Mönchengladbach Mit Wildblumen gegen Eintönigkeit

Mönchengladbach · Heinz Rütten und Harald Görner haben für den BUND ein "Stadtökologisches Konzept" entwickelt. Es beschreibt eine grüne Zukunft für Mönchengladbach bis 2030.

 Ackerraine mit blühenden Pflanzen und Wildblumen als Straßenbegleitgrün: Dies empfiehlt ein Konzept, das ein Umwelt-Handlungsleitfaden für Mönchengladbach bis 2030 werden kann.

Ackerraine mit blühenden Pflanzen und Wildblumen als Straßenbegleitgrün: Dies empfiehlt ein Konzept, das ein Umwelt-Handlungsleitfaden für Mönchengladbach bis 2030 werden kann.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Als Harald Görner (74) Junglehrer war, saß Heinz Rütten (63) als angehender Abiturient im Deutschunterricht vor ihm. Jahre später - Rütten ist inzwischen selbst Lehrer für Biologie und Chemie - trafen sie sich beim Gladbacher Umweltverband BUND wieder. Und beide entwickelten als Mitglieder der Organisation eine Idee, die sie schrittweise umsetzten und von deren Ergebnis sie hoffen, dass es bei Politikern und Planern Anklang findet: ein "Stadtökologisches Konzept". Ihr Werk trägt die Zusatzbezeichnung "Grüne Zukunft für eine lebenswerte Stadt Mönchengladbach 2030". Auf 32 Seiten sind rund 70 Vorschläge aufgeführt, wie die Stadt ihr ökologisches Profil schärfen kann. Als Handlungsleitfaden verstehen sie ihre Anregungen, mit denen sie eine umweltorientierte Stadtentwicklung anstoßen wollen. Ihr Konzept haben sie Planungsdezernent Gregor Bonin und seinem Team bereits vorgestellt, in den nächsten Wochen stehen Termine in den Fraktionen des Stadtrats an. "Wir sind mit unseren Vorschlägen bisher auf großes Interesse gestoßen", sagt Görner.

Dies hat viel damit zu tun, dass bei städtischen Planern der Stellenwert eines ökologischen Stadtumbaus erheblich an Bedeutung gewonnen hat. Das liegt aber auch daran, dass Görner und Rütten nicht aus einem Wolkenkuckucksheim auf die Stadt schauen und scheinbar utopische Forderungen erheben. Sondern sich an konkreten Beispielen aus anderen Kommunen orientieren, die sie beschreiben und auf Mönchengladbach übertragen. Etwa Wildblumen als Straßenbegleitgrün wie in Freiburg oder breite Radwege wie in den Niederlanden. Aber sie fanden auch in Mönchengladbach selbst viele positive Beispiele, wie naturnah gedacht und gehandelt wird: Da gibt es eine schöne Wildblumenwiese am Rande des Naturschutzgebiets Vorster Busch, einen Ackerrain an der Winkelner Straße mit vielen blühenden Pflanzen (und einer leider zu frühen Mahd) und die renaturierte Bungtbachaue. Görner und Rütten fragen sich auch: "Warum findet sich Vergleichbares nicht noch an vielen anderen Stellen in der Stadt?"

 Sie haben das "Stadtökologische Konzept" entwickelt und stellen es Verwaltung und Politikern vor: Harald Görner und Heinz Rütten (r.).

Sie haben das "Stadtökologische Konzept" entwickelt und stellen es Verwaltung und Politikern vor: Harald Görner und Heinz Rütten (r.).

Foto: Dieter Weber

Dass sich dies ändert, dafür setzen sie sich ein. Deshalb haben sie auch das "Stadtökologische Konzept" entwickelt und zu Papier gebracht. Neun Umweltbereiche haben sie definiert, den Ist-Zustand beschrieben und Empfehlungen gegeben, deren Umsetzung sie und der BUND für erforderlich halten. Und sie loben dabei durchaus die Vorhaben, die städtische Planer mittlerweile auf der Agenda haben. "Die Renaturierung des Bungtbachs durch die NEW ist wichtig und gut gelungen. Auch der geplante Gladsee für die City Ost und der Masterplan sowie die Strategie ,MG+' bieten ausgezeichnete Ansätze, die in eine ökologische Richtung gehen. In dieser Hinsicht hat sich in Mönchengladbach einiges verändert. Das sorgt regelrecht für einen Motivationsschub" sagt Görner. Mit seinem Mitstreiter Heinz Rütten will er, dass Umwelt- und Naturschutz mehr als bisher zu einem entscheidenden Maßstab für die Stadtentwicklung wird. "Warum werden nicht mehr Dächer von Häusern und Tiefgaragen begrünt? Warum gestaltet man das Straßenbegleitgrün nicht naturnaher und abwechslungsreicher? Warum wirken Gewerbegebiete mit Rasenflächen, die Golfrasenqualität haben, so steril?", fragt Rütten. Beide haben festgestellt, dass es gar nicht so schwer ist, mehr artenreiche Naturräume zu schaffen. Görner: "Vor allem nicht in den Außenbereichen. Da kann man Feldränder mit Blühstreifen, Kleingewässer und Gehölzstreifen anlegen und Hecken pflanzen."

Einen besonderen Vorschlag haben sie für die Hochhaussiedlung Römerbrunnen. Rütten: "Da ist es möglich, statt des eintönigen Rasens einen Gemeinschaftsgarten anzulegen. Vergleichbares gibt es in anderen Städten. Ein Garten wird dem Bedürfnis der Menschen nach Grün und Natur mehr gerecht als ein Rasen und fördert außerdem das soziale Miteinander der Bewohner." Er und Görner appellieren an Politiker und Planer, die vorhandenen Freiräume in der Stadt nicht für Wohnquartiere, Straßen und Gewerbegebiete zu opfern und dafür noch mehr landwirtschaftliche Fläche aufzugeben. Außerdem fordern sie, dass Mönchengladbach Mitglied im "Bündnis von Kommunen für biologische Vielfalt" wird. Görner: "127 Kommunen sind Mitglied, unter anderem Krefeld, Neuss und Düsseldorf. Das ist ein wichtiger Informationspool, und der Mitgliedsbeitrag ist gering."

Das "Stadtökologische Konzept" kann auf der Homepage des BUND heruntergeladen oder als Druck bestellt werden: www.bund-mg.de

(biber)
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