Kolumne Denkanstoß Ein Tag zum Aufmuntern – nicht nur der Einsamen

Mönchengladbach · Der 11. Juli ist nicht nur der Gedenktag des heiligen Benedikt. Er ist auch der Aufmunterung der Einsamen gewidmet. Eine Idee, die aus den USA kommt und in Corona-Zeiten auch in Mönchengladbach besonders bedenkenswert ist.

 Die Pandemie schafft nicht nur räumliche Distanz zwischen Menschen.

Die Pandemie schafft nicht nur räumliche Distanz zwischen Menschen.

Foto: dpa/Felix Kästle

Manchmal hört oder liest man in den Medien von sogenannten „Welttagen“. Und dann wundert man sich, was es nicht alles gibt. Manche Welttage scheinen sehr abstrus, andere sind eher skurril-amüsant, wieder andere bedenkenswert. Morgen, am 11. Juli, gibt es den „Muntere-die-Einsamen-auf-Tag“ (Cheer up the lonely day). Seinen Ursprung hat der Tag in den USA, und die Idee ist, ein Zeichen der Freundlichkeit zu setzen, um einsamen Menschen zu zeigen, dass sich jemand für sie und ihre Belange interessiert. Ein Privatmann aus Detroit soll diese Initiative ins Leben gerufen haben, also der „Muntere-die-Einsamen-auf-Tag“ ist kein staatlich verordneter Gedenktag. Bisher scheint dieser Tag  auch noch nicht so kommerzialisiert. Hat man je davon gehört?

Vor allem soll Menschen in Altenheimen,  Krankenhäusern und betreuten Wohneinrichtungen  mit diesem  Aktionstag etwas Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt werden. Von daher passt solch eine Idee perfekt in die gegenwärtige Coronazeit. Vielfach haben wir uns arrangiert mit den Einschränkungen und Auflagen. Jeder versucht, sich zurecht zu finden und neue Gewohnheiten in den Alltag zu bekommen. Händeschütteln zur Begrüßung war gestern – wird das überhaupt wiederkommen in unserer westlichen Gesellschaft? Küsschen links und rechts, von vielen manchmal belächelt, aber gerade von der jüngeren Generation oft extensiv betrieben – werden wir das wiedersehen auf unseren Plätzen und Straßen?

Treffen, Besuche, Verabredungen finden seit Monaten höchstens im kleinen Kreis statt; die sozialen Medien fangen zwar etliche Kontakte auf, aber es gibt auch viel Alleinsein, viel Einsamkeit, nicht nur im Homeoffice und durch Kurzarbeit. Man trifft sich nicht mehr bei Kulturveranstaltungen; die Kirchen mahnen, dass man nach den spärlich besuchten öffentlichen Gottesdiensten den Kirchraum möglichst zügig verlässt und auch draußen nicht zu lange in einer „Ansammlung“ herumstehen und erzählen soll. Insofern kann ein „Muntere-die-Einsamen-auf-Tag gut tun.

Am 11. Juli ist auch der Gedenktag des heiligen Benedikt ( geboren um 480), dem man die Gründung des Benediktinerordens zuspricht. Seine Ordensregel, vor allem das „ora et labora“ (bete und arbeite – im Sinne von sorge für dich und dein Auskommen, aber unterbreche die Arbeit,  besinne dich  immer wieder und trete bewusst mit Gott in Kontakt) hat die Zeiten überdauert. Von Benedikt ist auch überliefert, dass er sich für Arme und Notleidende einsetzte. Insofern passen beide Gedenktage zueinander; ein Tag, an dem wir einander aufmuntern können mit guten Worten, Nachsicht, kleinen Gesten der Freundlichkeit in dieser manchmal unwirtlichen Zeit. Insofern wünsche ich uns, dass es uns gelingt, uns gegenseitig ein wenig aufzumuntern.

Ulrike Wellens ist Pastoralreferentin im Regionalteam der katholischen Region Mönchengladbach.

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