Serie Meine Ausbildung Textilreiniger mit guten Karrierechancen

Mönchengladbach · Es muss nicht immer der Kfz-Mechatroniker sein: Unbekanntere Berufsfelder bieten ungeahnte Möglichkeiten.

 Thommy Nieweglowski (li.) macht eine Ausbildung zum Textilreiniger. Marcell Müller ist sein Ausbilder.

Thommy Nieweglowski (li.) macht eine Ausbildung zum Textilreiniger. Marcell Müller ist sein Ausbilder.

Foto: Isabella Raupold

Auch Thommy Nieweglowski hatte sich ursprünglich einen der Top Ten der Ausbildungsberufe ausgesucht. Er wollte als Verkäufer in den Einzelhandel, fand aber keinen Ausbildungsplatz.  Heute lernt der 18-Jährige Textilreiniger bei der Neuen Arbeit Mönchengladbach in Hardt. Die Arbeit, das Team und die Perspektiven dort gefallen ihm sehr. Und den Aufstieg hat er fest ins Auge gefasst.

Viele Jugendliche legen sich auf die Berufe fest, die ihnen im täglichen Leben begegnen: Einzelhandelskaufmann oder Kfz-Mechatroniker, Friseurin oder medizinische Fachangestellte. Dass es noch viel mehr Berufe gibt, die unbekannter sind, aber sehr gute Entwicklungsmöglichkeiten bieten, versuchen ihnen die Berufsberater der Arbeitsagentur zu vermitteln. Ulrich Mösges ist einer von ihnen. Er war es, der Thommy Nieweglowski den Vorschlag zur Ausbildung als Textilreiniger gemacht hat. „Ich habe gesehen, dass er eine Zwei in Chemie hatte und ihm den Beruf des Textilreinigers vorgestellt“, erzählt Mösges. Ein kurzes Zögern, dann ist Thommy Nieweglowski dabei. Der Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur vermittelt ihm noch in derselben Woche ein Praktikum bei der Neuen Arbeit Mönchengladbach, einem textilen Vollversorger, der täglich 30 bis 40 Tonnen Wäsche für Krankenhäuser und Pflegeheime aufbereitet. Thommy Nieweglowski arbeitet zur Probe und ist begeistert. Die Arbeit gefällt ihm, das Team ist nett, ihm wird alles genau erklärt.

Ein paar Wochen später beginnt er die Ausbildung. Und sein Ausbilder Marcell Müller ist froh, ihn zu haben, denn Auszubildende sind in dieser Branche schwer zu finden. Aus unterschiedlichsten Gründen. Zum einen, weil der Beruf unbekannt ist. Zum anderen, weil es vielen Jugendlichen an grundlegenden Eigenschaften fehlt, meint Müller. Durchhaltevermögen, Einsatzwille, Verantwortungsbewusstsein, Pünktlichkeit und Motivation. „Etliche sind überfordert, wenn sie regelmäßig acht Stunden arbeiten sollen“, erklärt er. „Andere kommen erst gar nicht zum vereinbarten Probearbeiten, verschwinden grußlos nach kurzer Zeit wieder oder kommen ständig zu spät.“ Dabei sind es gerade die Sekundärtugenden, die in den Unternehmen verstärkt geschätzt werden. „Die Schulnoten sind für mich nicht so wichtig“, erklärt Müller. „Was mich überzeugt, ist ein bisschen Begeisterung und Wille.“

Das ist bei Thommy Nieweglowski vorhanden, und deshalb bemühen sich Auszubildender und Chef auch, gemeinsam Probleme aus dem Weg zu räumen. Denn morgens um sieben pünktlich bei der Arbeit zu sein, das fiel auch dem 18-Jährigen schwer. „Wir haben dann im Gespräch geklärt, woran es lag“, sagt Müller. Heute stehen vier Wecker im Zimmer des Azubis. Und er muss aufstehen, um sie auszuschalten. Das funktioniert, und deshalb geht er nicht nur optimistisch ins zweite Lehrjahr, sein Ausbilder hat auch schon seine weitere Entwicklung im Auge. „Ich kann mir bei ihm eine Fortbildung zum Textilmeister vorstellen“, zählt er auf. „Er kann auch Schichtleiter oder Betriebsleiter werden. Wir bilden für den eigenen Bedarf aus.“ Und auch für Thommy Nieweglowski ist klar, dass seine Ausbildung keine Sackgasse, sondern eine Startbahn ist. „Ich möchte mich weiterentwickeln“, sagt er. „Vielleicht vertrete ich dann irgendwann den Geschäftsführer.“

Die Neue Arbeit bietet auch in diesem Jahr noch Ausbildungsplätze zum Textilreiniger, aber auch zur Fachkraft für Lagerlogistik und zum Industrieelektriker an.

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