Mönchengladbach Mobbing-Opfer wehrt sich gegen Rausschmiss

Mönchengladbach · Monika H. arbeitet mit Haushund Lilli als Alltagsbegleiterin in einem Seniorenzentrum. Sie klagte gegen die Kündigung – und bekam Recht.

 Monika H. gibt nicht auf. Sie möchte weiterhin mit Hündin Lilli ihrer Arbeit als Alltagsbegleiterin für Senioren nachgehen.

Monika H. gibt nicht auf. Sie möchte weiterhin mit Hündin Lilli ihrer Arbeit als Alltagsbegleiterin für Senioren nachgehen.

Lilli war der Star im Otto-Zillessen-Haus. Die Appenzeller-Hündin kam im Oktober 2010 als Haushund in das Seniorenzentrum an der Ludwig-Weber-Straße. Mit Monika H.*, die seit Dezember 2009 in dem Haus, das vom Diakonischen Werk betrieben wird, als Alltagsbetreuerin arbeitet, besuchte sie die Senioren im Betreuten Wohnen und in der Abteilung für dementiell Erkrankte. Lilli hat eine feine Antenne für die Befindlichkeiten der Menschen. Sie spürt Trauer und schenkt Zuwendung, sie spürt Stress und vermittelt Ruhe. Die Bewohner und Patienten liebten den Hund – und Lilli liebte sie.

Derzeit ist es Monika H. (51), die Trost und Zuwendung braucht. Denn seit einigen Monaten gibt es in einem Teil des Mitarbeiter-Kollegiums im Otto-Zillessen-Haus Streit und Zank. Wann die Unstimmigkeiten begonnen haben und durch wen oder was sie ausgelöst wurden, kann inzwischen niemand mehr sagen. Fakt ist aber, dass Monika H. am 13. März 2013 ihre Kündigung erhielt und vor das Arbeitsgericht zog. Die Kündigungsklage gewann sie am 26. April 2013. "Aber danach wurde die Situation noch schlimmer", sagt sie.

Die Vorwürfe sind gegenseitig. Monika H. fühlt sich gemobbt, der Geschäftsführer der Mönchengladbacher Diakonie, Heinz Herbert Paulus, wirft ihr Arbeitsverweigerung vor. Und immer spielt Lilli eine Rolle. In einer ersten Abmahnung wurde Monika H. plötzlich nicht mehr gestattet, den Hund mit in die Einrichtung zu bringen. "Dabei ist Lilli vom Diakonischen Werk angeschafft worden", sagt Monika H. "Es ist belegt, dass die Kosten für den Hund vom Träger der Einrichtung übernommen wurden."

In den Medien wurde auch überregional viel über Lilli berichtet (auch in der RP). "Sie war eine Art Aushängeschild des Hauses, unsere Arbeit mit dem Haushund galt als Pilotprojekt und innovativ." Auch gegen das Hundeverbot ist der Anwalt von Monika H., Dr. Michael Küsgens, gerichtlich angegangen – mit Erfolg. Im Vergleich wurde Monika H. weiterhin gestattet, ihre Arbeit in Begleitung des Hundes auszuüben. Ausnahme: während der Essensausgabe an die Bewohner.

In der vergangenen Woche ist die Situation eskaliert. "Plötzlich sollte Lilli sich nur noch auf der zweiten Etage des Hauses aufhalten dürfen", berichtet Monika H. "Sie hatte die Anweisung, den Hund, wenn sie nicht mit ihm arbeitet, auf der zweiten Etage im Gang abzulegen", sagt Heinz Herbert Paulus. Dieser Anweisung habe sich Monika H. widersetzt. Außerdem hätten eine schmuddelige Decke und ein Hundeknochen auf dem Gang gelegen. Die nächste Abmahnung folgte. Monika H. wird darin mit arbeitsrechtlichen Maßnahmen, die bis zur Kündigung des Arbeitsverhältnisses gehen können, gedroht.

Als Auslöser für den Streit sieht Rechtsanwalt Küsgens zwischenmenschliche Spannungen. "Die Leitung des Hauses versucht mit allen Mitteln, meine Mandantin loszuwerden." Eine Rolle hätten auch veränderte Arbeitszeiten und ein neuer Einsatzbereich innerhalb des Hauses gewesen. "Das Thema ist total eskaliert", sagt auch Heinz Herbert Paulus. Er habe Frau H. vor einigen Wochen gebeten, zu gehen und einen außergerichtlichen Vergleich zu schließen. "Das hat sie abgelehnt."

Derzeit ist Monika H. krank geschrieben. Sie hat angekündigt, auch gegen die neue Abmahnung anzugehen. Ihr Anwalt wird sie dabei unterstützen. Außerdem hat sich die Alltagsbegleiterin mit dem Verein Mob-Stop in Verbindung gesetzt. 2005 hat Rechtsanwalt Ralf Skrzipietz den Verein gegründet, um Opfer von Mobbing zu unterstützen. "Ich werde nicht aufgeben, ich liebe meine Arbeit", sagt Monika H. Wenn sie von den Bewohnern des Hauses spricht, die nicht verstehen, warum Lilli nicht mehr da ist, kommen ihr die Tränen. * *Name ist der Redaktion bekannt

(RP)
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