Konzert in der Münsterkirche Abschied von der Gladbacher Nachtmusik

Mönchengladbach · Unter Miro Dobrowolnys Leitung gestalteten Art Ensemble NRW und Gäste die Nachtmusik mit zeitgenössischen Kompositionen beteiligter Musiker. Im kommenden Jahr soll das Format durch ein Festival ersetzt werden.

 Der Abschied von der Gladbacher Nachtmusik in der Münsterkirche war geprägt von zeitgenössischen Werken.

Der Abschied von der Gladbacher Nachtmusik in der Münsterkirche war geprägt von zeitgenössischen Werken.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Die 16. Auflage der Gladbacher Nachtmusik war zugleich das letzte Konzert der Reihe. Für das kommende Jahr ist stattdessen ein auf eineinhalb Wochen angelegtes Herbstfestival geplant. Der Abschied in der Münsterkirche war geprägt von zeitgenössischen Werken, deren Komponisten mit Ausnahme von Markus Hinz das Konzert mitgestalteten. Christoph Ritters Eröffnungsspiel zu den 2019 von ihm geschriebenen „Drei Pastellstücken“ für Orgel gab einen vorwiegend verhaltenen Einstieg in einen musikalisch spannenden Abend vor. Unter Miro Dobrowolnys Gesamtleitung traten das ART Ensemble NRW und Gäste in wechselnden Formationen auf. Komponist Dobrowolny dirigierte unter anderem zu zwei eigenen Werken: „Suite sur l´accord mystique“ für sieben Instrumente mit Bezug auf Skrjabins „mystischen Akkord“ und dessen Farb-Ton-Zuordnungen wie auch die ungemein dynamische, ja fordernde Dixtour für zehn Instrumente.

Zu Ritters „5 Visions for small orchestra“ entfalteten die Interpreten sphärische Klangbilder mit fein verwobenen Einsätzen und subtilen klanglichen Assoziationen. Odilo Klasens Konzert für Orgel, Sopran und Streicher bestach in mitreißenden Kontrasten zwischen kraftvoll aufflammenden und schlichten Einsätzen. „Eugene Kang hat den schwierigen Orgelpart sehr schön und souverän gespielt“, lobte der Komponist, der zur Aufführung des eigenen Werks von 2022 Zuhörer war. Sein Kurzoratorium zum 30. Psalm „Auf Weltzeit wanke ich nie“ dirigierte er hingegen selbst. Zur ausdrucksstarken Darbietung der Gesangssolisten Ulrike Mertens (Sopran) und Martin Wistinghausen (Bass), des Düsseldorfer Kammerchors St. Franziskus-Xaverius und des Kammerorchesters fand die Nachtmusik einen berührenden Abschluss.

Der Komponist Miro Dobrowlny (links) will die vier Gladbacher Konzerte zukünftig auf ein Herbstfestival von eineinhalb Wochen verteilen.

Der Komponist Miro Dobrowlny (links) will die vier Gladbacher Konzerte zukünftig auf ein Herbstfestival von eineinhalb Wochen verteilen.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)
15. Gladbacher Nachtmusik -- Gladbacher Citykirche Kirchplatz 14

15. Gladbacher Nachtmusik -- Gladbacher Citykirche Kirchplatz 14

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

„Die Durchführung der Nachtmusik ist ein riesiger Aufwand, und der wurde durch die Pandemie sehr erschwert. Wir haben während der Lockdowns weitergemacht, aber nur online. Einige Chöre sind in der Zwischenzeit weggebrochen. Rückläufige Besucherzahlen bei Kulturveranstaltungen treffen uns besonders hart, da wir eher einen kleinen Interessentenkreis ansprechen“, fasste Dobrowolny zusammen. Bisher führte er in Mönchengladbach drei Werkstattkonzerte und die Nachtmusik durch sowie in Düsseldorf das Festival Klangräume. Die vier Gladbacher Konzerte will der Komponist zukünftig auf ein Herbstfestival von eineinhalb Wochen verteilen. Für die Notwendigkeit eines neuen Konzepts hebt er zwei Gründe hervor: Wegen der Energiekrise werden Kirchen in der kalten Jahreszeit nicht mehr geheizt. Insbesondere Sänger müssen folglich befürchten, sich zu erkälten und auf absehbare Zeit auszufallen. Instrumentalisten können mit von Kälte klammen Fingern kaum spielen. Zudem fänden sich zunehmend weniger Zuhörer mit der Bereitschaft, im mehrteiligen Konzert von 20 Uhr bis Mitternacht durchzuhalten. „In den vergangenen Jahren sind wir schon auf ein ,normales‘ Konzertmaß zurückgegangen. Da macht der Begriff ,Nachtmusik‘ keinen Sinn mehr“, führte Dobrowolny aus. Er blickt zufrieden zurück auf interessante Themen. Zu „Narr und Tod“ stand Richard Strauss´ Tondichtung „Till Eulenspiegel“ im Zentrum. Ergänzend wurde eine mit Grafiken der Universität Düsseldorf bestückte Ausstellung gezeigt. Zum 100. Jahrestag des ersten Weltkrieges stellte die Nachtmusik zum Titel „Soldiers Tales“ Vertonungen zu Briefen von Soldaten an der Front vor. Im Beethoven-Jahr wurden „Alle Neune“ des überragenden Komponisten mit musikalischen Kommentaren zu dessen Sinfonien reflektiert. „Ich bin nicht traurig. Man muss sich verändern. Als Komponist muss ich auch bei jedem Stück etwas Neues suchen, einen inneren Prozess durchlaufen und versuchen, die Zuhörer mitzunehmen“, kommentierte Dobrowolny die Entscheidung mit Blick nach vorn.

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