Mönchengladbach Die heißesten Jobs in der Stadt

Mönchengladbach · Wie bewahrt man bei der Hitze eine Kühlen Kopf? Wir haben Menschen gefragt, die es wissen müssen.

 Zur Dienstkleidung von Schwimmmeister Dieter Aßing gehört eine Sonnenbrille, weil das Wasser in den Becken die Sonne so stark reflektiert.

Zur Dienstkleidung von Schwimmmeister Dieter Aßing gehört eine Sonnenbrille, weil das Wasser in den Becken die Sonne so stark reflektiert.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Holger Böker ist Koch im „Richard Wagner“. In seiner Küche herrschten im Sommer ständig Temperaturen von 35 Grad, sagt er. Würde nicht ein zusätzlicher Ventilator in der Küche laufen, wäre es noch heißer. Der unbeliebteste Platz in der Küche ist am Herd, dort werden 60 bis 65 Grad erreicht. Das sei auf Dauer nicht auszuhalten, deshalb müsse der Posten ständig gewechselt werden. „Die sechs Gasflammen bollern heißer als die Fritteuse“, sagt Böker. Am beliebtesten sei die Salatküche und der Dessertposten. Auch der Gang in den Keller oder in das Kühlhaus mit nur zwei Grad ist eine angenehme Erfrischung. In der Küche stehe immer ein Kasten Wasser, damit viel getrunken wird. Am Tag trinken die Köche vier bis fünf Liter. „Und trotzdem muss man nur ein, höchstens zwei Mal auf Toilette. Das wird direkt wieder über die Poren ausgeschieden“, sagt Böker. Zwischendurch schütte er sich auch mal einen Eimer Wasser über den Kopf, um die Hitze erträglicher zu machen.

Max Hermann arbeitet im Waldkindergarten „PfifferLinge“. Er ist mit den Kindern den ganzen Tag draußen. Und das bei der Hitze. „Wir haben wenig sonnige Bereiche, der Hauptbereich ist im Schatten“, sagt Hermann. Deshalb seien die heißen Temperaturen erträglich. Die Kinder würden von den Betreuern ermutigt, viel zu trinken. „Sie bringen eigene Flaschen mit, sobald die Flaschen leer sind, füllen wir sie wieder auf“, berichtet der Erzieher. Außerdem sind die Betreuer im regen Austausch mit den Eltern. Ob die Kinder schon mit Sonnenmilch eingecremt sind oder nicht, wird morgens beim Hinbringen geklärt. „Mittags wird dann nochmal neu eingecremt“, sagt Hermann. Auch Kappies tragen die Kinder zum Schutz vor der Sonne. „Aber die meisten spielen sowieso lieber im Schatten“.

 Müllwerker Domenico Carrera trinkt viel Wasser.

Müllwerker Domenico Carrera trinkt viel Wasser.

Foto: GEM

Domenico Carrera ist Müllwerker bei der Mags. An einem Tag trinkt er zwei bis drei Liter Wasser. Carrera lobt die Mönchengladbacher Bürger: „Manche geben uns Wasser oder stellen uns eine Flasche raus“, sagt er dankbar. Oberkörperfrei könne er nicht arbeiten. Er müsse 80 Prozent seines Körpers bedeckt halten. Aus Sicherheitsgründen. Um sich vor der Sonne zu schützen, trägt Carrera eine Kappe. Die macht er zum Abkühlen auch schon mal nass oder schüttet sich das Wasser direkt über den Kopf. Carrera sagt, Sonnenmilch braucht er nicht – schließlich sei er Italiener. Seine Kollegen würden sich aber schon eincremen. Vor allem, wenn sie nicht mehr viele Haare auf dem Kopf haben. Bei ihm sei das noch nicht der Fall, „aber das kommt bald“, sagt er und lacht.

