Hilfe in Zeiten der Pandemie Ambulante Pflegedienste trotzen der Krise

Mönchengladbach · Besuche bei Pflegebedürftigen sind in diesen Tagen wichtiger als je zuvor. Die Helfer machen weiter – ungeachtet aller Widrigkeiten.

 Pflegerinnen und Pfleger sind in Zeiten der Corona-Krise für viele Menschen die einzigen Ansprechpartnerinnen, die sie im Laufe eines Tages haben

Pflegerinnen und Pfleger sind in Zeiten der Corona-Krise für viele Menschen die einzigen Ansprechpartnerinnen, die sie im Laufe eines Tages haben

Foto: dpa/Christian Charisius

Für viele Pflegebedürftige ist Stefanie Klietz derzeit die einzige Ansprechpartnerin. Die 44-jährige Altenpflegerin, seit zehn Jahren für die Caritas in der ambulanten Pflege tätig, ist auch in der Corona-Krise weiter im Einsatz. „Bei den Kunden herrschen Angst und Unsicherheit“, sagt sie. „Da muss ich für sie da sein und ihnen Ängste nehmen.“ Es gebe auch viel Erklärungs- und Beratungsbedarf.

Zwangsläufig sind Klietz’ Arbeitstage länger geworden. „Ich rede noch mehr mit den Kunden. Ich muss vor ihren Augen meine Desinfektionsmaßnahmen vornehmen. Es braucht mehr Zeit bei der Pflege.“ Sie habe Verantwortung für die Menschen, sagt Stefanie Klietz, jetzt noch mehr als in normalen Zeiten. Angst vor einer Infektion hat sie nicht. Zum einem würden viele ihre pflegebedürftigen Kunden keinen Kontakt zur Außenwelt haben. „Und diejenigen, die nur geringe Unterstützung durch mich bedürfen, halten sich wie ich an die Regelungen und vermeiden soziale Kontakte.“

Stefanie Klietz versucht, es so zu halten, wie es auch die Arbeiterwohlfahrt macht:  „Wir arbeiten ganz normal weiter“, sagt Sabine Pannhausen vom Awo-Kreisverband Mönchengladbach. Der Eindruck der Normalität soll für die Pflegebedürftigen nach Möglichkeit aufrechterhalten bleiben, obwohl die Angst immer gegenwärtig ist. Vornehmlich sind es die zu Pflegenden, die besorgt sind und von sich aus auf die Leistungen des Pflegedienstes verzichten. „Sie wollen keinen Kontakt, weil sie selbst Risikopatienten sind“, meint Pannhausen. Die rund 40 Mitarbeiter, die für die AWO im medizinisch-sozialen Dienst und im Pflegedienst tätig sind, schützen bei ihren Pflegeeinsätzen sich und die Kunden. Noch sind Masken und Handschuhe vorhanden. „Aber es wird immer schwieriger, Schutzmaterialien zu bekommen. Krankheitsbedingte Ausfälle in Zeiten vom Corona sind Pannhausen nicht bekannt. „Unsere Mitarbeiter sind ohnehin angehalten, zu Hause zu bleiben, wenn sie sich nicht gut fühlen.“

Manche der ambulanten Helfer bekommen auch selbst Unterstützung. So durfte sich Claudia Quack, Geschäftsleiterin eines Pflege- und Betreuungsdienstes, über eine Geste vom Stoff-Café Kreativ aus Rheydt freuen. Dort würden unentgeltlich Mund-Nasen-Schutzmasken für ihre Mitarbeiterinnen genäht, berichtet Quack. „Das ist eine große Hilfe für uns“, sagt die Chefin, die wie viele unter den überhöhten Preise für Mundschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel in der Notsituation leidet. Wie die finanzielle Lage für ihren Pflegedienst tatsächlich aussieht, kann sie noch nicht sagen. Beim Pflegedienst Quack sind rund 30 Mitarbeiter und einige Aushilfen tätig, die sich um etwa 200 Patienten kümmern.  „Bilanz kann ich erst ziehen, wenn ich die Krankheitstage und die Absagen komplett vorliegen  habe“, sagt Quack.  Derzeit fielen Kolleginnen vermehrt krankheitsbedingt aus. Das zwinge zum Umdisponieren. „Da ist logistisches Knowhow gefragt“, sagt Claudia Quack. Manche Leistung, wie etwa die rein hauswirtschaftliche, müsse dann zurückstehen zu Gunsten der pflegerischen.

Georg Bronheim, Leiter des Caritas-Pflegedienstes, ist froh, dass noch keiner seiner Mitarbeitenden bisher positiv auf das Coronavirus getestet wurde. „Die Belastung ist hoch. Zu den normalen Anforderungen des Berufes ist die psychische Belastung gekommen“, sagt er. In den ersten zwei Wochen hätten rund 20 Kunden abgesagt. „Auch wenn die Einbußen noch nicht genau beziffert werden können, so ist schon jetzt abzusehen, dass wir empfindliche Einbußen haben werden“, meint Bronheim und nennt ein Beispiel: Ein Mundschutz habe vor der Corona-Krise 0,05 Cent gekostet. Heute würden Preise zwischen 0,77 Cent und 2,14 Euro pro Stück verlangt. Der Preis von Handdesinfektionsmitteln habe sich verdreifacht.

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