Kolumne Mensch Gladbach Aller Anfang ist schwer

Mönchengladbach · Mit Neuem ist das so eine Sache: Einerseits verhindert nur Bewegung den Stillstand, andererseits ist das Gewohnte in dieser temporeichen Zeit wichtig. Ein neues Müllsystem gleicht da einer Revolution. Die gute Nachricht: Man gewöhnt sich an alles. Und zwar schneller als gedacht.

 Jetzt hat auch Mönchengladbach die Rolltonne.

Jetzt hat auch Mönchengladbach die Rolltonne.

Foto: Mags

Kennen Sie das? Da wacht man im neuen Jahr auf – und auf einmal ist alles anders. Das fängt natürlich schon damit an, dass die 18, die uns 365 Tage lang so zuverlässig begleitet hat, plötzlich zur 19 wird. Glückwunschkarten, unterschriebene Formulare – puh, bis wir das wieder drin haben, ist das Jahr vermutlich schon halb vorbei.

Damit haben allerdings alle Menschen zu kämpfen. Wir Mönchengladbacher müssen aber einen besonders großen Veränderungs-Klops verdauen: Seit Jahresbeginn gilt ein neues Müll-System. Und das ist mehr als nur der Abschied von der kleinen Tonne. Es ist wie ein neues Leben! Als habe jemand Fremdes willkürlich Tage im ganz persönlichen Terminkalender durcheinandergewürfelt. Denn graue Tonne, braune Tonne, blaue Tonne, gelber Sack – nichts wird mehr an dem Wochentag geleert, den wir zutiefst verinnerlicht hatten. Gartenbesitzer, die genau am Abholtag der braunen Tonnen verschlafen, wissen was Extrempuls ist … Wenn man verschwitzt in Windeseile zumindest einen Bruchteil des Grünschnitts aus einer Woche in die Tonne stopft, dann aber doch nur noch den Müllwagen in weiter Ferne von hinten sieht, dann ist der Abholtag fortan wie ins Gedächtnis tätowiert.

Und jetzt? Stimmt nichts mehr. Die erste Leerung der Papiertonne haben wir verpasst, mussten heute sogar Altpapier zum Container bringen. Wir müssen uns wie ein Computer neu programmieren. Leider dauert es bei uns Menschen deutlich länger als bei der Maschine, bis wir die neue Abfolge verinnerlicht haben.

Doch was wollen wir klagen? Die Rollen mit den Gelben Säcken des neuen Entsorgers lagen vor einigen Wochen einfach vor unserer Tür - andere Mönchengladbacher müssen dafür akrobatische Suchprozesse absolvieren. Unsere kleine graue Ringtonne wurde durch die kleinste Rolltonne ersetzt. Wir müssen sie nicht mit Nachbarn teilen, ausreichend Platz für diese größere Tonne ist auch vorhanden. Privilegierte in der revolutionären Veränderung.

Doch halt, fast hätten wir es schon vergessen: Bis wir nach Mönchengladbach zogen, vor rund eineinhalb Jahren, war das, was uns jetzt anders vorkommt, nämlich Normalität. Wir wohnten schon in einem 17-Parteien-Haus, in einem Drei-Parteien-Haus, in einem Acht-Parteien-Haus. In verschiedenen deutschen Großstädten, aber immer mussten wir die diversen Tonnen mit Nachbarn teilen. Mal standen die Behälter im Keller, mal im Hof, mal im Vorgarten. Und dennoch war es war nie ein Problem. Weil wir und unsere Nachbarn es nicht anders kannten. Weil wir daran gewöhnt waren. Und wie anders war es doch, plötzlich diese kleine Ringtonne in unser Leben zu lassen. Sie ist noch da. Aber irgendwann werden wir vergessen, dass sie da war.

Alles ist Veränderung – und meist kommt es weniger schlimm als wir befürchten. Deshalb: Ein entspanntes Wochenende!

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