Kolumne Denkanstoß Advent – eine Achterbahnfahrt

Mönchengladbach · Die diesjährige Weihnachtszeit ist voller Sorgen, aber auch Gelegenheiten anderen Menschen und sich selbst etwas Gutes zu tun, schreibt unsere Autorin.

In der Adventszeit gibt es viele Möglichkeiten, Menschen zu unterstützen. (Symbolbild)

In der Adventszeit gibt es viele Möglichkeiten, Menschen zu unterstützen. (Symbolbild)

Foto: dpa/Marcus Brandt

Advent und das Wort Abenteuer gehören zu einem Wortstamm. Für das Abenteuer offen sein, das ist eine Botschaft des Weihnachtsevangeliums. Ein Abenteuer steht vor der Tür, das die Welt verändert und das Leben hell macht. Gott wird Mensch! Ein Abenteuer, mal überraschend, mal herausfordernd.

Manchmal mache ich morgens mein Türchen vom Adventskalender auf und entdecke einen neuen Spruch. Heute war es: die Menschen lieben (Johannes 15,9-17). Dazu fällt mir einiges ein. Zum Beispiel das nächste „café welcome“ mit kleinen Adventsgeschenken und Liedern vorbereiten. Meine betagte Schwiegermutter im Krankenhaus besuchen und einfach Zeit mit ihr verbringen. Viel zuhören in der Seelsorge wie im Privaten. Mit Menschen sprechen und erfahren, was die Flucht vor dem Krieg in der Ukraine und in Syrien und im Jemen mit ihnen gemacht hat. Und sagen „welcome hier“, wie können wir dir helfen oder wo findest du Beratung und Unterstützung?

Auch die Energiekrise stellt viele Menschen vor Herausforderungen. Sie wissen nicht, wie sie die nötigsten Dinge bezahlen sollen. Dadurch kommen viele Familien, vor allem alleinerziehende Frauen mit Kindern, oder Menschen mit geringem Einkommen oder Studierende, unter existenziellen Druck. Die Tafeln freuen sich jeden Tag über Lebensmittelspenden.

Das alles macht was mit Menschen. Da wird Advent nicht zum Abenteuer, sondern zu einer Achterbahn. Was wir tun können: aufmerksam sein und Menschen eine Freude machen. Ihnen zeigen: „Gut, dass du da bist.“ Und selber Luft holen, einen Spaziergang machen, eine Kerze anzünden auf dem Adventskranz oder im Windlicht. Damit die Achterbahnfahrt der Gefühle, die Verzweiflung und die Dunkelheit oder die Dankbarkeit und das Licht aufscheinen kann und alles einen Platz hat. So krass ist manchmal das Leben. Die Menschen lieben und mich selbst – mit Gottes Hilfe!

Ingrid Scholz ist Pastoralreferentin und Frauenseelsorgerin in der katholischen Region Mönchengladbach.

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