Mönchengladbach Autorin Marente de Moor las beim „Literarischen Sommer“

Mönchengladbach · Die Niederländerin Marente de Moor stellte im Rahmen des „Literarischen Sommers“ ihren Roman „Aus dem Licht“ vor. Der erzählt vom Verschwinden eines Erfinders, der die eigene Idee fürchtet.

 Die Autorin Marente de Moor las in der Stadtbibliothek.

Die Autorin Marente de Moor las in der Stadtbibliothek.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Marente de Moor mag nicht in Genre-Grenzen denken. Ihr jüngster Roman „Aus dem Licht“ ist in der Vergangenheit angesiedelt und assoziiert doch im atmosphärischen Zeitkolorit Parallelen zur Gegenwart. Hier geht es auch um die Flüchtigkeit von Ideen, Fortschrittsgläubigkeit bei gleichzeitiger Sehnsucht nach der alten Zeit wie um den Verlust der Einmaligkeit. Der Roman sei in der Vergangenheit angesiedelt, darum aber nicht per se historisch. Die handelnden Figuren begriffen die Zeit als Gegenwart, so die niederländische Autorin. Sie las im Rahmen des grenzüberschreitenden Literaturfestivals „Literarischer Sommer“ im Atrium der Zentralbibliothek.

Arno van Rijn von der Stadtbibliothek versprach ein fulminant und literarisch gekonnt geschriebenes Werk. Marente de Moor stellte eine kurze Passage des niederländischen Originals „Roundhay, tuinscène“ vor, ehe sie ausführlicher aus Bettina Bachs Übersetzung „Aus dem Licht“ las. In Mönchengladbach komme erfahrungsgemäß die Hälfte der Zuhörer aus den Niederlanden, sagte die Autorin bei ihrem zweiten Besuch in der Vitus-Stadt. Hier hatte sie 2011 ihren Roman „Amsterdam und zurück“ vorgestellt.

Das neue Buch erzählt von Valéry Barre, der den ersten Film der Geschichte gedreht hat und seine Erfindung patentieren lassen will. Er besteigt 1890 in Dijon den Zug, um über Paris und London nach Amerika zu reisen, verschwindet aber spurlos. Derweil meldet Edison das Patent für den Film an, obwohl er erst Jahre später mit den Brüdern Lumière Filme gedreht hat. Der Einstieg ließ teilhaben an der Gedankenwelt des Valéry Barre, der als Erfinder dem Fortschrittsglauben doch skeptisch gegenübersteht.

Ebenso klingt das Zeitgefühl der frühen Eisenbahnreisenden an. Es sei eine hysterische Epoche gewesen, deren Fortschrittsgläubigkeit einem Hang zum Okkultismus gegenüberstand, sagte de Moor. Die Hauptfigur ist in Anlehnung an den Filmpionier Louis Le Prince historisch, tritt aber im Roman unter einem anderen Namen auf. Die Autorin berichtete, dass Edison in diversen Biographien nicht sehr sympathisch erscheine. Er habe immer im Dunkeln gearbeitet. Dabei ergebe sich für sie eine Assoziation, da der Begriff „Verdunkeln“ im Niederländischen auch als Synonym für „Klauen“ verwendet werde. Sie habe der Darstellung von Edisons Frau Mina viel Raum gegeben, um einen Gegenpol zum Wettlauf der ehrgeizigen Erfinder zu haben.

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