Mönchengladbach Misswahl mit Lidstrich und Petticoat

Mönchengladbach · Zwölf Kandidatinnen kämpften um den Titel Miss Schloss Rheydt. Teilnahmebedingung: Sie mussten in Outfits der 50er, 60er oder 70er Jahre über den roten Teppich im Rittersaal laufen.

Zwölf Kandidatinnen kämpften um den Titel Miss Schloss Rheydt
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Zwölf Kandidatinnen kämpften um den Titel Miss Schloss Rheydt

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Jetzt musste sich die Jury entscheiden. Welche der zwölf Kandidatinnen sollte die Miss Schloss Rheydt werden? Nummer sieben im türkis-weiß gepunkteten ärmellosen Kleid mit Petticoat und kinnlanger blonder Lockenmähne? Samt knallrotem Lippenstift und schwarzem Lidstrich, versteht sich.

Nummer vier, die ebenfalls blond gelockt in Omas cremeweißem Hochzeitskleid mit schwarzem schulterfreiem Oberteil über den roten Teppich im Rittersaal des Schlosses gelaufen war? Oder doch Nummer zwölf, die ihr hellrosafarbenes Minikleid aus alter Bettwäsche selbst genäht hatte, und sich bei der Frisur ihrer langen braunen Haare an Uschi Obermeier orientierte?

In originalen oder nachgeschneiderten Outfits der 50er, 60er und 70er Jahre traten die zwölf Frauen im Alter von 19 bis 68 Jahren gestern vor rund 120 Zuschauern an. Die drei Juroren Dr. Thomas Hoeps, Leiter des Kulturbüros der Stadt, Modedesignerin Eva Brachten und Make Up Künstlerin Ilona Herx wussten genau, wonach sie suchen: nach einem möglichst authentischen Gesamtpaket.

Authentisches Gesamtpaket

"Die Misswahl bildet den Abschluss unserer Ausstellung ,Aus Garderoben und Kleiderschränken — Damenmode der 50er bis 70er Jahre'", sagte die wissenschaftliche Volontärin des Museums, Julia Wallentin. Gerade hatte sich die Jury aus dem Rittersaal zurückgezogen, um sich eine Viertelstunde lang zu beratschlagen. In zwei Runden waren die Kandidatinnen zuvor von ihnen begutachtet und auf Herz und Nieren geprüft worden: Zuerst sollten die Frauen etwas über sich erzählen, dann etwas über ihre Garderobe. Auch ihr Wissen testeten die Juroren, stellten Fragen zu Toast Hawaii, den Beatles, Perlon, Flower Power, Cocktailkleidern und Miniröcken.

"Ich war überhaupt nicht nervös", erzählte Cornelia Dahmen in der Pause. In einem ärmellosen, hellblauen, knieumspielenden Kleid mit aufgestickten weißen Blüten aus dem Second-Hand-Shop in Berlin, im dunkelblauem Mantel mit weißen Schmetterlingen, weißer Handtasche, einer Perlenkette, Ohrringen und Armband kämpfte die 51-Jährige um den Titel. An den Füßen trug sie die Schuhe, in denen ihre Mutter 1954 geheiratet hatte. Die kinnlangen blonden Haare waren offen, natürlich setzte auch sie auf knallroten Lippenstift.

"So etwas trage ich alles im wirklichen Leben auch", sagte sie. Jenes hellblaue Kleid sei ihr Sonntagskleid, ergänzte die Wegbergerin, die zum ersten Mal bei einer Misswahl mitmachte. Für andere Kandidatinnen war der Nachmittag im Schloss Rheydt hingegen nur ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit. So präsentierte die 28-jährige Diana Dolensky ein Kleid, in dem ihre Oma 1954 geheiratet hat. "Ich wollte sie einfach stolz machen", begründete sie ihre Teilnahme an der Misswahl vor der Jury. Waltraud Erkelenz war in einem Rock da, den ihre Mutter trug, als sie 1954 mit ihr schwanger war.

Die 68-jährige Asta Steenbergen hatte sich in ein schwarz-weißes Kleid mit rotem Gürtel geworfen, in dem sie als 17-Jährige einen Rock 'n Roll-Wettbewerb gewann. Den Titel Miss Schloss Rheydt musste sie gestern jedoch einer anderen überlassen: Cornelia Dahmen gewann den begehrten Titel.

(RP)
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