Missstände an Schulen und in Kitas Sprachdefizite auch bei Schülern

Mönchengladbach · Mangelnde Deutschkenntnisse und Werteverlust sind ein großes Problem.

 Auch Lehrer klagen über mangelnde Deutschkenntnisse ihrer Schüler.

Auch Lehrer klagen über mangelnde Deutschkenntnisse ihrer Schüler.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Kinder, die mit vollen Windeln in der Kita abgegeben werden. Eltern, die bei Gesprächen im Kindergarten nur aufs Handy schauen. Kinder, die sich nicht mehr ausdrücken können und keinen vollständigen Satz zustande bringen. Die Resonanz auf unseren Bericht „Eine Erzieherin schlägt Alarm“ ist groß. Nicht nur Fachkräfte in Kitas fühlen sich zunehmend überlastet, weil es immer mehr Kinder mit Defiziten in der Sprache, der Motorik und dem Sozialverhalten gibt. Es meldeten sich auch Lehrer, die über ähnliche Probleme berichten. Häufig gebe es Grundschulklassen mit 29 Kindern, davon könnte oft ein Viertel kaum Deutsch. Zusätzlich müsse noch ein Inklusionskind unterrichtet werden. All dies müsse eine Lehrkraft oft ohne Unterstützung stemmen. Ein Kraftakt, der kaum zu schaffen sei.

Zumindest dem Problem mangelnder Deutschkenntnisse will sich das Mönchengladbacher Jugendamt jetzt noch intensiver widmen. Denn der erste Bildungs- und Jugendhilfebericht hat deutlich gezeigt: Die Zahl der Kinder mit Sprach- und Sprechstörungen oder mangelnden Deutschkenntnissen ist hoch, sehr hoch sogar.

Einschulungsuntersuchungen zeigten, dass in bestimmten Stadtteilen der Anteil von Kindern, die kaum Deutsch können, bei über 50 Prozent liegt. Sprach- und Sprechstörungen haben teilweise bis zu einem Drittel aller Kinder. Oft ersetzten Handys, Tablets und Fernsehen die Kommunikation in den Familien, berichten Erzieherinnen und Lehrer. Häufig hätten die Eltern wegen ihrer Arbeit zu wenig Zeit für ihre Kinder, oftmals bestehe aber auch kein Interesse, sich mit dem Nachwuchs zu beschäftigen. Zu Elternsprechtagen erschienen häufig nur Erziehungsberechtigte, deren Kinder es eigentlich nicht nötig hätten. Die anderen blieben lieber zu Hause. Auch in der Freizeit würde sich in vielen Familien nicht mehr mit dem Nachwuchs beschäftigt. Eine Leserin, die auf einem Kinderflohmarkt Gesellschaftsspiele verkaufte, wurde nach eigenen Angaben gleich von mehreren Erwachsenen gefragt: „Kann mein Kind das auch alleine spielen?“

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