Handwerk in Mönchengladbach Gladbachs neue Handwerksmeister

Mönchengladbach · Die Handwerkskammer überreichte am Sonntag insgesamt 42 Gladbachern ihren Meisterbrief. Zwei von ihnen, Frank Philippen und Orathai Jurisch, sind in ihren Gewerken Beste ihres Jahrgangs in NRW geworden.

 Orathai Jurisch ist Meisterin beim Zahntechnik Labor Lucas in Mönchengladbach. Dort haat sie auch schon ihre Ausbildung absolivert.

Orathai Jurisch ist Meisterin beim Zahntechnik Labor Lucas in Mönchengladbach. Dort haat sie auch schon ihre Ausbildung absolivert.

Foto: HWK Düsseldorf

Frank Philippen bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Wer den Kfz-Mechtatroniker in der Ausbildungs-Werkstatt der Kfz-Innung im Haus des Handwerks besucht, bemerkt das schnell. Mit Engelsgeduld erklärt er Auszubildenden sein Handwerk. Dass er das exzellent kann, hat er jetzt auch schwarz auf weiß. Philippen hat seinen Meister gemacht und ist am Sonntag zusammen mit 17 weiteren jungen Handwerksmeistern als Jahrgangsbester seines Fachs auf der Bühne der Düsseldorfer Stadthalle mit einer Ehrenurkunde ausgezeichnet worden. Handwerkskammer-Präsident Andreas Ehlert und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet würdigten die Leistungen der insgesamt 846 neuen Meister im Kammerbezirk, ganz besonders aber die der insgesamt 18 Jahrgangsbesten. „Sie sind als Meister und Gründer bedeutende Innovatoren und Leistungsträger in unserem Land“, sagte Laschet. Ehlert rief die jungen Meister dazu auf: „Bleiben Sie hungrig, bleiben Sie tollkühn!“

Diese Eigenschaften haben Philippen und die Orathai Jurisch beide in den vergangenen drei Jahren täglich bewiesen. Auch Orathai Jurisch ist als Zahntechnikerin jahrgangsbeste Meisterin in NRW und wurde dafür von Laschet und Ehlert mit einer Ehrenurkunde bedacht. Beide haben ihren Meister abends neben der eigentlichen Arbeit als Geselle in der Abendschule gemacht. „Mein Anspruch war es, so gut wie nur möglich die einzelnen Module der Meisterprüfung zu absolvieren“, sagt Philippen. „Ich habe jedoch nicht damit gerechnet, als Jahrgangsbester abzuschließen.“

Orathai Jurisch, die vor 18 Jahren nach Deutschland kam und in der Hauptschule Dohlerstraße erstmal eine multinationale Klasse besuchen musste, um Deutsch zu lernen, erklärt ihren Berufswunsch so: „Ich habe mich schon immer für filigrane handwerkliche Tätigkeiten interessiert und bringe dafür auch eine gewisse Begabung mit. Ein anderer Beruf kam daher für mich nie infrage“, sagt sie. Die gebürtige Thailänderin musste viel Geschick in den intensiven praktischen Prüfungen beweisen: Sie dauern neun Tage. „Den Erfolg kann ich mir vielleicht durch meine ausgeprägte Selbstdisziplin, mein Durchhaltevermögen und meine gute Konzentrationsfähigkeit erklären“, sagt Jurisch, die im Zahntechnik Labor Lucas in Mönchengladbach arbeitet.

Die beiden Jahrgangsbesten sind zwei der insgesamt 42 neuen Handwerksmeister aus Mönchengladbach, die im Jahr 2018 die Prüfung erfolgreich abgelegt haben. Sie bekamen jetzt ihren Meisterbrief. Das waren neun Handwerksmeister mehr als noch im Jahr 2017. Damit sticht Mönchengladbach im Kammerbezirk etwas heraus. Denn eigentlich ist die Zahl der Handwerksmeister im gesamten Bezirk gesunken auf 846 (das waren 136 weniger als im Vorjahr). Die Kammer erklärt den Rückgang mit schwächeren Lehrlingsjahren 2012 bis 2014. Diese Delle habe sich bereits in den Gesellenprüfungen bemerkbar gemacht und ziehe sich jetzt eben auch in der Meisterprüfung durch. Die jungen Handwerksmeister seien aber eher für Unternehmensgründungen zu haben. 54,3 Prozent von ihnen (plus sieben Prozent) sind bereit, auf Basis der Meister-Qualifikation einen eigenen Betrieb zu gründen oder zu übernehmen, so das Ergebnis einer Befragung durch die Kammer. Die werden auch benötigt, denn in den kommenden Jahren suchen kammerweit 10.000 Betriebe einen qualifizierten Nachfolger, wie Ehlert betonte.

 Frank Philippen hat seine Ausbildung bei Daimer-Chrysler in Krefeld gemacht und arbeitet seit einigen Jahren als Ausbilder bei der Kfz-Innung Mönchengladbach.

Frank Philippen hat seine Ausbildung bei Daimer-Chrysler in Krefeld gemacht und arbeitet seit einigen Jahren als Ausbilder bei der Kfz-Innung Mönchengladbach.

Foto: HWK

Dass der Meister dabei von großem Vorteil ist, legen weitere Zahlen der Handwerkskammer nahe. Von den Meisterbetrieben, die im Jahr 2013 in die Handwerksrolle eingetragen wurden, gibt es nach fünf Jahren noch 68,4 Prozent. Von den Betrieben in den zulassungsfreien Gewerben (dazu gehören etwa Fliesenleger, Schuhmacher, Raumausstatter) haben hingegen nur 25,9 Prozent die Startphase nach fünf Jahren überstanden. Im vergangenen Jahr haben sich insgesamt 4517 Handwerker in der Region selbstständig gemacht, das waren rund 5,5 Prozent weniger als im Durchschnitt der vergangenen acht Jahre. Das liege, so Kammer-Präsident Andreas Ehlert, unter anderem an der Konjunktur: Alle verfügbaren Kräfte werden händeringend an ihren Arbeitsplätzen gehalten. Das gilt auch für Frank Philippen und Orathai Jurisch: Der Kfz-Mechatroniker und die Zahntechnikerin bleiben in ihren Betrieben.

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