Sommerleseclub Aya und ihre Lust am Lesen

Mönchengladbach · Beim diesjährigen Sommerleseclub hat Aya mehr als 40 Bücher in wenigen Wochen gelesen. Die 13-jährige Vielleserin spricht erst seit drei Jahren Deutsch – und hat auch sonst große Ziele. Sie möchte gerne Lehrerin werden.

 Die 13-jährige Aya Habjiya hat beim diesjährigen Sommerleseclub mehr als 40 Bücher gelesen. Die junge Marokkanerin spricht fünf Sprachen und möchte einmal Lehrerin werden.

Die 13-jährige Aya Habjiya hat beim diesjährigen Sommerleseclub mehr als 40 Bücher gelesen. Die junge Marokkanerin spricht fünf Sprachen und möchte einmal Lehrerin werden.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Aya ist schlau, Aya ist ehrgeizig. Das kann man sich denken und das merkt man, wenn man mit ihr spricht. Zum Beispiel beherrscht die 13-Jährige fünf Sprachen: Arabisch – denn ihre Eltern sind Marokkaner. Italienisch – in Italien ist sie geboren, hat zehn Jahre dort gelebt. An der Geschwister-Scholl-Realschule lernt Aya Englisch und Französisch. Und natürlich spricht sie Deutsch, und zwar fließend, fehlerfrei.

Dabei hat sie erst vor drei Jahren damit angefangen. Damals zog die Familie Habijiya aus dem italienischen Modena nach Mönchengladbach, und Aya lernte die deutsche Sprache, indem sie das vierte Grundschuljahr wiederholte. Fernsehen und neue Freunde hätten ihr beim Deutschlernen geholfen. Dieses Jahr hat Aya beim Sommerleseclub mitgemacht. In den sechswöchigen Sommerferien sollten die Schüler so viele Bücher wie möglich lesen. Kontrolliert wurde das über die Ausleihe in der Stadtbibliothek, bei der Rückgabe wurde der Inhalt abgefragt. Mit einem Lesepensum von mehr als 40 Büchern war Aya ganz vorne mit dabei. Wie viele Bücher es genau waren, weiß sie nicht.

Und das, obwohl sie fast die Hälfte der Ferien in Marokko verbracht hat. „Die Bücher aus der Stadtbibliothek wollte ich nicht mit auf die Reise nehmen“, sagt sie. „Ich hätte sie ja verlieren können.“ In der restlichen Zeit las die 13-Jährige also alles, was ihr in die Hände fiel. „Ich habe mir die Bücher in der Bibliothek danach ausgesucht, ob mich die Bilder auf dem Buchdeckel ansprechen“, sagt sie. Zugegeben – ein paar Mangas, japanische Comics, die zu großem Teil aus Zeichnungen bestehen, waren dabei. „Mir gefallen vor allem Liebesgeschichten“, sagt Aya. „Die meisten Mangas erzählen von Liebe.“ Und die Reihe „Mein Lotta-Leben“, der Kinderbuch-Hit von Alice Pantermüller und Daniela Kohl. Sogar ein Buch mit 500 Seiten habe sie gelesen, es ging darin um Pferde.

Mitgemacht beim Sommerleseclub hat Aya dieses Jahr zum ersten Mal. Eine echte Vielleserin sei sie aber schon länger. „Wenn ich nachts nicht schlafen kann, greife ich immer zum Buch“, sagt sie. Durch das Lesen habe sich ihr Deutsch immer mehr verbessert. „Wenn ich ein Wort nicht verstehe, markiere ich es mir und schlage es später nach.“ Und dafür braucht sie nicht einmal ihre Ruhe: Aya hat einen achtjährigen Bruder, mit dem teilt sie sich ein Zimmer, er macht häufig mal Radau. „Ich mag es, wenn es um mich herum ein bisschen laut wird, dann kann ich mich trotzdem gut konzentrieren“, sagt sie.

Neben dem Lesen widmet sich Aya übrigens auch dem Schreiben und sitzt fast täglich an ihrem Tagebuch. Ihre Lieblingsfächer in der Schule sind Deutsch, Kunst und Politik. „Ich würde später gerne als Lehrerin arbeiten“, sagt sie. „Oder als Kinderärztin, wenn das nicht klappt.“ Bis dahin wird wohl noch etwas Zeit vergehen. Ein näheres Ziel aber steht für Aya schon fest. „Ich möchte bald anfangen, auch in anderen Sprachen zu lesen, zum Beispiel auf Italienisch“, sagt sie.

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