Mönchengladbach Moderne Bibliothek muss sein

Mönchengladbach · Interview Die Mönchengladbacher Erfolgsautorin Rebecca Gablé spricht über ihre Beziehung zur Stadtbibliothek und deren Stellung in Zeiten virtueller Medien. Und sie erzählt, wann sie zum E-Book greift.

 Die Autorin Rebecca Gablé glaubt, dass Bibliotheken mehr sind als die Summe der in ihnen verwahrten Buchstaben.

Die Autorin Rebecca Gablé glaubt, dass Bibliotheken mehr sind als die Summe der in ihnen verwahrten Buchstaben.

Foto: cityvis

Frau Gablé, was halten Sie als Autorin von einer virtuellen Bibliothek?

Gablé Virtuell ist unsere Stadtbibliothek doch längst, aber ich finde, das liegt völlig neben der Sache. Für die Leseförderung von Kita-Kindern hat die Stadtbibliothek Jünter — das Maskottchen von Borussia Mönchengladbach — als Paten gewonnen und, nebenbei bemerkt, für dieses Projekt einen ihrer vielen Preise eingestrichen. Wie soll man solche Begegnungen und die Impulse, die davon ausgehen, digitalisieren? In der Stadtbibliothek werden in katastrophal unzureichenden Räumen die Bestände der Franziskanerbibliothek verwahrt. Darunter sind Schätze von großer Seltenheit und Wiegendrucke, also Bücher, die vor dem Jahr 1500 entstanden sind. Wie soll man den Hauch von Gutenberg digitalisieren, der sie umweht? Und nicht zuletzt: Wie soll man den Kaffee digitalisieren, den man in der Stadtbibliothek beim Zeitunglesen und Stöbern genießen kann und dessen Duft einen verführt, sobald man das Gebäude betritt?

Sie haben es gesagt, die Räumlichkeiten in der Bibliothek sind beengt. Aber die Stadt hat hohe Schulden. Soll trotzdem neu gebaut werden?

Gablé Die Sanierung des derzeitigen Gebäudes, die ja aus brandschutztechnischen Gründen unumgänglich wäre, würde auch Millionen verschlingen, aber nachher stünden wir mit denselben unzureichenden Räumen da wie jetzt. Ob Neubau oder Umbau eines besser geeigneten, bestehenden Bauwerks, muss objektiv und natürlich mit Blick auf die Kosten geprüft und diskutiert werden, aber wir brauchen eine moderne Bibliothek in attraktiver Lage im Stadtzentrum.

Was bedeutet die Stadtbibliothek für Sie?

Gablé Die Stadtbibliothek ist keine bloße Verwahranstalt medialer Inhalte, sondern ein lebendiger Ort der Begegnung und Kultur, die dort nicht zuletzt auch nachwachsenden Generationen vermittelt und zugänglich gemacht wird. Sie ist ein vielfach ausgezeichnetes Vorzeigeprojekt, auf das wir stolz sein können, und sie hat etwas Besseres verdient als den alten Kasten an der Blücherstraße.

Wie lesen Sie eigentlich am liebsten Bücher — gebunden schwarz auf weiß oder digital als E-Book?

Gablé Das kommt darauf an: Auf Reisen oder auch im Wartezimmer beim Zahnarzt ist ein E-Book-Reader ein praktischer Begleiter, und ich habe meinen fast immer dabei, wenn ich das Haus verlasse. Aber für gemütliche Lesestunden zu Hause geht doch nichts über ein echtes Buch mit seinem sorgfältig gestalteten Umschlag, akkuraten Satz, raschelnden Papier ... Mit Büchern verhält es sich letztlich genau wie mit Bibliotheken: Sie sind weit mehr als die Summe der in ihnen verwahrten Buchstaben.

Gabi Peters stellte die Fragen.

(RP/ila)
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