Leben in Mönchengladbach Inklusive Motorrad-Tour wird zum besonderen Erlebnis
Mönchengladbach · Rund 80 Biker und Menschen mit Behinderung fuhren gemeinsam durch die Region. Zum 24. Mal sollte damit ein Zeichen für das inklusive Zusammenleben gesetzt werden.
„Wir sind nicht wichtig“ – die vier Biker, die auf dem Gelände der Hephata-Betriebsstätte auf der Erftstraße in Giesenkirchen gecampt haben, winken ab. Sie möchten nicht genannt werden. „Wichtig sind die Menschen hier bei Hephata und das Wesen der Veranstaltung“, sagt einer der Männer, die unter anderem aus Witten, Detmold und Bedburg nach Mönchengladbach gekommen sind.
Sie gehörten zu den Trikern und Bikern, die beim 24. Motorradgespannfahrer-Treffen mitmachen und sich als Fahrer in ihren Gespannen, Quads, Trikes oder Motorrädern zur Verfügung stellten, um Menschen mit Behinderungen eine Ausfahrt durch die Region zu ermöglichen. „Dieses Treffen von Menschen mit und ohne Handicap ist eine der wichtigsten Inklusionsveranstaltungen, die wir bei Hephata durchführen“, sagte Mitorganisator Andreas List, Abteilungsleiter in der Betriebsstätte.
Vergangenen Freitag begann das Treffen mit einem Camp am Lagerfeuer, die beiden Ausfahrten und ein Abschlussfrühstück folgten am Wochenende. „Auf dieses Treffen und die Ausfahrten freuen sich unsere Kunden schon das ganze Jahr“, so List. Seiner Ansicht stimmte Carina Schwind uneingeschränkt zu. Die junge Frau aus Mönchengladbach ist Kundin in der Betreuungsstätte und hatte sich schon am Freitag mit einem Zelt auf dem Campinggelände eingefunden. Sie war voller Vorfreude: „Es macht mir sehr viel Spaß. Jedes Mal fahre ich mit einem anderen Biker mit.“
Immer mehr Motorradfreunde aus Nah und Fern, sogar aus den Niederlanden, kommen zu dem Gespannfahrertreffen von Hephata. Nach den Voranmeldungen rechnete Bart Schouenberg, Beauftragter für inklusive Entwicklung bei Hephata, mit 80 Fahrern. „Wir werden immer professioneller und wachsen immer mehr“, betonte er. Inzwischen sorgt die Voranmeldung per Internet für eine bessere Planung. Viele Fahrer haben Erfahrungen mit Behinderten aus den eigenen Familien, andere machen gern, weil sie einfach eine Freude bereiten wollen.
Auch wenn die Fahrten im Mittelpunkt stehen, gehörte zu dem dreitägigen Fest ein großes Rahmenprogramm mit Musik, auch von inklusiven Bands, mit Essen und Trinken, mit Informationen rund ums Motorradfahren vom TÜV und der Polizei. Das gute Wetter trug ebenfalls dazu bei, dass viele Besucher auf das Gelände kamen und die zahlreichen Gespanne der Biker bestaunten. List hatte die Streckenführung geplant, die die Biker und ihr gehandicapten Beifahrer durch die Region leitet. Rund 35 Kilometer waren die einstündigen Ausfahrten lang. Hackhausen, Hochneukirch, Wickrathberg gehörten zu den Stationen. „Wir haben in den Orten die Heimatvereine und Freiwilligen Feuerwehren informiert. Sie sorgen dafür, dass bei den Durchfahrten viele Menschen an den Straßenrändern stehen und winken, wenn wir vorbeikommen.“ Die Polizei kümmerte sich darum, dass die Konvois nicht an Kreuzungen und Ampelanlagen aufgehalten werden.
„Sehen und gesehen werden, so ist die Devise“, sagte Harald Ulland, theologischer Vorstand von Hephata, in seinem Dankeswort an die Mitarbeiter, ans Organisationsteam, an die vielen Helfern an den Ständen und an die Biker. Die Kunden von Hephata sehen nach ihm die Welt mit anderen Augen und lassen sich den Wind um die Nase wehen. Und sie werden von den Menschen in den Orten gesehen und wahrgenommen. Sie sind Teil der Gesellschaft – und die Fahrten Teil eines inklusiven Zusammenlebens.