Mönchengladbach Mit den Echoes of Swing in der Maschinenhalle

Mönchengladbach · Klavierfestival Ruhr zu Gast im Monforts-Quartier

 Das Quartett Echoes of Swing beim Auftritt im Monforts-Quartier

Das Quartett Echoes of Swing beim Auftritt im Monforts-Quartier

Foto: Reichartz

Der schwere, eisern-ölige Geruch großer Textilmaschinen aus verschiedenen Epochen der Webkunst. In einer Industriehalle, durch die Echos ratternder Webstühle der Vergangenheit geistern. Doch das Echo, das sich im Monforts-Quartier nun beim Klavier-Festival Ruhr vermittelte, erinnerte eher an Grand-Hotels. In Zeiten, da bei eleganter Swing-Musik - gern bei sanften, ins Mikrofon gehauchten Jazz-Balladen - mondän gekleidete Herrschaften ihre kühlen Drinks schlürften. Was für ein Kontrast!

In der Tat ging es bei dem Auftritt von "Echoes of Swing" in der Maschinenhalle um Kontraste pur. Dank der generösen Einladung des Unternehmens Kleinewefers, wie Festival-Intendant Prof. Franz Xaver Ohnesorg charmant betonte, geschah dies zum ersten Mal an dieser überaus reizvollen Spielstätte. Neben äußerlichen Kontrasten zwischen Jazz-Welt, mondäner Festival-Stimmung und Industriestätte liebt das Quartett "Echoes of Swing" selbst den Kontrast. Man schätzt, auch bei den Moderationen, einen angenehmen Humor, ist gerne ironisch, selbstironisch. Dabei pflegen Colin T. Dawson (Trompete und Gesang), Chris Hopkins (Alt-Saxofon) Bernd Lhotzky (Piano) und Schlagzeuger Oliver Mewes einen äußerst kultivierten und distinguierten Sound. Ja, sie machen Swing, Sachen aus den 20ern, wie "Delirium". Doch erinnern sie in ihrer kompakten Besetzung und der klangästhetischen Raffinesse auch an spätere Stilformen. Echo heißt bei ihnen nicht, epigonal einen Untoten an das moderne LED-Licht zu zerren, sondern das Feuer statt der Asche weiterzutragen. Mit viel musikalischer Reflexion. So hört man einmal ganz kurz, auch aus dem Kontext gerissen, eine Phrase, die nach "Bei mir bist du schön" klingt.

Dawson spielt nicht nur feinsinnig Trompete, er ist auch warm tönender, sanfter Vokalist. Hopkins' Saxofonspiel ist durchaus mal extrovertiert, bleibt aber stets geschmackvoll. Zauberkraft bewies er, wie auch Pianist Lhotzky, als Solist. Der spielt ganz in der Tradition des Stride-Piano. Zudem klingt, was bei ihm in glänzendem Anschlag aus dem Flügel dringt, überaus modern. Schlagzeuger Mewes bringt so manches Solo rhythmisch zur Explosion.

Mit zahlreichen Songs, auch von ihrem neuen Album "Blue Pepper", gab es ganz viel thematisch oder musikalisch Blaues: "Azure" (Duke Ellington), "Wild Cat Blues" ("Fats" Waller), Paulo Contes "Azzurro", oder das traditionell mexikanische Lied "La paloma azul". Und dann noch eine Hommage an den Bebop, der ihnen sehr nahe steht. Bravo!

(laki)
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