90. Geburtstag in Mönchengladbach Ein Lebenswerk für die Arbeiterwohlfahrt

Mönchengladbach · Annemarie Körfges feierte ihren 90. Geburtstag in der Awo-Begegnungsstätte in Giesenkichen, die sie heute noch leitet. Sie will weiter mitgestalten.

 Annemarie Körfges will noch lange so engagiert weitermachen in der Awo.

Annemarie Körfges will noch lange so engagiert weitermachen in der Awo.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Wegen einer anderen Verpflichtung verspätete sich Hermann-Josef Krichel-Mäurer unverschuldet zu Annemarie Körfges’ Geburtstagsfeier. Er solle auf seine Gesundheit achten, um auch zu ihrem 100-Jährigen pünktlich zu sein, soll die Jubilarin dem Bezirksvorsteher deswegen ausgerichtet haben. Das passt zu ihr. Mit nunmehr 90 Jahren ist Körfges immer noch eine Frau mit prall gefülltem Terminkalender und humorvoll couragiertem Auftreten. Am Wochenende feierte sie mit Kindern, Enkeln und Urenkeln sowie Freunden und Weggefährten zur Musik des Mandolinenorchesters Edelweiß in der Awo-Begegnungsstätte die Vollendung des neunten Lebensjahrzehnts. „Wo sonst?“, mögen Eingeweihte angesichts der bisherigen Lebensleistung sagen. Die ist wahrhaftig staunenswert, und da hat die Awo seit 48 Jahren ihren festen Platz. Bis heute hat Körfges die Leitung der Begegnungsstätte an der Schloss-Dyck Straße inne, bis heute turnt sie im Gymnastikkurs vor.

Helen und Hans-Willi Körfges ließen Stationen aus dem bisherigen Leben der Mutter Revue passieren. Es war ein liebevoll amüsanter Rückblick, der Schicksalsschläge nicht aussparte und auch ein Stück Zeitgeschichte dokumentierte. Der Rhein soll zugefroren gewesen sein, als Körfges am 13. Februar 1929 in Düsseldorf geboren wurde, erzählte Helen. Zum Foto der kleinen Annemarie mit erhobenem Zeigefinger bescheinigte sie der Mutter eine frühe Begabung beim Leiten und Lenken von Menschen. Wie der Bruder betonte die Tochter mehrfach die heimelige Atmosphäre im Elternhaus. Am Küchentisch habe die Mutter viel erzählt, auch vom Krieg. „Bei uns gab es eine Erinnerungskultur, noch ehe es ein Wort dafür gab“, so Helen.

Hans-Willi Körfges berichtete, dass die Mutter gearbeitet habe, um dem Ehemann das Studium zu finanzieren. „Wer Mutti nicht kennt, hat die Welt verpennt“, kommentierte der SPD-Landtagsabgeordnete deren Begabung, Menschen für ein Mittun zu begeistern. Seit dem Tod des Ehemannes 1970 war Körfges alleinerziehende, berufstätige Mutter von drei Kindern. Sie wirkte als aktive Gewerkschafterin und engagierte Streiterin für die Gleichberechtigung. Nach vielen beruflichen Stationen stieg sie zur Abteilungsleiterin beim Coop auf. Vor 50 Jahren trat sie in die SPD ein, zwei Jahre später in die Awo. Sie setzt sich   in  in Mutter-Kind-Gruppen, bei Angeboten für Kinder und Jugendliche, dem Kinderferienwerk und Unterstützungsaktionen für verfolgte Sozialdemokraten in der ehemaligen DDR ein. Die Aktivitäten in den Begegnungsstätten lockten politische Prominenz an, darunter Franz Müntefering, Annemarie Renger und Hannelore Kraft.

„Es sind Frauen wie du, die mich dazu gebracht haben, der Awo beizutreten. Da ist viel Herzblut drin“, sagte die SPD-Landtagsabgeordnete Britta Altenkamp. Oliver Büschgens, Vorsitzender der SPD-Giesenkirchen, lobte die Jubilarin als „tragende Säule der Begegnungsstätte“. Mit der Bundestagsabgeordneten Gülistan Yüksel überreichte er Körfges für 50 Jahre Mitgliedschaft in der SPD die Ehrenurkunde. Im Gespräch brachte Körfges ihren vielfältigen Einsatz auf eine einfache Formel: „Ich habe mich immer für Menschen und Politik interessiert. Ich war immer mit Begeisterung dabei und neugierig auf die Dinge.“

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