Gymnasium in Mönchengladbach Schüler verdienen Geld für afrikanische Kinder

Mönchengladbach · Der Verein Aktion Tagwerk stellt im Gymnasium an der Gartenstraße eine Kampagne für Hilfe für afrikanische Kinder und Jugendliche vor. Statt zur Schule zu gehen, sollen sie Geld verdienen - einmal im Jahr.

 (v.l.) Thulani Ngomane, Melanie Choisi, Bheki Sitole, Janis Heinz und Steffen Grimske, Fabian Eschenbruch, Ingrid Hidding, Jan Jennessen und Martin van de Linde.

(v.l.) Thulani Ngomane, Melanie Choisi, Bheki Sitole, Janis Heinz und Steffen Grimske, Fabian Eschenbruch, Ingrid Hidding, Jan Jennessen und Martin van de Linde.

Foto: Dominik Lauter

Sorgenfrei in einer intakten Familie aufzuwachsen, einen Schulabschluss und anschließend eine berufliche Ausbildung oder gar ein Studium zu machen: Alles Dinge, die man hier in Deutschland für selbstverständlich hält. In einigen anderen Ländern dieser Welt sehen die Lebensumstände und Perspektiven junger Menschen oft völlig anders aus. Insbesondere in den vielen niedrig entwickelten Ländern Afrikas, wie Ruanda, Burkina Faso oder Guinea, bestimmen Armut, Verwaisung und Perspektivlosigkeit auch heutzutage noch den Alltag der zumeist sehr jungen Bevölkerung. Der Verein Aktion Tagwerk hat es sich vor 15 Jahren zur Aufgabe gemacht, in eben diesen Ländern Hilfe zu leisten. Die Idee: Deutsche Schüler gehen an einem Tag des Schuljahres für Gleichaltrige aus afrikanischen Ländern arbeiten.

„Zuhause in Afrika sind wir als Pfadfinder bei einer Organisation tätig und helfen unserer Gemeinde“, erklärt Thulani Rouchel Ngomane seinen Zuhörern aus der Unterstufe in der Aula des Gymnasiums auf der Gartenstraße. Ngomane und sein Kollege Bheki Sitole kommen beide aus Südafrika, aus der Region Mpumalanga. Als „Scouts“ wird den Afrikanern der Umgang mit der Umwelt aber auch mit anderen Menschen gelehrt.

Im Rahmen eines dreimonatigen Austausches sind die beiden nach Deutschland gekommen und Unterstützen das Bonner Team Janis Heinz und Steffen Grimske bei Schulbesuchen. Dabei geben die beiden Südafrikaner einen Einblick in die Vielfältigkeit der „Regenbogennation“ Südafrika. Im Hintergrund läuft eine Bildershow. Zu sehen: Bheki auf einem Felsen sitzend, umgeben von einer Szenerie, die sehr an den Grand Canyon erinnert. Die Schüler sind ab da an fasziniert von dem Herkunftsland der beiden. „In Südafrika gibt es nicht eine offizielle Sprache wie hier in Deutschland. Wir haben elf“, erklärt Ngomane auf Englisch. Und mit jeder Sprache geht eine eigene Kultur einher, wie Xhosa mit dem typischen Klick-Laut, Siswati oder Tsonga. Auch welche Tiere zu den „Big Five“ gehören und welches Essen typisch ist für das Land stellen die beiden vor. Zum Abschluss gibt es ein Quiz und eine Tanz-Einlage einiger traditioneller aber auch moderner afrikanischer Tänze. Das Rhythmusgefühl der Beiden überträgt sich sehr schnell auf die Schüler, die ausgelassen mitklatschen.

Rund um den Aktionstag, 19. Juni, beteiligen sich auch in diesem Jahr wieder tausende Schulen in der ganzen Republik. Die beiden Abiturienten Heinz und Grimske stellen den Schülern die simple Idee vor: „An einem Tag habt ihr die Möglichkeit, statt zur Schule zu gehen, Geld zu verdienen“, so Heinz nach der Präsentation der Projekte, die in den verarmten Ländern unterstützt werden, wie Kinder- und Ausbildungszentren. Den afrikanischen Jugendlichen soll neben den Grundbedürfnissen auch eine schulische und berufliche Ausbildung ermöglicht werden. Die Einsatzmöglichkeiten der Schüler sind vielfältig: die Gartenarbeit beim Nachbarn, ein Schnupper-Arbeitstag in der Firma der Eltern oder im Eiscafé von Nebenan sein.

Über die Jahre habe sich gezeigt, dass viele Arbeitgeber dabei mitmachen würden. Im vergangenen Jahr haben die Schüler des Gymnasiums, mit Ausnahme der zwölften Klasse, insgesamt rund 17.500 Euro erarbeitet und gehören damit zu den Top-Schulen bundesweit, weiß Melanie Choisi, Büroleiterin in Bonn. Und auch in diesem Jahr freue man sich auf die Teilnahme – auf beiden Seiten.

(dola)
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