Mönchengladbach Hitze-Not auf Feld und Wiese

Mönchengladbach · Landwirte befürchten Ernte-Ausfälle. In den Grünanlagen der Stadt sind Gießwagen im Einsatz.

 Die Hitze macht allen zu schaffen. Der Bolzplatz im Rheydter Stadtwald ist trocken, heiß und verwaist.

Die Hitze macht allen zu schaffen. Der Bolzplatz im Rheydter Stadtwald ist trocken, heiß und verwaist.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

So schön die Sonnentage sind: Wann hat es eigentlich das letzte Mal geregnet? In den nächsten Tagen bleibt es jedenfalls trocken auf den Feldern und Wiesen in der Region. So trocken, dass der Deutsche Wetterdienst die zweithöchste Warnstufe für Waldbrandgefahr im Großraum Neuss/Mönchengladbach ausgerufen hat. Die Wehrmänner sind verstärkt im Einsatz.

Der Landwirtschaft bereitet das trockene Wetter ebenfalls Probleme. Wolfgang Wappenschmidt, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mönchengladbach/Neuss, spricht von einer „absoluten Stresssituation für alle Pflanzen“. Er ergänzt: „Der Boden ist mittlerweile vollständig ausgetrocknet. Die Pflanzen hungern, es fehlt ihnen an Feuchtigkeit und dadurch an Nährstoffen.“ Die Folge: Die Getreide-Ernte ist in diesem Jahr zu früh. „Gerste ist bereits abgeerntet“, sagt Wappenschmidt, aber große Sorgen bereite der Weizen, die wichtigste Getreidekultur für die Bauern in der Region. „Der Weizen befindet sich durch den abrupten Frühjahrs- und verfrühten Sommeranfang in einer Notreife und trocknet aus“, sagt er.

Viel dagegen unternehmen können die Landwirte nicht. Getreidepreise seien ohnehin niedrig, sagt Wappenschmidt: „Normalerweise gehen wir ja von guten Ernten aus.“ Die Felder zu beregnen, rechne sich nicht. Laut Siebenschläfer-Regel werde die Hitzewelle noch Wochen andauern. Wappenschmidt bleibt dennoch zuversichtlich: Eine Ernte-Katastrophe  steht seiner Meinung nach noch nicht bevor. Zu viel Regen wünscht er sich aber auch nicht. „Der Weizen braucht eine maximale Feuchtigkeit von 15 Prozent.“

Künstlich beregnet wird hingegen die Kartoffel, das zweite Sorgenkind auf dem Feld. Vor allem Industriekartoffeln, die zu Chips oder Pommes Frites weiterverarbeitet werden, bleiben ohne Wasserzufuhr zu klein. Für eine Beregnung brauchen landwirtschaftliche Betriebe eine Genehmigung vom Landkreis. Brunnen, Pump- und Beregnungsanlagen rentieren sich nicht immer als Investition.

Bewässert werden bei den aktuellen Temperaturen alle Sonderkulturen wie Salat und Gemüse. Landwirt Heinz-Joseph Hütten hat Tröpfchenanlagen für Kirsch- und Apfelbäume installiert: „Süßkirschen haben generell einen hohen Wasserbedarf. Wir nutzen eine Tröpfchenbewässerung, um hohe Wasserverluste zu vermeiden“, sagt er. Da das Wasser besser dosiert werden kann, läuft die Anlage bei ihm durchgängig. Ob im heimischen Garten oder auf dem Feld: Stark gegossen werden sollte nur am Morgen oder Abend. „In der Mittagshitze geht zu viel Wasser verloren“, sagt Wappenschmidt: „Außerdem ist das Wasser für die Pflanzen so etwas wie ein Schock.“

Der tägliche Wasserverbrauch der Mönchengladbacher ist gestiegen, meldet die NEW NiederrheinWasser GmbH, und zwar um 30 Prozent. Signifikant ist der Anstieg zwischen 19 und 22 Uhr, was auf Gartenbewässerung hinweist. Genug Grundwasser, um die Kunden mit Trinkwasser zu versorgen, sei aber vorhanden, betont Geschäftsführer Detlef Schumacher.

Vor besonderen Herausforderungen steht die Grünunterhaltung der Stadt. „Drei Kolonnen sind mit einem Gießwagen unterwegs“, sagt  Yvonne Tillmanns, Sprecherin der Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetriebe (Mags). Beim Schloss Wickrath gab es Unterstützung von der Freiwilligen Feuerwehr Wickrath. „Dass der Rasen in den Parks verdorrt, lässt sich nicht verhindern. Das wächst aber auch nach“, sagt Tillmanns. Mit der Feuerwehr habe man sich darauf geeinigt, die Grillplätze vorerst nicht zu sperren. „Allerdings gilt erhöhte Vorsicht beim Entsorgen heißer Asche. Die Schilder dafür werden noch einmal erneuert, die Grillscouts sind aufmerksamer unterwegs.“ Sollte in den nächsten Tagen Warnstufe 5 erreicht werden, werde die Feuerwehr das Grillverbot durchsetzen. „Wir rufen die Bürger zu erhöhter Vorsicht auf.“

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