Serie 55 Dinge, Die Man In Mönchengladbach Erlebt Haben Sollte (26) Mit Trödelmanni Feilschen lernen

Mönchengladbach · Der Trödelmarkt ist für viele Gladbacher ein fester Termin am Samstagmorgen. Dort ist so manches alte Schätzchen zu finden.

 Auf dem Trödelmarkt an der Trabrennbahn ist alles zu finden, was sich in einem Haushalt ansammelt. Wer gerne stöbert, kommt auf seine Kosten.

Auf dem Trödelmarkt an der Trabrennbahn ist alles zu finden, was sich in einem Haushalt ansammelt. Wer gerne stöbert, kommt auf seine Kosten.

Foto: isabella raupold

Neben der Trabrennbahn entsteht schon früh am Samstagmorgen eine kleine Parallelwelt. Da kennt man sich, da wird gefeilscht und gehandelt, beraten und verkauft. "Was gibt's Neues?" – "Bin letzte Woche zum zweiten Mal Oma geworden!", schallt es aus der einen Ecke, "Alles muss raus, alles für 50 Cent!", aus der anderen. Zugegeben: Zwischen einigen Van-Gogh-Drucken im schönen Rahmen findet man auch mal ein gerahmtes, 1,50 Meter hohes Robbie Williams Poster aus den frühen 2000ern – aber irgendein Liebhaber findet sich schon.

Besonders an warmen Tagen ist der Trödelmarkt für viele Gladbacher ein fester Termin am Samstagmorgen. Wer auf der Suche nach Kuriositäten ist, sollte aber lieber früh aufstehen: Wenn die Händler um 5 Uhr am Morgen aufschlagen, kommen bald schon die ersten Trödelexperten, die die Stände nach dem Besonderen durchforsten. Aber auch zu späterer Uhrzeit findet sich immer noch allerhand Wiederverwertbares, besonders für handwerklich Begabte. Die Kisten mancher Händler quellen nur so über von Taschen, Geschirr, Spielzeug und allem anderen, was sich in einem Haushalt findet. "Ich seh' hier in letzter Zeit auch immer mehr junge Frauen, die Sachen zum Basteln suchen", erzählt ein Händler. "Trödelmanni", wie er sich selbst nennt, ist auf verschiedenen Märkten der Region unterwegs – er muss es wissen. Wer eine kreative Ader besitzt, kann aus alten Bilderrahmen oder Möbeln ganz neue Stücke entwerfen. Tausende Internetseiten und Bücher in den Bibliotheken beschäftigen sich mit der neuen "Do it yourself"-Kultur, übersetzt "Mach es selbst".

Und wie sieht es in Sachen Feilschen aus? Ist das auf dem Trödelmarkt erlaubt oder der Eindruck aus den Urlaubsländern? "Feilschen? Kein Problem. Aber vernünftig!", sagt Trödelmanni mit erhobenem Zeigefinger und holt ein Bild hervor. Roter Klatschmohn in Gold gerahmt, 45 Euro soll das gute Stück kosten. Für 40 Euro würde er es abgeben, bei einem netten Augenaufschlag vielleicht sogar für 35 Euro. "Aber dann muss Schluss sein. Leben und leben lassen, ich muss ja auch meine Standgebühr wieder reinkriegen." Wenn der Kunde direkt versucht, um die Hälfte runterzugehen, findet Trödelmanni das unanständig. Aber ein bisschen lässt sich am Preis schon machen.

Während auf der Trabrennbahn nebenan die Pferdegespanne ihre Runden ziehen, leert sich der Markt langsam. Händler packen nicht verkaufte Vasen wieder liebevoll in altes Zeitungspapier. Ein Käufer trägt höchst zufrieden seine neueste Errungenschaft für die Sammlung nach Hause. Bis zum nächsten Samstag. Dann sehen sie sich alle wieder. "Denk dran, nächste Woche krieg' ich wieder zwei von den Autos!" - "Ich nehm' dich beim Wort. Aber dann bitte mit allen Reifen!"

(ansc)
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