügel hochkant gestellt werden mussten, die dann wie eine Harfe gespielt wurden. Das war sehr spannend.

Die Zusammenarbeit mit kreativen Künstlern kann sehr schwierig sein.

Lenz Das habe ich eigentlich nicht so erlebt. Ich kann gut zuhören, das ist bei Künstlern wichtig. Aber die Zeit der Ensemblia war natürlich schon anstrengend. Mehr als fünf Stunden Schlaf pro Nacht waren nicht drin.

Von Ihnen stammt auch die Idee des Atelierstipendiums, das immer noch zwei Mal im Jahr vergeben wird. Wie ist es dazu gekommen?

Lenz Ich hatte diese Form der Künstlerförderung bei einem Besuch in Helsinki kennengelernt und die Idee mit nach Mönchengladbach gebracht. Die Wilberz-Stiftung war dankenswerterweise bereit, das Stipendium zu finanzieren und das Haus an der Steinmetzstraße, in dem die Stipendiaten wohnen, stand zur Verfügung. Das erste Stipendium wurde 1998 vergeben. Seitdem waren fast 30 Künstler als Stipendiaten für jeweils ein halbes Jahr in der Stadt.

Die Skulpturenmeile ist ebenfalls auf Ihre Anregung hin entstanden.

Lenz Ja, das war in der Tat meine Idee. Und wir haben für die Umsetzung gute Unterstützung gefunden und viel Geld einwerben können. So konnten damals 17 Werke angekauft werden. Ich erinnere mich gerne, dass es einen spontanen Zusammenschluss von Bürgern gab, die unbedingt für ihre Nachbarschaft das Werk von Ulrich Brinkmann erwerben wollten, das deshalb immer noch auf der Peter-Nonnenmühlen-Allee steht.

Sie haben sich in Ihrer Zeit als Kulturamtsleiterin auch sehr dafür eingesetzt, die beiden Spielstätten des Theaters an der Hindenburgstraße und an der Odenkirchener Straße zu erhalten. Hat die Zusammenlegung an einen Ort dem Theater Ihrer Meinung nach geschadet?

Lenz Ich hatte befürchtet, dass die Qualität leidet, aber das ist nicht eingetreten. Ich habe eine hohe Meinung von unserem Theater und bin oft dort, allein letzte Woche vier Mal.

Sie sind 2. Vorsitzende im Kulturverein BIS. Weshalb engagieren Sie sich dort?

Lenz Ich kenne den Verein von Anfang an. Er gehörte ja in den Bereich des Kulturamtes. Ich weiß noch, dass man ursprünglich mit der alternativen Kulturarbeit in eine alte Fabrikhalle wollte, es sind dann die zwei geschichtsträchtigen Bürgerhäuser an der Bismarckstraße als Spielstätte bestimmt worden.

Was halten Sie von der Idee einer Verlegung des BIS-Kulturzentrums an den Abteiberg, die von den beiden kulturpolitischen Sprechern von CDU und SPD im Rat, Dieter Breymann und Ulrich Elsen, ins Gespräch gebracht wurde?

Lenz Wir haben das im Vorstand diskutiert und mehrheitlich beschlossen, die Überlegungen aktiv zu begleiten. Wir haben die Zusicherung erhalten, dass uns die Vorschläge präsentiert werden, eine Entscheidung darüber ist aber offen. Die Idee, das BIS als Frequenzbringer in Museumsnähe anzusiedeln, hat etwas für sich. Man müsste in diesem Zusammenhang aber sicher das Programm überdenken und anpassen.

Würde es Ihnen nicht leid tun, die beiden Häuser an der Bismarckstraße, das bisherige Domizil des Kulturzentrums, zu verlassen?

Lenz Wir lieben die Häuser, aber sie sind aufgrund ihrer Bauweise auch sehr arbeitsintensiv. Alles ist mit sehr viel Lauferei verbunden. Zudem sind sie nicht barrierefrei.

Vor zwei Jahren haben Sie den Kulturpreis der Sommermusik bekommen. Sie arbeiten viel im Hintergrund. Was bedeutet Ihnen eine solche Auszeichnung?

Lenz Da ich meinen Beruf mit Freude und Leidenschaft ausgeübt habe, habe ich auch immer viel Rückmeldung und auch Anerkennung bekommen. Über den Kulturpreis als öffentliche Anerkennung habe ich mich gefreut. Das Wunderbare im Kulturbereich ist ja, dass man fast nur mit wirklich netten und interessanten Menschen zu tun hat.

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