Dieter Aßing ist Badeleiter im Volksbades und als Schwimmmeister draußen unterwegs. Seine Dienstkleidung besteht aus einer kurzen Hose und einem Shirt. Weil die Schwimmbecken die Sonne stark reflektieren, ist auch die Sonnenbrille ein fester Bestandteil seiner Arbeitsmontur. Denn als Schwimmmeister geht er ständig herum und guckt auch in die Becken hinein, ob alles in Ordnung ist. Dabei kommt er am Tag auf rund 30 Kilometer. Zu diesem Ergebnis kam ein Schrittzähler. Bei seiner Arbeit verbraucht er in einer Saison drei bis vier Flaschen Sonnenmilch. Mit Lichtschutzfaktor 30. Neidisch auf die Badegäste, die sich im kühlen Nass erfrischen können, ist er nicht. „Wir springen nach dem Dienst, wenn alles aufgeräumt ist, mit der ganzen Mannschaft ins Wasser“, sagt Aßing.

Eckhard Kuhlen ist Vorsitzender des Orts- und Heimatvereins Rheydt-Pongs. Abwechselnd mit anderen Mitgliedern kümmert er sich um 15 Blumenkübel, die im Ort verteilt sind, und um das bepflanzte Ehrenmal. Bei der Hitze werde zweimal in der Woche gegossen, sagt er. Rund 360 Liter Gießwasser werden benötigt. Knapp sechs Mal muss Kuhlen seine Kannen neu füllen, bis er alle Pflanzen mit Wasser versorgt hat. Die Gießkanne transportiert Kuhlen in einer Badewanne in seinem Auto. Er gießt am liebsten morgens. „Ich schlafe eh nicht lange“, sagt der Rentner. Die Hitze ist am Morgen noch nicht so schlimm. Deshalb trägt er weder Hut noch Sonnenmilch.

Heinz Wille ist erster Brudermeister der Schützenbruderschaft Günhoven. Vor einer Woche wurde Schützenfest gefeiert. Die Hitze bekamen die Bruderschaftler schon Tage vorher beim Aufbau zu spüren. Wie Wille berichtet, hätten die Helfer weniger alkoholische Getränke konsumiert, stattdessen wurde lieber zur Wasserflasche gegriffen. Die Schützen seien hohe Temperaturen zum Fest aber gewohnt, fast jedes Jahr sei es zu der Zeit warm. „1995, als ich Schützenkönig war, waren es 38 Grad“, berichtet Heinz Wille. „Anzugserleichterung“ habe es nicht gegeben: „Der Stolz der Uniform verdrängt den Schweiß.“ Und für Notfälle gebe es genug Ersthelfer. Einer der Schützen ist Arzt.

 Gärtner Georg Ohlig verbraucht täglich 16.000 Liter Wasser.

Gärtner Georg Ohlig verbraucht täglich 16.000 Liter Wasser.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)
 Eckerhard Kuhlen versorgt in Pongs zehn Pflanzkübel.

Eckerhard Kuhlen versorgt in Pongs zehn Pflanzkübel.

Foto: Reichartz,Hans-Peter (hpr)

Sandra Ottersbach leitet mit ihrem Bruder Georg Ohlig die Gärtnerei Ohlig. Sie sagt, bei der Hitze würden viele Arbeiten hinten angestellt, weil die Priorität beim Gießen liegt. Die Gärtner haben keine Möglichkeit, der Sonne zu entfliehen. „Beim Pflegegang muss die Reihenfolge eingehalten werden“, sagt Ottersbach. Sonst könne es zu Verwechslungen kommen, welches Grab bereits gegossen wurde und welches nicht. Während die Pflanzen viel Wasser bekommen, trinken die Friedhofsgärtner eher wenig. Durch die viele Arbeit und um Toilettengänge zu vermeiden, kommen sie höchsten auf einen Liter während der Arbeitszeit, sagt Ottersbach: „Das wird aber nach der Arbeit nachgeholt.“ Auch mit Mücken hätten die Gärtner zu kämpfen. Dagegen helfen spezielle Tücher, die die Insekten fernhalten.

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