Mönchengladbach Mode-Talk: Studenten fordern fair produzierte Kleidung ein

Mönchengladbach · Die noch frische Erinnerung an den Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch mit mehr als 1000 Toten schwebte gestern Nachmittag wie eine düstere Wolke über den Campusgesprächen im Audimax der Hochschule.

 Christian von Daniels (van Laack), Designer Thomas Rath, Hugo-Boss-Chefdesigner Kevin Lobo, ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, Andreas Schmitz (Tuchfabrik Willy Schmitz), Modeunternehmer Gerry Weber und Rolf Königs im Hörsaal.

Christian von Daniels (van Laack), Designer Thomas Rath, Hugo-Boss-Chefdesigner Kevin Lobo, ZDF-Moderatorin Dunja Hayali, Andreas Schmitz (Tuchfabrik Willy Schmitz), Modeunternehmer Gerry Weber und Rolf Königs im Hörsaal.

Foto: Raupold, Isabella (ikr)

Thema: "Corporate Social Responsibility", übersetzt in etwa: Unternehmerische Sozialverantwortung. Denn obwohl dieser Trendbegriff verschiedenste Aspekte wie Ökologie, Frauenquoten und den korrekten Umgang mit Werbegeschenken betreffen kann, ging es in erster Linie um die Fragen: Wie können Textil- und Bekleidungsunternehmen gewährleisten, dass ihre Produkte unter fairen Bedingungen entstehen und in die Läden gelangen — und wie können Endverbraucher sicherstellen und kontrollieren, dass die Angaben der Hersteller auch vertrauenswürdig sind? Die Studenten, an denen sich das erste Campusgespräch im Rahmen der Messe "MG zieht an" richtete, hakten immer wieder nach.

Und die Teilnehmer der Podiumsdiskussion, eingeladen vom austragenden Initiativkreis, äußerten durchaus unterschiedliche Ansichten. Christian von Daniels, Geschäftsführer von van Laack, sagte, faire Produktionsbedingungen müssten Teil des Markenversprechens von Unternehmen sein, "dann regelt der Wettbewerb alles andere". Modeunternehmer Gerry Weber hielt es für "unrealistisch", auch Billig-Produzenten wie Kik und H & M — für die es etliche Seitenhiebe hagelte — mit unter einen Hut bekommen. Zudem gebe es auch in Bangladesch längst Betriebe, in denen die Mitarbeiter fair behandelt und entlohnt würden. Ein Herkunfts-Label in einer Hose etwa habe deswegen wenig Aussagekraft.

Kevin Lobo, Chefdesigner bei Hugo Boss, appellierte an die Unternehmen, sich selbst hohe Maßstäbe zu setzen und diese dann auch strikt einzuhalten: "Wir kontrollieren und auditieren unsere Produktionsbetriebe regelmäßig unangekündigt." Designer Thomas Rath sagte hingegen, es sei am Endverbraucher, Druck auszuüben. "Mit der Geiz-ist-geil-Mentalität muss endlich Schluss sein."

Am Ende blieb die von ZDF-Journalistin Dunja Hayali moderierte und unter Schirmherrschaft von Andreas Schmitz (Tuchfabrik Willy Schmitz) stehende Diskussion ergebnisoffen: Einen Königsweg gibt es nicht. Doch die Möglichkeit, die gesamte Produktionskette von Textilien im Internet zu verfolgen, gibt es — und sie wird immer populärer.

(RP/rl)
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