Verschärfte Kontrollen in Mönchengladbach Ärger um Fahrrad-Aktionstag der Polizei

Mönchengladbach · Am 3. Juni müssen Radfahrer mit verschärften Polizeikontrollen rechnen. Grund ist ein landesweiter Aktionstag „Fahrrad und Pedelec“. Der ADFC lehnte seine Teilnahme wegen eines Schreibens des Innenministeriums ab.

 Die Polizei kontrolliert Fahrradfahrer: Das wird es am 3. Juni verstärkt landesweit geben.

Die Polizei kontrolliert Fahrradfahrer: Das wird es am 3. Juni verstärkt landesweit geben.

Foto: Schütz, Ulrich (us)

Am 3. Juni begeht die Menschheit den Tag des Fahrrads. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen macht daraus landesweit einen Aktionstag „Fahrrad und Pedelec“, bei dem Radfahrer mit Präventionsmaßnahmen beraten werden. Aber auch verschärfte Kontrollen für den Tag sind angekündigt. Mit Verkehrskontrollen werde das „Einhalten von Verkehrsvorschriften sowohl von wie auch gegenüber Rad- und Pedelecfahrerenden und die vorschriftsmäßige Beschaffenheit der Fahrräder überwacht“, wie das Innenministerium in einem Schreiben an die Polizeibehörden im Land mitteilt. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) plane, die Kontrollen in Mönchengladbach zu besuchen. Außerdem sollen Präventivangebote öffentlichkeitswirksam in die Aktion integriert werden, und das nach Möglichkeit auch mit externen Partnern wie dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC).

Doch bei den organisierten Radfahrern in der Stadt regt sich Widerstand. Der ADFC hat seine Teilnahme an der Aktion abgesagt. „Bitte haben Sie Verständnis, dass wir insbesondere die Showaktion des Ministers ausgerechnet am Tag des Fahrrads kritisch sehen. Echte Verkehrssicherheitsmaßnahmen sehen anders aus“, schrieb ADFC-Vorstandsmitglied Thomas Claßen der Polizei. Der ADFC kritisiert insbesondere das Schreiben, mit dem das Ministerium die Aktion vorbereitet hat, scharf. Darin führt das Land etwa aus, dass Unfallzahlen mit Fahrradfahrern und Pedelecfahrern steigen oder es zumindest mehr Verletzte und Schwerverletzte gibt. Weiter heißt es darin, bisherige „polizeiliche Erfahrungen sowie die bei der Polizei eingehenden Hinweise aus der Bevölkerung zeigen, dass Rad- und Pedelecfahrende sich allzu oft nicht an die Vorgaben der Straßenverkehrsordnung halten“. Außerdem liege der Verdacht nahe, dass „viele S-Pedelecfahrende entweder nicht über die erforderliche Versicherung für das Fahrzeug verfügen oder die Versicherungskennzeichen nicht befestigen, um auf den Radverkehrsflächen zu fahren“.

Der ADFC begreift diese Ausführungen als Affront. Dies signalisiere eine latent breite Selbstschuld der Fahrradfahrer an Unfällen. „Fahrradfahrer sind keine potentiellen Selbstmörder. Fahrradfahrer sterben vor allem wegen miserabler Infrastruktur, weil Baustellen nicht radgerecht ausgestattet werden und weil zum Beispiel immer noch die wenigsten Lkw mit Abbiegeassistenzsystemen ausgestattet sind“, sagt Thomas Claßen und kündigt auch an, der ADFC werde den Aktionstag des Landes am 3. Juni auch öffentlich kritisch hinterfragen.

Wie genau der Tag in Mönchengladbach aussehen wird und welche Präventivangebote es geben wird, das ist noch offen. „Die Konzeption befindet sich noch in der Abstimmung“, sagte eine Sprecherin der Gladbacher Polizei.

In Mönchengladbach hat es im vergangenen Jahr einen leichten Anstieg der verunglückten Radfahrer gegeben. 2018 waren 266 Fahrradfahrer in einen Unfall verwickelt, im Jahr davor waren 233, wie aus der Verkehrsunfallstatistik hervorgeht. Grundsätzlich ist die Zahl langfristig aber relativ konstant um 250 betroffene Fahrradfahrer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort