Oberarzt aus Mönchengladbach möchte Erfahrungen weitergeben Entwicklungshilfe statt Ruhestand

Mönchengladbach · Der Gynäkologe Rudolf Merkelbag fliegt für drei Monate nach Nepal. Dort wird er junge Ärzte ausbilden. Es soll nicht sein letzter Aufenthalt im asiatischen Binnenstaat sein.

 Oberarzt Rudolf Merkelbag, Facharzt für Gynäkologie undGeburtshilfe, hilft wieder drei Monate in Nepal: Dieses Mal bildet er junge Ärzte aus.

Oberarzt Rudolf Merkelbag, Facharzt für Gynäkologie undGeburtshilfe, hilft wieder drei Monate in Nepal: Dieses Mal bildet er junge Ärzte aus.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Auf der Fensterscheibe klebt noch die schwarze Silhouette der Dom-Metropole. Auf die Ansicht mochte der im Eifelstädtchen Mechernich geborene Wahlkölner Rudolf Merkelbag auch in Mönchengladbach nicht verzichten. Ansonsten deutet in der weitgehend ausgeräumten Dienstwohnung alles auf Abschied. Seit 2019 in Altersteilzeit hat der Gynäkologe noch ein wenig Urlaub. Danach könnte für den scheidenden Oberarzt in der Klinik für Geburtshilfe und Gynäkologie am Krankenhaus Neuwerk die Ruhephase beginnen und das Rentenalter.

Doch Merkelbag wird sich nicht dem süßen Nichtstun hingegen und hat daher noch jede Menge zu organisieren. In wenigen Tagen fliegt der 64-Jährige für drei Monate nach Nepal, um dort ehrenamtlich seine Erfahrungen aus einem erfüllten Berufsleben einzubringen und weiterzugeben. Für die Zeit danach ist ein kurzer Urlaub in der Heimat geplant, um „vielleicht etwas im Garten zu arbeiten und das eine oder andere Motorradtourchen“ zu unternehmen. Anschließend soll es erneut für drei Monate Richtung Nepal gehen. Weitere Reisen sind angedacht. „Solange ich das Gefühl habe, medizinisch am Puls der Zeit zu sein, will ich - bevor ich zu alt und senil bin - meine Kenntnisse weitergeben“, sagt der Arzt über sein Engagement bei den German Rotarier Volunteer Doctors. Schon früh habe er den Wunsch, Arzt zu werden, mit dem Ziel verbunden, im medizinisch-sozialen Engagement einer Tante nachzustreben. Die hatte im Alter als Kinderärztin Vergleichbares in Afrika geleistet. „Ich bin so erzogen worden, dass man Bedürftigen etwas abgibt - wenn nicht finanziell, dann auf andere Weise“, erklärt der vierfache Vater sein Handeln. Die inzwischen erwachsenen Kinder seien versorgt und somit der Zeitpunkt günstig.

Die anstehende Reise wird nicht sein erster Besuch in Nepal sein. Drei frühere Einsätze dort sowie einen in China leistete er während der tariflich geregelten Urlaubszeit. Ehe Corona den Auslandseinsätzen einen Riegel vorschob, war Merkelbag bereits zweimal im Scheer Memorial Hospital von Banepa bei Kathmandu tätig. Das Krankenhaus habe die wesentlichen Stationen wie Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie, Pädiatrie und Augenheilkunde, werde mit Spenden aus den USA und dem Verein German Rotary Volunteer Doctors (GRVD) unterstützt, erzählt der Arzt.
„Mein Auftrag ist die Ausbildung junger Ärzte, die von der Universität kommen. Ich bin gefragt worden zu laparoskopieren (Laparoskopie – Bauchspiegelung)“, sagt er über die bevorstehende Arbeit.

Merkelbag betont, dass für die Aufgabe nur ein mindestens dreimonatiger Aufenthalt Sinn mache, um bei jungen Ärzten eine gewisse Routine zu erreichen als Basis für spätere Unterweisungen. Er beschreibt, wie wichtig es zum Beispiel sei, dass nach einer Endometriose-Operation möglichst wenig Wundflächen zurückbleiben. Denn die betroffenen Frauen müssten schnell wieder fit sein und arbeiten. Merkelbag spricht von der Armut der Menschen in Nepal. Er erzählt von einer Patientin, die sich für eine bevorstehende Operation alles medizinisch Notwendige selbst besorgen musste. Im Krankenhaus hätten sich der Anästhesist und der Chirurg aus der von ihr mitgebrachten Tüte bedient.

Ein großes Problem sei die Korruption im Land, auch teilweise in der Ärzteschaft. Die Dankbarkeit der Menschen und die freundliche Aufnahme seien die Einsätze für den guten Zweck wert. „Ich habe mich gut erholt und geerdet gefühlt. Wenn man aus dem hochtechnisierten Deutschland kommt, gewinnt man einen anderen Blick auf die Menschen mit ihren gesundheitlichen Problemen unter ganz anderen Bedingungen“, versichert der Arzt rückblickend auf frühere Aufenthalte. Corona ist zwar noch nicht endgültig ausgestanden, doch mit fünf Impfungen fühlt sich der 64-Jährige sicher. Für den Einsatz in Nepal wird er als Lohn ein Zimmer zum Schlafen und freie Mahlzeiten haben.

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